Harry POV
Es war als hätte jemand einen Eiskübel über mir ausgeschüttet. Liam hatte nichts davon gesagt, dass er heute hier sein würde. Kein Wort darüber hatte er verloren und ich hoffte sehr für ihn, dass er es tatsächlich selbst auch vorher nicht gewusst hatte.
Ich blickte nach unten, sah wie meine Finger zu zittern begannen und versuchte mich darauf zu konzentrieren was meine Therapeutin mir für diese Fälle gesagt hatte.
Es dauerte einen Moment, doch dann hatte ich mich wieder einigermaßen im Griff als ich das jubelnde Publikum hörte, das Liam ohrenbetäubend feierte.
„Danke!", rief er über den Applaus und strahlte mit der Sonne um die Wette.
„Wir sehen uns gleich bei der Party! Danke das ihr alle gekommen seid!", verkündete er und lief auf mich zu, zog mich in die Arme und drückte mich ganz fest.
„Sie mochten es, sie mochten es!", seine Stimme klang vollkommen überdreht und ich lachte leise. „Ich hatte nicht mit etwas anderem gerechnet."
Auch wenn ich ihn gern fragen wollte, ob er ihn eingeladen hatte, ließ ich es bleiben. Ich wollte den Moment nicht kaputt machen und so folgte ich ihm in die Garderobe, sah wie Freunde und Familie ihn mit Glückwünschen überhäuften.
XXX
Als wir irgendwann wieder in den vorderen Bereich des Clubs gingen war die Party schon im vollen Gange und ich überlegte einen Moment einfach zu verschwinden.
Ich wollte ihm nicht über den Weg laufen, wollte nicht in die blauen Augen sehen, die mir so viele Nächte meines Schlafes geraubt hatten.
„Harry!", Nialls Stimme an meinem Ohr ließ mich erschrocken zusammen zucken, ehe ich mich umdrehte und in das strahlenden Gesichts des Iren blickte.
„Es ist so schön dich wiederzusehen!", sagte er und drückte mich fest an sich.
„Gut siehst du aus.", er tätschelte meine Wange. „Liam hat gesagt, du hast dich gut gemacht und er hat Recht."
Niall sprach immer aus was er dachte. Manchmal zum Vorteil, manchmal zum Nachteil, aber immer ehrlich und das liebte ich an ihm.
„Danke, du siehst auch gut aus. Ich mag deine Naturhaarfarbe.", ich zupfte an seinen inzwischen nicht mehr blonden Haaren und er lachte laut.
In dem Moment merkte ich wie sehr er mir gefehlt hatte. Die Fröhlichkeit die er ausstrahlte, die positive Energie.
„Trinkst du ein Bier mit mir?", fragte er und ich zuckte mit den Schultern, ehe ich nickte.
Innerhalb von kürzester Zeit hatte er mir eines organisiert und hielt es mir entgegen.
„Auf einen schönen Abend.", sagte er und wir ließen die Gläser aneinander klirren.
XXX
Wir hatten tatsächlich viel gelacht. Niall hatte von seinen sportlichen Erfolgen beim Golf erzählt, von den Missgeschicken, die ihm passiert waren und ich fühlte mich entspannt, bis dann passierte, was kommen musste.
„Niall!", die Stimme die ich Jahre nicht mehr gehört hatte drang an mein Ohr und als ich ihn eine Sekunde später sah drehte sich mir der Magen um.
„Louis!", Nialls Augen strahlten, als er sich zu unserem ehemaligen Bandmitglied umdrehte und ihn in eine feste Umarmung zog.
„Harry ist auch hier.", hörte ich den Iren sagen und spürte wie Panik in mir aufwallte, als sich Louis Blick in meine Richtung bewegte.
Es war als würden tausend Fliegen vor meinen Ohren surren, alles um mich herum ausgeblendet sein, als sich für einen Augenblick unsere Blicke trafen, das Blau von Louis mich fixierte.
Ich fühlte mich wie erstarrte, ehe mein Herz anfing zu rasen und meine Hände wieder zu zittern begannen.
„Ich muss mal.", sagte ich panisch, drehte mich um und flüchtete aus der Situation.
Da ich nicht wusste wo ich sonst hin sollte, stand ich ein paar Minuten später im Männer-WC. Meinen Kopf gegen die Fliesen gelehnt ließ ich mir eiskaltes Wasser über die Handgelenke laufen.
Er hatte sich gar nicht verändert, sah noch genauso atemberaubend aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte und ich hasste mich dafür, dass sich die Gefühle noch immer keinen Deut abgeschwächt zu haben schienen.
„Alles in Ordnung mit dir?", die Stimme hinter mir ließ mich zusammen zucken und ich wagte es nicht mich umzudrehen.
„Harry, geht es dir gut?", in dem Ton schwang leichte Besorgnis mit und ich wusste nicht was es bedeutete. Unruhig blickte ich mich um, ihn ignorierend. Ich brauchte einen Fluchtweg, doch den versperrte er mir, unabsichtlich.
„Harry, ich weiß das das damals... also das ich vielleicht über reagiert habe.", begann er und augenblicklich wurde mir übel und ich schaffte es gerade noch so in eine der Kabinen, ehe ich mich übergab.
„Ich denke ich sage lieber Liam Bescheid.", Louis strich mir einmal über den Rücken, ehe ich die Tür nach kurzer Zeit klappen hörte und er verschwand.
Da wo seine Hand entlang gefahren war brannte meine Haut unter dem Hemd und ich fühlte mich auf einmal so ausgelaugt, als wäre ich gerade eine Marathonstrecke gelaufen.
„Was ist passiert?", Liam stürzte zu mir und hockte sich neben mich. Er reichte mir ein Stück der Klopapierrolle und ich wischte meinen Mund ab.
„Kannst du es dir nicht denken? Hast du ihn eingeladen?", fragte ich mit einem bitteren Ton.
„Nein, wo denkst du hin. Er wollte mich überraschen, ich, ich hätte dich doch nie ins offene Messer laufen lassen. Ich habe ihn ja eben selbst erst registriert als er aufgeregt zu mir kam und meinte, dass es dir schlecht ginge."
Erleichtert, dass Liam mich nicht hintergangen hatte rappelte ich mich auf.
„Wie geht es dir?", fragte er nun nochmal und ich lachte bitter.
„Das fragst du nicht ernsthaft, oder? Dieser Mistkerl hat mir eben gesagt, dass er damals „vielleicht" ein bisschen „über reagiert" hat. Er ist das Allerletzte. Der letzte Mistkerl. Ich wünschte nur, ich...", ich schluckte einmal und konnte die Tränen nicht zurückhalten, die kamen. „würde ihn nicht mehr lieben."
Ich hörte ein lautes Schlucken und registrierte erst da, wer wieder im Türrahmen stand.
„Louis, ich denke du gehst besser.", Liams Stimme war streng, duldete keinen Widerspruch und ich merkte wie ich auf die Knie sackte.
Ich hatte mich ein weiteres Mal zum Idioten gemacht, ein weiteres Mal hatte ich mich bloß gestellt, vor ihm. Wie tief konnte ich noch sinken?
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Escape Room (L.S.)
FanfictionEs gab für mich keine Hilfe mehr. Ich war verloren, verloren im Strudel des Erfolges - Harry hatte alles. Erfolg, Ruhm, eine Karriere die durch die Decke ging, nach der Pause die One Direction eingelegt hatte. Dennoch ist er unglücklich, denn er hat...