Camilla Moretti
Die Tage nachdem ich das Gespräch mit David hatte waren ins Land gezogen und bis auf Mateo, der mir mein Essen brachte, hatte ich niemanden gesehen. Mein Zimmer war der einzige Ort, an dem ich mich wohl fühlte.
Erst war es mir nicht aufgefallen, aber dann wurden mir immer wieder komische Blicke zugeworfen und ich verstand, dass sie mich alle als „das Mädchen, das Noah Cano liebt" sahen. So sehr ich auch versuchte sie zu ignorieren, ich konnte es einfach nicht. Der Einzige, der mich nicht so ansah war Mateo und dafür war ich ihm auch unendlich dankbar.
Doch der schlimmste von allen war David. Nicht weil er mich auch so abwertend ansah. Er ignorierte mich und auch wenn er mich als Partnerin und Beraterin wollte, schloss er mich aus.
„Alles leere Worte.", sagte ich leise zu mir selber und schaute mein trauriges Abbild im Spiegel, der Gegenüber von meinem Bett stand. Eigentlich müsste ich froh sein, immerhin konnte David herausfinden wer der Verräter war, aber stattdessen saß ich krumm auf dem großen Doppelbett und starrte mich selbst mich traurigen Augen an. Wenn Veronica jetzt hier wäre, dann hätte sie schon lange ihr Ziel erreicht, aber ich war zu feige. Oder David benutzte mich, um Noah wahnsinnig zu machen.
Mein Blick glitt neben mich. Der Gedanke war in meinem Gehirn auf einmal sehr naheliegend und das Telefon, das neben mir stand, schien mich anzuflehen es zu benutzen.
„Soll ich wirklich?", fragte ich mich selbst und meine Hand griff vorsichtig nach dem kalten Gegenstand. Es war meine einzige Möglichkeit. Mein Handy hatte ich nämlich bei Noah liegen lassen.
Das Telefon lag schwer in meiner Hand und es fühlte sich fast schon falsch an. Wenn mich jetzt jemand erwischen würde, dann wäre meine Zeit hier kürzer als erwartet.
Schnell, damit ich es mir nicht anders überlegen konnte, tippte ich mich zittrigen Fingern die kurze Festnetznummer ein. Mir wurde gesagt, dass das so etwas wie eine Notfallnummer war. Mein Her schlug schneller als ich es gewohnt war und in meinem Bauch machte sich ein aufregendes Kribbeln breit.
Dann ertönte endlich das vertraute Knacken und am anderen Leite ertönte die mir nur zu bekannte Stimme:„ Ich hoffe es ist wichtig."
Mein Herz raste nun und ich hatte Angst, dass ich gleich einfach umkippen würde. Aber es war wirklich die richtige Nummer und ich konnte ihnen allen sagen wo ich war und bei wem.
„Ich lege gleich auf.", erklang jetzt die deutlich genervte Stimme und ich sammelte meinen ganzen Mut. Jetzt hieß es alles oder nichts. Mein Hals war ganz trocken und ich räusperte mich kurz.
„Luc?", fragte ich und meine Stimme klang seltsam fremd. An der anderen Leitung war es still und ich fragte mich, ob Luc einfach aufgelegt hatte. Nochmal würde ich ganz bestimmt nicht den Mut aufbringen Davids Telefon zu benutzen und damit zu riskieren, dass er von Noah geortet werden konnte.
Meine Augen brannten, als keine Antwort kam und ich wollte gerade den Hörer weglegen, als es einmal laut raschelte. Dann war es wieder still.
Also lauschte ich und dann sagte endlich jemand etwas:„ Sag mir wo du bist, Camilla."
Das war nicht Lucs Stimme. Erschrocken holte ich Luft, als ich Noahs Stimme erkannte. Es war zwar wahrscheinlich, aber ich war noch nicht bereit mit ihm zu sprechen. Ich wusste, dass er mir verzeihen würde und ich hasste ihn dafür.
Trotzdem antwortete ich kleinlaut:„ Ich bin in Sicherheit."
„Wie kannst du in Sicherheit sein, wenn du nicht bei mir bist?", fuhr Noah mich laut an und ich hielt das Telefon ein Stückchen von meinem Ohr weg. All der Mut, den ich hier gesammelt hatte, verschwand auf einmal und ich fühlte mich wieder wie das Mädchen, das damals im Keller saß. Doch das war ich nicht mehr und ich wollte es auch nicht wieder werden.
David hatte Recht, ich war viel mutiger, als ich dachte:„ Ich kann auf mich selbst aufpassen."
Ein kleines, stolzes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Nicht nur weil ich so selbstbewusst klang, sondern auch weil ich Noah so aus dem Konzept gebracht habe, dass es kurz still war.
„Ich habe dein Essen, Süße.", riss mich auf einmal eine Stimme aus dem Hintergrund aus meinen Gedanken. Erschrocken fuhr ich zusammen und mir wäre fast das Telefon aus der Hand gehalten. Doch jetzt war es das Einzige, an das ich mich klammern konnte. Am anderen Ende der Leitung hörte ich Noah, der sich darüber aufregte, dass in meinem Raum ein Junge war. Aber ich konnte nicht auf ihn eingehen.
Lieber starrte ich den gutaussehenden Typen an, der in der offenen Tür stehen geblieben war. Mateo war starrte mich mit einer hochgezogen Augenbraue an. Unter seinem Blick wurde ich ganz klein und erst als er mit schnellen Schritten ins Zimmer lief, schaltete sich auch mein Kopf wieder ein. So schnell ich konnte drückte ich den immer noch schimpfenden Noah weg, der jetzt gerade bestimmt ausrastete.
Gerade noch rechtzeitig sprang ich auf der einen Seite vom Bett, als Mateo nach dem Telefon greifen wollte. Sein Gesicht war wütend verzerrt und von dem liebevollen Begleiter hier, war nichts mehr übrig geblieben. Natürlich konnte er nicht ignorieren, dass ich irgendwen angerufen hatte, immerhin könnte das alles hier kaputt machen.
„Mach keine Faxen, Mädchen.", er umquerte blitzschnell das Bett und ich machte mich daran wieder auf die andere Seite zu klettern. „Gib mir das Telefon oder wir müssen andere Seiten aufziehen."
Hektisch versuchte ich die Taste zu treffen, die mich zu den zuletzt gewählten Nummern weiterführt.
Dieses Unterfangen erwies sich jedoch als äußerst schwierig. Mateo, der mir immer näher kam, brachte meine Finger nämlich dazu so stark zu zittern, dass ich die Taste immer wieder verfehlte.
Es dauerte noch ein paar Sekunden, aber dann öffnete sich vor mir die Anrufliste. Eine Verschnaufpause blieb mir allerdings nicht. Mateo, der plötzlich hinter mir stand, riss mir das Telefon aus der Hand und ein lauter Schrei entfuhr meiner Kehle.
„Wessen Nummer ist das?", verlangte er zu wissen und seine Stimme war so laut, dass es wahrscheinlich jeder in der Villa hörte.
Trotzdem blieb ich standhaft. Zu mindestens versuchte ich es. Meine Lippen waren fest zusammengepresst und ich spürte das Adrenalin in meinen Adern.
Mateo wiederholte die Frage, aber ich sagte immer noch kein Wort. Stattdessen senkte ich meinen Blick auf den Holzfußboden und betrachtete interessiert meine Socken.
„Jeder hier weiß, dass du Noah angerufen hast, also gib es einfach zu.", forderte mich David, zu dem mich Mateo geschleift hatte, auf. Aber ich blieb stur und sagte kein Wort.
David, der bis eben noch mit Händen in den Hosentaschen vor mir stand, baute sich jetzt vor mir auf und ich machte einen kleinen Schritt zurück.
„Da du ja plötzlich so viel", er grinste spöttisch, „Mut entwickelt hast, kannst du ja endlich den Gefallen einlösen."
„Und was soll das sein?", fragte ich bemüht selbstbewusst, aber meine piepsige Stimme machte mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
David grinste weiterhin so doof und meinte dann schlicht:„ Ich habe auf der Polizeiwache bisher ein paar Mal deinen Namen fallen lassen. Das heißt, dass jeder dort Respekt vor dir haben wird."
„Und deswegen wirst du jetzt eine Anzeige machen.", ergänzte Mateo hinter mir und ich starrte die Beiden verwirrt an.
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The Mafia - Eisliebe
RomanceBand 2 der Mafia - Dilogie Ihr Kampf für Gerechtigkeit veränderte eine Dynasty ohne Gewissen. Camilla wollten einfach nur ihr Leben mit Noah genießen, aber es ist noch lange nicht jede Schuld beglichen. Der Verräter ist immer noch nicht gefunden und...