Kapitel 24

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Camilla Moretti

Ein Surren ertönte und der Beamte, dessen Schlagstock locker an seiner Hüfte baumelte, öffnete die Tür. Er roch nach einem billigen, süßen Parfum und sein Vollbart sah ungepflegt.

Lucia nickte ihm steif zu und lief dann an ihm vorbei.

Veronica und ich blieben bei dem Wärter zurück, der uns für zwei Assistentinnen hielt. Er betrachtete Veronica mit einem gierigen Blick und ich hoffte, dass Lucia bald wiederkam.

Der Plan war simpel. Fast schon zu simpel.

Das Gefängnis war nicht wirklich gut gesichert, da im Moment ein Schichtwechsel stattfand. Trotzdem gab es zu viele Wachleute.

Also durfte unsere kleine Befreiungsaktion als keine ersichtlich sein.

„Es muss schrecklich langweilig sein, immer hier zu stehen und nie die bösen draußen bekämpfen zu dürfen.", fing Veronica an zu reden und leckte sich dabei übertrieben über die Lippen. Sofort hatte sie die volle Aufmerksamkeit des Mannes. Dessen Blick heftete sich auf ihre Lippen. Veronica nutze das aus und ihre eine Hand legte sie auf die Brust des Mannes.

Dieser war gefesselt von der braunhaarigen Schönheit vor ihm, die ihm all ihre Aufmerksamkeit zu schenken schien. Aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit, was ich nur zu gut wusste.

Als Veronica sich langsam vorlehnte und es schien als wollte sie ihm etwas zuflüstern, ging es ganz schnell.

Sie griff nach dem Schlagstock, der etwas zu locker befestigt war und noch bevor der Mann wusste, wie ihm geschah, traf ihn ein harter Schlag am Kopf.

„Das hat aber auch viel zu lang gedauert.", Lucia öffnete die Tür und hinter ihr erschien eine junge Frau, die einen orangen Overall trug. Ich wusste sofort, dass das Sonia war.

Doch noch bevor ich auch nur einen Satz sagen konnte, klatschte Veronica in die Hände und meinte:„ Jetzt da wir alle da sind, sollten wir schnell gehen. Der Wachmann wird bestimmt nicht lange bewusstlos bleiben. Und wenn der aufwacht, muss der immerhin eine Zurückweisung der italienischen Art verkraften."

Nach diesen Worten rannten wir alle los und konnten von Glück sagen, dass keiner am Empfang gesessen hatte. Es war ein glücklicher Zufall, aber ich glaubte, dass es auch Schicksal gewesen sein konnte.

Erst im Auto blieb mir Zeit durchzuatmen. Mein Schutzengel musste heute besonders aktiv gewesen sein. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie wir so perfekt aus dem Gefängnis kommen konnten.

Letztendich war das aber auch alles was zählte.

Sonia, die neben mir auf der Rückbank saß, war sehr ruhig. Insgesamt sah sie eher schlecht aus. Ihre Haare waren fettig und die einst pinke Farbe war nur noch zu erahnen. Sie war einem hellblonden Ansatz gewichen, der das ungepflegte Erscheinungsbild unterstrich.

„Nur das du es weißt, was dir passiert ist, tut mir furchtbar leid, Sonia. Ich hatte ja keine Ahnung, was David dir antuen würde. Ehrlich gesagt dachte ich, dass er dich beschützt.", meine leise Stimme durchbrach die Stille und damit auch das unangenehme Schweigen. Es schien als würde keiner wissen, was er dem anderen erzählen sollte. Was sagte man denn auch nach so etwas.

Sonia, die immer noch starr auf die Lehne des Fahrersitzes starrte, schaute nicht zu mir. Es schien, als wäre sie in ihrer eigenen Welt gefangen, was mir fast schon ein wenig Angst machte. Dies erinnerte mich an die Zeit, als Noah mich eingesperrt hatte. Damals war ich ähnlich apathisch gewesen.

„Du hast ihm direkt in die Karten gespielt.", wisperte Sonia auf einmal und ich sah überrascht auf. Ich hätte nicht erwartet, dass sie mir noch antwortet. Aber über das was sie gesagt hatte, konnte ich mich auch nicht freuen. Das Gegenteil war der Fall, weshalb ich sofort nachhakte:„ Was meinst mit damit, Sonia?"

Sie schwieg wieder und sah nicht aus, als würde sie etwas sagen wollen.

Lucia, die auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich zu uns um und fixierte Sonia mit einem angsteinflößenden Blick.

Im Gegensatz zu mir schien sie kein Interesse daran zu haben ihr ein paar Minuten Ruhe zu gönnen. Stattdessen befahl sie:„ Sag uns sofort, was und wen du meinst. Wenn wegen dir meinem Bruder etwas passiert, dann wird dich niemand mehr retten können."

„David hat mich entkommen lassen."

„Nein, hat er nicht. Falls sich den Spatzengehirn erinnern kann, fällt dir bestimmt ein, dass wir dich aus dem Gefängnis geholt haben.", Lucias Stimme war schneidend und duldete keinen Widerspruch. Aber Sonia schaute nicht einmal zu ihr auf, als sie antwortete:„ Bist du wirklich so dumm, dass du denkst, dass du mich einfach aus einem Hochsicherheitsgefängnis holen kannst. Und glaubst du wirklich, dass David solch dämliche Wachen einstellt."

Veronica drehte sich kurz zu mir um und wir tauschten einen verwirrten Blick. Keiner sagte ein Wort, aber ich war mir sicher, dass Lucia kurz davor war, Sonia umzulegen.

Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich fragte mich, worauf Sonia anspielte und vor allem ob ihre Behauptungen stimmten. Auch wenn David wusste, dass ich weg war, konnte er nicht wissen, dass ich Sonia holte, um Manuel auf meine Seite zu ziehen. Und noch weniger konnte er wissen, dass Veronica und Lucia mir helfen. Doch der kleine, fiese Gedanke, dass es sein könnte, blieb. Wie war nicht wichtig, nur dass die Chance bestand war es.

„Wir sollten umdrehen und uns erstmal einen Plan überlegen. Wenn Manuel bei David ist, könnte es passieren, dass sie uns direkt töten.", Veronica fuhr weiter, aber ihre Haltung war so angespannt, dass die Angst mir noch ein Stückchen weiter die Kehle hochkroch.

Am liebsten hätte ich meiner Freundin sofort zugestimmt, aber ich musste Sonia zu Manuel bringen. Sonst würde ein verheerender Krieg ausbrechen.

Lucia, die anscheinend kurz nachgedacht hatte, sagte bestimmt:„ Wir werden jetzt zu David und Manuel fahren und ihnen Sonia übergeben. Wenn wir das tun, dürfen Luc und Noah mit uns gehen. Wenn nicht, wird es wohl ein paar Morde zu beklagen geben."

„Luc und Noah sind nicht bei euch?"

Wir alle ignorierten Sonia. Stattdessen brachte auch ich mich in das Gespräch ein:„ Sonia ist David doch komplett egal. Wie willst du es anstellen, dass er für sie seine Pläne aufgibt?"

Sonia sah zwischen uns hin und her, während Lucias und meine Blicke bestimmt Blitze versprühen mussten. Diesmal konnte ich nicht nachgeben. Es stand immerhin ein Leben auf dem Spiel und ich konnte nicht zulassen, dass schon wieder jemand starb. Immerhin war alles was ich wollte, dass der Verräter ausfindig gemacht wird und sich endlich für Biancas Tod verantwortete.

„Oh David wird sich nicht für Sonia interessieren. Aber was mit dir ist, wird ihn ganz bestimmt zu einem Handel bewegen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 19, 2021 ⏰

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