Kapitel 16

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Camilla Moretti

Wie ein Mantra sagte ich mir immer wieder, dass ich das hier schaffen würde, aber es wurde trotzdem nicht leichter. Allein Mateos Anwesenheit gab mir die Sicherheit, dass ich das Richtige tat.

Meine Hände waren um das Lenkrad verkrampft und anders als bei den Rennen, die ich sonst fuhr, war mir dieses Mal bewusst, dass ich bei dem kleinsten Fehler eine Kugel im Kopf hatte. Die Straße rauscht an mir vorbei und ich erkannte im Rückspiegel das schwarze Auto, indem sich Noah und Luc befinden mussten. Die Beiden waren mein Ziel. Auch wenn ich am Anfang des Plans gezögert hatte, fühlte es sich schon fast wie ein Rausch an und ich schämte mich dafür, dass ich es den Jungs heimzahlen wollte.

Aber für Schuldgefühle waren jetzt keinen Platz. Mateo neben mir deutete gerade auf die Raststätte und ich sah wie der LKW das Auto neben sich in diese Richtung abdrängte. Der Fahrer war David und dieser fuhr so dicht an das Auto, dass ich Angst hatte, dass er die Beiden zerquetschte.

Mein Fuß fand das Gaspedal und ich gab wieder etwas Gas. Das Auto hinter mir fuhr vor und in dem Moment bremste ich komplett, sodass die einzige Möglichkeit war auf den Rastplatz einzubiegen. Und das taten sie auch.

„Wir haben sie.", bestätigte mir Mateo mit einem Blick aus dem Fenster. Aber ich wollte mir das gar nicht angucken, denn die Geräusche reichten mir.

Ab und zu waren ein paar Beschimpfungen und Schläge zu hören und ich konnte mir vorstellen, dass sich Davids Leute an dem Leid von den Beiden Jungs ergötzten.

Mateo war der keine Ausnahme und schließlich stand er auf und verließ das Auto mit den Worten, dass ich ihm folgen sollte.

Die Männer von David waren natürlich in der Überzahl, aber Luc und Noah hatten trotzdem ordentlich ausgeteilt. Einige der Männer bluteten und einer saß sogar am Boden und sah so aus, als hätte er eine gebrochene Nase.

Mein Bauch rumorte als mein Blick weiterschleifte und auf Luc und Noah fiel, die vor zwei Männern knieten, die ihnen jeweils eine Waffe an den Kopf hielten.

In mir zog sich etwas zusammen und ich sah schuldbewusst auf den Boden, immerhin hatte ich hier die Hauptarbeit geleistet, indem ich die Beiden bei der Polizei angezeigt hatte.

„Ist es nicht", David trat vor die Beiden und versperrte mir somit die Sicht, „ärgerlich, wenn man merkt, dass jemand anderes schlauer ist?"

Ich hörte jemanden auf den Boden spuken und traute mich einen Schritt aus dem sicheren Schatten von Mateo vorzutreten.

Das Bild vor mir ließ Zweifel hochkochen. Noah hatte zwar immer noch seine arrogante Haltung, aber seine Lippe war aufgeplatzt und sein Auge sah so aus, als würde es in den nächsten Tagen ziemlich anschwellen. Luc erging es nicht wirklich besser, aber mein Blick war wie hypnotisiert auf die Liebe meines Lebens gerichtet.

Ich spürte wie sich ein Arm um mich legt und sah Mateo, der mich zufrieden anlächelt, aber das konnte ich nicht erwidern. Ich hatte gegen alles an das ich glaubte verstoßen und was für Ängste Lucia gerade ausstehen mochte. Das hatte ich nicht bedacht. Aber ich hatte auch keine Wahl, redete ich mir selbst ein, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Es war gespenstisch still wie ich jetzt feststellte und als ich suchend zu Mateo sah, bemerkte ich, dass wir einige Schritte vorgegangen waren und jetzt direkt neben David standen.

Luc und Noah hatten mich auch bemerkt und ich konnte sehen, dass sie eindeutig viele Fragen hatten.

Aber etwas Anderes ließ sich nicht lesen, sie hatten alles unter einer Maske verborgen. Sogar Luc schien jetzt eiskalt zu sein, was mich wunderte, weil er doch sonst so liebevoll und fröhlich war.

Da fiel es mir auf und ich zupfte an Mateos Ärmel. Dieser beugte sich sofort herunter und ich flüsterte verärgert:„ Wir hatten ausgemacht, dass nur Noah davon betroffen ist und nicht die Anderen."

„Was stört es dich?", wunderte sich Mateo und ich konnte hören wie lächerlich er diese Problem fand. Aber ich hasste es, dass ich auch noch Luc da mit rein zog, immerhin hatte er mir nichts getan. Lediglich Noah hatte sich geweigert mir zu helfen und dafür konnte er jetzt etwas leiden.

Ich keuchte auf:„ Das hier ist nicht richtig. Das bin nicht ich, Mateo. Niemals würde ich den Beiden irgendetwas tun, aber sie sind noch nicht einmal bei euch und schon habt ihr sie verletzt."

„Süße, wir leben in einer Welt in der die Mafia regiert, da löst man Konflikte nicht durch Gespräch, sondern durch den Tod."

„Tod?", hakte ich nach und meine Augen weiteten sich. Mein Gehirn schien langsam wieder an zu arbeiten und ich erkannte was ich hier angerichtet hatte.

David wollte nicht durch die Beiden ein paar Teile von Noahs Mafia bekommen, sondern die ganze Mafia und das ging nur wenn Noah tot war.

Mateo bestätigte mir diesen hässlichen Gedanken:„ Was denkst du denn? Wir betreiben doch nicht so einen Aufwand, um ein paar Anteile zu treffen. Wir sind Erzfeinde, Camilla. Wir wollen den ganzen Kuchen."

„Ihr bringt sie um.", kreischte ich und auf einmal lagen alle Augen auf mir. Irgendwie hatte ich ganz vergessen, dass wir immer noch auf diesem hässlichen Rastplatz standen, auf dem ich wohl die schlechteste Entscheidung meines Lebens getroffen hatte. Nicht einmal Bianca war es wert, dass ich meine Seele verkaufte. Das hätte sie niemals gewollt und würde sie noch leben, dann hätte sie mich von Anfang an von diesem bescheuerten Plan abgehalten.

Jetzt mischte sich auch David in das Gespräch ein:„ Sie müssen nicht zwingend sterben."

„Das glaubst du doch selber nicht.", knurrte Noah und mein Blick schnellte zu ihm. Seine raue Stimme hatte mir gefehlt und ich würde nur zu gerne wissen, ob seine Haare immer noch so weich waren wie sie aussahen.

Noah würdigte mich allerdings keines Blickes und das schlimmste war, dass er das Recht dazu hatte. Ich hatte ihn für meine tote beste Freundin verraten und dafür gesorgt, dass David ihn umbringen wird.

David wendete sich jetzt Noah zu:„ Du musst mir nur alle Rechte für deine Mafia geben und anerkennen, dass du niemals wieder in dieses Geschäft einsteigen wirst."

„Eher lass ich mich töten."

The Mafia - EisliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt