Noah Cano
Mit ausdruckslosen Augen starrte ich durch das riesige Fenster im Wohnzimmer auf die endlosen Wiesen. Dabei konnte ich mir genau vorstellen, wie sehr Camilla bei diesem Anblick große Augen bekommen würde und ihren süßen Mund gar nicht mehr schließen könnte. Aber so sehr sich alles in mir danach sehnte sie wieder in meinen Armen zu halten und ihr süßes Lachen zu hören, würde es nicht so schnell passieren.
Seit ihrem Anruf war die Situation hier nur schlimmer geworden und am liebsten würde ich direkt losstürmen. Der Einzige, der mich davon abhielt war Luc, der pausenlos an meiner Seite war. Es war komisch, besonders seit er angefangen hatte sich daran die Schuld zu geben, dass Camilla weg war. Doch ich hatte ihm schon oft gesagt, dass er nichts dafür konnte, dass der Verräter uns alle zum Narren hielt.
„Wo bist du bloß, Kleine?", fragte ich in die Stille, obwohl ich wusste, dass sie mir keine Antwort geben konnte.
Hinter mir wurde es auf einmal lauter und ich hörte einige Schritte, die anscheinend die Treppe runter kamen. Ehe ich aufstand war ich noch einen letzten Blick durch die Fensterscheibe und stand dann von dem Sessel auf. Kurz ließ ich meinen verspannten Nacken kreisen und dann drehte ich mich zu der Störung um. Hinter mir standen Luc, der mich grinsend ansah, und Lucia, die ihren Arm lässig um Veronica gelegt hatte. Bei dem Anblick wurde ich augenblicklich etwas neidisch.
„Was wollt ihr?", fragte ich schnell, damit niemandem mein sehnsüchtiger Blick auffiel.
Luc war der Erste, der sich zu Wort meldete:„ Seit Camilla von David aus angerufen hat, haben wir versucht den Anruf zurück zu verfolgen."
„Wenn ihr was gefunden habt, dann raus mit der Sprache.", forderte ich meinen besten Freund harsch auf. Dieser schien aber bevor er hergekommen war meditiert zu haben, so entspannt wie er vor mir stand.
Also richtete ich mich noch etwas auf und schaute bedrohlich zu ihm, was Luc aber, so wie immer, kalt ließ.
Stattdessen schaltete sich meine Schwester ein:„ Wir haben nicht direkt gefunden wo sie war, aber wir konnten das Protokoll hacken."
Mit einer Geste signalisierte ich ihr fortzufahren und meine Schwester lächelte breit:„ Camilla war nicht dumm. Sie hat kurz nach dem Anruf das Protokoll gelöscht, aber Francesco hat trotzdem darauf zugreifen können."
„Und dort haben wir diesen Namen gefunden.", unterbrach Veronica aufgeregt ihre Freundin und reichte mir ein Blatt Papier auf dem ein Name mehrmals mit Textmarker markiert wurde. Interessiert las ich ihn.
Doch der Name sagte mir leider überhaupt nichts, weshalb ich wütend wissen wollte:„ Wer zur Hölle soll Mateo Vegas sein?"
„Das wissen wir nicht, aber er scheint oft von Camilla angerufen worden zu sein.", antwortete Luc und ich schaute mit zusammengekniffenen Augen zu ihm. Er wollte mir also wirklich erzählen, dass Camilla einen Neuen hatte und ich ihr umsonst nachweinte wie ein Schuljunge. Aber ich war doch eindeutig die bessere Wahl, egal wer dieser Mateo war. Das wusste ich und das wusste auch Camilla. Dieser Typ musste irgendetwas mit ihr gemacht haben und ausnutzen, dass sie nicht über mich hinweg kommt. Eine andere Erklärung gab es nicht. Das war die Einzige, die möglich war.
Soll sie doch mit ihm vögeln und in seinen Armen einschleifen. Das wird sie aber bereuen und wenn sie wieder hier ist, und das wird sie sein, dann kann sie sich für all das was sie getan hat rechtfertigen. Denn dann werde ich wieder mit ihr zusammen sein. So wird unsere Geschichte enden. Ein anderes Ende lasse ich nicht zu. Damit muss sie sich abfinden. Wenn dieser Mateo sich zwischen uns stellt wird er sterben. „Nein, vorher wird er noch leiden.", versprach ich mir selbst und bei dem Gedanken spürte ich eine Befriedigung.
Mein Hass wuchs immer weiter und erst Lucia ruhige Stimme riss mich aus den mörderischen Gedanken:„ Wir wissen nicht in welchem Verhältnis die Beiden zueinander stehen und es kann gut möglich sein, dass Camilla das Telefon sonst gar nicht benutzt."
„Es kann aber auch der Typ sein, der unser Telefonat unterbrochen hat.", widersprach ich ihr und bei dem Gedanken spannte ich meine Muskeln wieder an.
Keiner der Drei sagte noch etwas und ich drehte mich von ihnen weg. Jetzt wo sie es nicht sahen, fuhr ich mir mit den Händen frustriert über mein Gesicht. Der Gedanke, dass Camilla etwas mit einem anderen hatte, brachte mein Blut in Wallung. Auch wenn ich nicht an so etwas denken wollte, fragte ich mich, ob Camilla Recht hatte. Vielleicht wäre ihr Leben wirklich besser, wenn sie mich nie getroffen hatte. Dann würde sie jetzt immer noch in Italien sein und ihr Leben dort mit ihren beiden Freundinnen genießen. Aber stattdessen ist sie alleine an einem uns unbekannten Ort und mit einem Typen zusammen, der sie niemals richtig behandeln wird.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich drehte mich zu Luc, der neben mir stand und mit starrem Blick durch das Fenster starrte.
„Wir sind alle für dich da, Bruder. Ein Wort und wir brechen alles ab.", sagte Luc ohne seine Mine zu verändern.
Ernst drehte ich mich zu ihm und entfernte seine Hand von meiner Stimme. Dann befahl ich mit kalter Stimme:„ Erstens werden wir erst ruhen, wenn ich Camilla wieder in meinen Armen halte und zweitens bin ich nicht dein gottverdammter Bruder. Wann geht das endlich in deinen Schädel, Luciano?"
„Natürlich, Noah.", sagte Luc seufzend und machte sich dann auf den Weg aus dem großen Wohnzimmer.
Also drehte ich mich wieder zu dem großen Fenster und starrte wie schon vor dem Gespräch in die Ferne. Es war als könnte ich Camilla neben mir spüren. Die Frage, ob sie auch an mich dachte, beschäftigte mich mehr als ich es zugeben wollte und mit jedem Tag, an dem sie nicht zurückkam, war ich mir sicherer, dass sie mich vergessen hatte. Aber bald wäre sie wieder hier, daran glaubte ich fest. Sie wäre schließlich nicht die erste Person, die ich mit Hilfe der Anderen aufgespürt hatte.
„Auch wenn du das Wort Bruder nicht magst, weißt du, dass wir eine Familie sind, Noah.", riss mich auf einmal Lucs Stimme aus den Gedanken und ich drehte mich zu ihm um.
Mein Freund war im Türrahmen stehen geblieben und hatte sich zu mir umgedreht. Kurzzeitig dachte ich über seine Aussage nach, aber auf solche Gefühlsduselei konnte ich verzichten. Schließlich machten Gefühle schwach und durch den Verlust von Camilla hatte ich schon zu viel von meiner Stärke einbüßen müssen. Da konnte ich es nicht gebrauchen, dass mein Berater und gleichzeitig bester Mann mit so etwas anfing.
„Du spinnst und zudem benimmst du dich wie ein altes Weib.", erwiderte ich also und drehte mich wieder weg.
Nach einigen Sekunden hörte ich, dass Lucs Schritte sich entfernten und genervt ließ ich mich erneut in den bequemen Sessel sinken.
Authors Note:
Armer Noah :( Denkt ihr er schafft es Camilla zurückzuholen?
DU LIEST GERADE
The Mafia - Eisliebe
RomanceBand 2 der Mafia - Dilogie Ihr Kampf für Gerechtigkeit veränderte eine Dynasty ohne Gewissen. Camilla wollten einfach nur ihr Leben mit Noah genießen, aber es ist noch lange nicht jede Schuld beglichen. Der Verräter ist immer noch nicht gefunden und...