Camilla Moretti
„Jetzt zielst du direkt auf meinen Kehlkopf. Wenn du jemanden dort triffst ist es ein K.O.-Schlag.", befahl mein Gegenüber und ich nickte. Also verlagerte ich mein Gewicht auf den vorderen Fuß und beobachtete Mateos Bewegungen genau. Als nächstes musste ich eine Schwachstelle ausfindig machen.
Nach ein paar Sekunden wusste ich wie ich es machte. Schnell täuschte ich, ganz so wie ich es gelernt hatte, einen Schlag an und zielte dann mit meiner Hand auf seinen Kehlkopf. Doch noch bevor ich ihn erreichte, packte mein Gegenüber meine Faust und stoppte meine Bewegung.
Zudem drehte er mir die Hand auf den Rücken und machte mich damit bewegungsunfähig. Dabei schoss ein Stechen in meine Schulter und ich biss mir schnell auf die Lippe. Vor Mateo wollte ich nicht schwach wirken.
Dieser ließ mich endlich los und erklärte:„ Wenn du schon einen Schlag vortäuschen willst, dann mach es so wie ich es dir gesagt habe. Du musst voll durchziehen, sonst sieht jeder erfahrene Kämpfer sofort, dass du nicht wirklich auf die Stelle zielst."
„Das hast du die letzten Male auch schon gesagt und trotzdem wird es nicht besser.", beschwerte ich mich und ließ dabei meinen schmerzenden Nacken kreisen. Mateo grinste schief und zuckte nur mit den Schultern. Dann nahm er sich ein Handtuch, das hinter den blauen Sportmatten, auf denen wir standen, lag. Damit wischte er sich das Gesicht ab, obwohl er nicht wirklich geschwitzt hat.
Während er das tat, hatte ich einen perfekten freien Blick auf seinen durchtrainierten Bauch, bei dem sich die Muskeln bei jeder Bewegung mit bewegten. Jedes Mädchen müsste bei diesem Anblick sabbern. Immerhin hatte ich das am Anfang auch getan, aber inzwischen kannte ich Mateo einfach zu gut.
Dieser hatte mittlerweile meinen interessierten Blick bemerkt und sofort rutschte ihm ein Kommentar über die vollen Lippen:„ Hör auf zu starren, sonst werde ich noch rot."
„Du bist so ein Idiot, Mateo.", sagte ich betont ernst, aber mein breites Grinsen, das ich nicht unterdrücken konnte, verriet mich direkt.
Wie so oft legte Mateo aber noch einen oben drauf:„ Nur dein Idiot, meine süße Camilla."
„Pass bloß auf, dass du auf deiner Schleimspur nicht ausrutscht und dir das Genick brichst."
„Wärst du dann untröstlich?", erkundigte sich Mateo und legte dabei dramatisch seine Hand aufs Herz.
Doch ich hatte in den letzten Monaten viel von ihm gelernt:„ Ich wäre nur untröstlich, weil ich dich dann nicht mehr umbringen kann."
„Autsch.", gab Mateo von sich und mit einen entsetzten Gesichtsausdruck ließ er sich auf den Boden sinken.
Belustigt sah ich zu wie er sich hinlegte und an die Decke starrte. Dabei konnte ich sein wunderschönes Gesicht perfekt betrachten. Er faszinierte mich wirklich. Es lag daran, dass er so anders war als die Leute, die ich kannte.
Während ich ihn grinsten betrachtete, war Mateo das Schauspiel zu langweilig geworden und er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dabei wirkte er wie ein kleiner Hundewelpe.
Bei dem Gedanken brach ich in lautes Gelächter aus. Mateo sah mich nur komisch an, aber ich konnte einfach nicht aufhören. Stattdessen ließ ich mich neben ihn sinken und japste zwischen den Lachern lautstark nach Luft.
„Lachst du über mich?", fragte mich Mateo, aber es klang eher wie eine Drohung und ich ahnte schon was jetzt kam.
Ich starrte Mateo, plötzlich ganz still, mit großen Augen an, aber er kannte kein Erbarmen. Stattdessen schmiss er sich auf mich und begann mich mit seinen großen Händen zu kitzeln.
Kreischend versuchte ich mich aus dem Überfall zu befreien, aber Mateo hatte sich bereits auf mich gesetzt und mir blieb nichts anderes übrig als angestrengt nach Luft zu ringen und mich dabei wie ein Wurm zu winden.
Mateo interessierte das jedoch gar nicht. Erst als ich ihm versprach, dass ich nie wieder über ihn lachte, hörte er auf.
Natürlich musste er mir vorher noch einmal durch meinen sorgsam gemachten Pferdeschwanz, was mich dazu veranlasste ihm einen bitterbösen Blick zuzuwerfen.
„Ihr scheint ja ein wirklich effektives Training zu machen.", unterbrach eine Stimme aus dem Hintergrund unser Blickduell.
Sofort standen Mateo und ich auf und mein Blick glitt durch die Sporthalle.
Ein paar Meter vor uns sah ich die Person stehen.
Mateo, der sich schnell ein T-Shirt angezogen hatte, ging zu dem Mann. Auch ich folgte ihm und meinte dann:„ Du bist heute früh dran."
„Ich wollte sehen ob du schon besser geworden bist, aber wie ich sehe hat Mateo aufgegeben.", meinte David schulterzuckend an. Ich hatte ihm tatsächlich sehr viel zu verdanken. Dazu zählte auch das Selbstbewusstsein, dass ich jetzt hatte.
Seit ich von Noah weg bin, war ich bei David gewesen und dieser war ausgesprochen nett gewesen. Es gab nur ein Thema auf das ich ihn nicht ansprechen durfte und das war Bianca. Jedes Mal wenn ich ihn fragen wollte, wies er mich ab und das akzeptierte ich. Trotzdem war ich mir sicher, dass er mir half den Verräter zu finden, weil er sie ja auch geliebt hatte.
„Du träumst schon wieder Camilla.", stellte Mateo schief grinsend fest und stieß mir in die Seite.
Genervt sah ich zu ihm hoch und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf David. Dieser wies mich an ihm zu folgen, was ich bereitwillig tat.
Erst in dem schönen Wintergarten machten wir halt und David deutete mir an mich zu setzen. Es war mein Lieblingsort in der Villa. Hier wuchsen überall wunderschöne Blumen, die in voller Farbpracht erstrahlen. Außerdem konnte man von außen die Vögel beobachten, die hin und her flogen. Als ich angekommen war, war ich hier gewesen und hatte angefangen die Blumen zu zeichnen, was ich aber bisher noch nicht beenden konnte. In der Mitte des Raumes standen zwei weiße Sofas sich gegenüber und auf denen nahmen David und ich jetzt auch Platz.
Unruhig rutschte ich etwas hin und her, aber Davids ernster Blick zeigte mir, dass er das gar nicht zu schätzen wusste.
Endlich begann er sein Anliegen zu erklären:„ Du bist viel selbstbewusster und offener in den letzten Monaten geworden. Das gefällt mir ausgesprochen gut."
„Danke.", antworte ich ihm, als er nicht weiter redete. David war da ganz anders als Noah. Er war nicht so stürmisch und viel mit der Tür ins Haus, stattdessen versuchte er jedem genug Zeit zu geben sich auf die Situation einzustellen.
„Du weißt doch, dass unser Deal war, dass du mir hilfst ein noch größerer Mafiaboss zu werden und ich dir dafür den Verräter ausliefern werde.", fuhr mein Gegenüber fort und ich nickte misstrauisch. Mir war überhaupt nicht klar worauf er hinaus wollte.
Aber er war ja auch noch nicht fertig:„ Es wird Zeit, dass du mir zur Seite stehst. Ich denke du hast genug gelernt, um deinen ersten Auftrag zu bekommen."
„Was soll ich tun?", erkundigte ich mich und ich bemerkte, dass meine Hände zu zittern begannen. Auch David, der mich aufmerksam beobachtete, bemerkte das. Vorsichtig stand er auf und setzte sich neben mich.
„Ich weiß, dass das schwer ist, aber ich weiß, dass du bereit bist.", sprach er mir mit ruhiger Stimme Mut zu und nahm sanft meine zitternden Hände.
Unsicher sah ich zu ihm hoch und meine Augen trafen auf seine. Fast schon in Zeitlupfe hob er eine Hand und strich mir eine Strähne aus meinem Gesicht. Er tat es fast genauso wie Noah es immer getan hatte. Bei der Erinnerung musste ich den aufkeimenden Kloß herunter schlucken. Kurz brauchte ich um mich wieder zu erinnern, dass David vor mir saß und nicht Noah, denn den hatte ich ja verlassen. Bestimmt war er krank vor Sorge und wurde vollkommen verrückt. Aber er wusste ja auch nicht, dass ich wiederkommen würde, wenn er mir nur sagen würde, dass er für mich sich ändern würde und mich respektieren würde wie er es mit Luc tat. Wenn er den Verräter finden würde und wenn er Bianca rächen wollten würde.
Bevor David noch auf weitere Ideen kommen konnte, meinte ich:„ Ich tue es."
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The Mafia - Eisliebe
RomanceBand 2 der Mafia - Dilogie Ihr Kampf für Gerechtigkeit veränderte eine Dynasty ohne Gewissen. Camilla wollten einfach nur ihr Leben mit Noah genießen, aber es ist noch lange nicht jede Schuld beglichen. Der Verräter ist immer noch nicht gefunden und...