Funktionieren und Überdenken

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Hey ihr, kurzes Vorwort.

Ich weiß ich hab mich schon lange nicht mehr gemeldet. Ich habe viele Geschichten angefangen, aber keine so wirklich beendet, weil es einfach nicht zu meinem Mood gepasst hat. Mir gehen gerade viele Gedanken bezüglich meiner Kreativität etc. nicht aus dem Kopf. Zum Beispiel auch eine Anmerkung von meinem besten Kumpel, dass ich nur über traurige Dinge schreibe und dann wenn es mir nicht gut geht. 

Ich hab echt lange versucht nur positives zu schreiben, was mir eigentlich nicht schwer fallen sollte, weil ich von Grund auf positiv bin, aber dann hab ich realisiert, dass das hier einfach ein Ventil für mich ist, um meine Trauer, meine Wut und Verzweiflung auszudrücken, weil ich das im echten Leben schwer kann. 

(Btw ja, mir fällt das erst dann auf, als ich mal wieder heulend vor meinem Schreibtisch sitze, aber so ist das mit Erkenntnissen)  

Also, für alle die, die lieber meine positiven, abenteuerlichen Gänsehautmomemt-Geschichten mögen. Die werden sicher auch bald wieder kommen. Aber im Moment, jetzt, möchte ich erstmal über was schreiben was mich gerade wirklich bewegt.

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Ich sitze im Klassenraum. Meine Beine habe ich lang ausgestreckt, meine Füße unter dem Stuhl meines Vormannes verschränkt. Ich liege mehr in meinem Stuhl als das ich sitze. Aber nur so halte ich es die Stunde noch aus. Meine Arme liegen auf meinem Tisch. Ich spiele mit meinem Kuli. Dreh den oberen Teil auf und wieder zu. Mein Blatt ist weiß. Obwohl es wohl schlauer wäre den Stoff mitzuschreiben. Aber anstatt meiner Lehrerin zuzuhören, wie sie im fließenden Spanisch auf ratlose Gesichter einredet, habe ich schon lange abgeschaltet. Das ist eventuell auch meinem Schlafmangel zu schulden und, dass ich schon seit 4,5 Stunden hier sitze. 

Ich bin in meinen Gedanken. Mein Blick schweift von der Tafel nach draußen aus dem Fenster. Ich sitze direkt daneben, sodass ich eine wunderschöne Aussicht auf eins der Dächer unseres Schulgebäudes habe. Wow. Ich beobachte eine Taube, welche auf dem Dach auf und ab geht. Taube müsste man sein. Dann hätte ich keine Probleme, müsste nicht hier sitzen und den ganzen Lernstoff in mich aufsaugen. Ich wäre ausgeglichen, nicht müde, einfach frei. Zudem könnte ich auch noch hinfliegen wo ich will. Das wär jetzt was. Und außerdem, Tauben arbeiten auch nicht und sie hatten auch nie den Druck gute Noten zu schreiben oder einen Job zu bekommen oder sich selbst zu verwirklichen. Sie existieren einfach. Und sie leben trotzdem. Und wahrscheinlich ist ihr Leben 1000 mal erfüllter als meins gerade. Wie kommt das?

Immerhin sind die Ferien gerade mal drei Wochen lang her. Und wieder habe ich mir am letzten Ferientag versprochen, mir keinen Stress zu machen. Und wieder habe ich es schon nach der ersten Woche wieder aufgegeben, weil ich.. einfach ich bin. Und weil mein Ehrgeiz mich dazu bringt alles so perfekt zu machen, wie es geht. Ich meine versteh mich nicht falsch. Ich liebe meinen Ehrgeiz und ich mag es zu lernen und zu arbeiten. Aber ich schaff es immer wieder mich selbst an mein Limit zu bringen, obwohl ich auch ganz anders könnte und das stört mich. Ich meine gut ja, das weiß ich jetzt auch schon seit 13 Jahren. 

"Aber Celina, wieso änderst du das denn nicht?" Gute Frage aus dem Publikum. Ich weiß die Antwort um ehrlich zu sein selbst nicht. Aber ich bin dabei es herauszufinden. Okay, das bin ich schon seit 12 Jahren, aber so ist das mit Erkenntnissen. Manche brauchen halt länger, um umgesetzt zu werden. 

"Das ist ja jetzt schön und gut, aber worauf willst du jetzt hinaus?" Noch eine sehr gute Frage aus dem Publikum. Ich will darauf hinaus, dass es vollkommen okay ist, wenn mal was nicht funktioniert. Und wenn du nicht funktionierst, weil du müde oder gestresst bist, dann ist das auch vollkommen okay. Es ist auch okay, sich zu überarbeiten, wenn man das braucht, wenn man sich angeeignet hat, alles perfekt machen zu wollen und zu müssen. Aber was nicht okay ist, ist, wenn man sich so viel Stress macht, dass man daran kap...

"Celina, kannst du bitte den Text vorlesen?" Ich schrecke auf und schaue perplex erst an die Tafel und dann zu meiner Sitznachbarin. Sie hat ihr Buch aufgeschlagen. "Uno momento por favor", antworte ich nuschelnd, während ich hektisch mein Buch aufschlage und anfange zu lesen.

Es gibt immer Momente wo man funktionieren muss, auch wenn einem das nicht passt oder man davon gestresst ist. Und das zu realisieren ist gut. Aber manchmal, darf man nicht alles zu sehr überdenken, manchmal muss man die Dinge einfach laufen lassen. Denn egal was passiert, egal wie scheiße alles ist. Tauben leben auch und die sind auch glücklich.



long story shortWo Geschichten leben. Entdecke jetzt