Maschine

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Langsam fallen mir die Augen zu. Mein Arbeitsspeicher ist schon lange komplett überlastet. Aber anstatt Informationen von ihr zu löschen, stopfe ich ihn nur noch voller mit weiteren Dateien. Alle Alarmglocken sind an. Alles leuchtet rot. Updates, mal abschalten, runterfahren. Aber trotzdem zwinge ich mich da zu bleiben. Wach zu bleiben. Ich muss ja abrufbereit bleiben. Falls ich eine neue Nachricht bekommt. Irgendwer was von mir braucht oder will.
Seit Tagen schon laufe ich auf Energiesparmodus, trotzdem versuche ich so zu arbeiten wie auf Vollleistung.
Mein Kopf dröhnt. Ich halte ihn fest.
Meine CPU kommt nicht mehr hinterher. Es kommen zu viele Informationen an, als das sie weiter verarbeitet werden können. Trotzdem klicke ich weiter auf alle möglichen Ordner, um sie zu öffnen und abzurufen.
*Neustart erforderlich.*
Ich drücke das Fenster weg. Versuche meine Augen offen zu halten.
Schaue aus dem Fenster. Draußen ist es dunkel. Schon wieder. Es ist als hätte ich heute kein einziges bisschen Tageslicht gesehn.
Ich sehe mein Spiegelbild im Fenster. Wie eine leere Hülle. Ein Roboter ohne Programmierung. Nutzlos. *Neustart erforderlich.*
Wieder klicke ich das Fenster weg. Plötzlich kommt eine neue Nachricht in meine Mails.
Mit einem Mal spielt alles verrückt. Meine Kühlung brummt wie verrückt. Meine CPU arbeitet, als würde ich 1 Terrabyte downloaden wollen. Dabei ist es nur eine kleine Nachricht. Eine Sache die alles zum einstürzen bringt. Meine Augen fallen zu. Mein Kopf kippt auf den Tisch vor mir. Auf dem meine Lernzettel und Stifte verteilt sind.
Keine Chance meinen Computer wieder zum Laufen zu bringen. Es ist, als würde ich wie gelähmt sein. Ich werde gezwungen für einen Moment herunterzufahren.
Also lass ich es geschehn. Und mit einem Mal kommt alles aus den letzten Tagen hoch. Ich hab mir die ganze Zeit gesagt, dass ich jtz nicht schwach werden darf. Nicht aufhören darf zu arbeiten, denn ich muss auf alles vorbereitet sein. Lückenlos. Perfekt. Als wäre ich eine Maschine.
Tränen steigen in mir auf. Du musst immer 100% geben. So viel wie du kannst. Kein Misserfolg, nichts an mich heran lassen, mein Ziel verfolgen.
Ich schlucke meine Tränen hinunter.
Aber dieses Mal kann ich sie nicht mehr aufhalten. Sie platzen aus mir heraus. Und mit ihnen meine ganze Anspannung. Die Angst zu versagen. Die Angst mir im Nachhinein zu denken, dass ich ja noch mehr hätte machen können. Mein Computer macht einen Neustart. Entleert den Papierkorb, schafft wieder Speicherplatz. Bis ich aufhöre zu weinen.
Und mit einem Mal wird mir was bewusst.
Ich bin keine Maschine. Ich bin nicht perfekt. Und ich werde niemals alles wissen können.

long story shortWo Geschichten leben. Entdecke jetzt