Kapitel 12

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Harry POV

Ich parkte auf dem Parkplatz, zog meine Kappe noch ein wenig tiefer ins Gesicht, damit mich die vorbeilaufenden Passanten nicht erkannten.

Zum Glück war heute nicht wirklich viel los, da das Wetter nicht ganz so berauschen war, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte.

Als ich zu unserem vereinbarten Treffpunkt kam, war Louis noch nicht da. Ich grinste breit, manche Dinge änderten sich einfach nie.

Die Zeit nutzend kramte ich den Beutel mit den Leckerchen hervor, nahm davon zwei vorbereitend in die Hand und sah mich um.

Es dauerte noch einen Moment und dann sah ich sie. Louis heute nicht so sportlich wie sonst, sondern eher schick mit Jeans und Hemd. Darüber trug er eine schwarze Jacke und seine Haare waren auf die alte Art ein bisschen wild gestylt. Mein Herz schlug bei dem Anblick so schnell, dass ich dachte gleich ohnmächtig werden zu müssen.

Clifford neben ihm war nicht weniger eine Augenweide. Ein Hund zum Verlieben. Groß, schwarz, lockig und runde Knopfaugen, die mich sofort neugierig anguckten.

„Ich freue mich sehr, dass du meiner Einladung gefolgt bist.", Louis sah mich unsicher an, scheinbar nicht wissend, wie er mich begrüßen sollte und in dem Moment lächelte ich einfach nur und nickte ihm zu.

„Darf ich vorstellen, Harry das ist Clifford. Clifford, dass ist Harry.", ich ging in die Knie und hockte mich neben den tierischen Curly und wurde sofort einmal über die Wange geschlabbert.

„Clifford nein!", rief Louis noch, doch da war ich schon einmal von seinem Hund geküsst worden.

„Ich glaube er mag mich.", sagte ich grinsend, hielt ihm nun die Leckerchen hin, die dieser sofort gierig entgegen nahm und mich von der Sekunde nicht mehr aus den Augen ließ und sich an mein Bein schmiegte.

„Oh ja, das tut er. Aber wer kann ihm das auch verübeln?", die letzten Worte verschluckte Louis fast und ich merkte wie ich rot anlief und mich schnell wieder auf den Hund vor mir konzentrierte.

„Darf ich die Leine nehmen?", fragte ich und die blauen Augen glänzten.

„Natürlich. Hier.", er hielt mir die Leine hin und während ich sie entgegen nahm, berührten sich für ein paar Sekunden unsere Hände.

Wie verbrannt zuckte ich zurück und in den Augenwinkeln sah ich für den Bruchteil einer Sekunde seinen enttäuschten Ausdruck im Gesicht, ehe er wieder lächelte und auf den Weg nach vorn deutete.

„Komm, dahin am Ende des Parks ist ein Freilaufplatz für Hunde. Da kann Cliff ein bisschen mit den anderen toben und wir uns ein bisschen unterhalten."

XXX

Wir liefen stumm nebeneinander her und ich musste lächeln, weil der schwarze Hund mich ständig mit großen Kulleraugen ansah. Fast könnte man meinen, er hätte sich auf Anhieb in mich verliebt, aber leider war ich so realistisch zu wissen, dass es wohl an meinen leckeren Häppchen lag, die er in meiner Tasche roch.

Louis und ich kamen an einem größeren eingezäunten Gelände an, auf dem schon mehrere Hunde tobten.

„Du kannst Clifford jetzt ab leinen.", sagte er und winkte einem anderen Mann, dessen Labrador schon auf uns zugeschossen kam.

Ich brauchte einen Moment, ehe ich die Lederleine vom Halsband getrennt hatte und genau in dem Moment schoss er auch schon los.

„Die Zwei toben immer zusammen, wenn wir uns hier treffen.", Louis Augen lagen auf Clifford und seinem Kumpel, die sich gegenseitig über den großen Platz jagten.

Mir wurde fast schwindelig vom Zusehen, doch als ich bemerkte, dass die leichten Knurrer, das Schnappen tatsächlich nur spielerisch gemeint waren, begann auch ich mich zu entspannen.

„Komm, lass uns da rüber setzen.", er deutete auf eine freie Bank und ich nickte nur, folgte ihm und setzte mich mit reichlich Abstand zu ihm aufs Holz.

Wieder herrschte Schweigen, aber es war nicht wirklich unangenehm. Wir hingen beide unseren Gedanken nach.

Erst ein Räuspern riss mich aus der leichten Abwesenheit heraus. „Ich, ehrlich gesagt habe ich nicht daran geglaubt, dass du dich auf ein Treffen einlassen würdest."

Er drehte den Kopf zu mir, doch ich wich seinem Blick aus, antwortete nicht.

„Es ist im Moment noch ein bisschen komisch, so steif.", er lachte nervös auf, „aber ich denke wenn wir beide uns wieder besser kennenlernen..."

Jetzt sah ich nach oben, für einen Moment in seine noch immer so verdammt blauen Augen und hörte direkt Liams mahnende Worte in meinen Ohren.

„Ich kann nicht einfach da weiter machen, wo wir mal waren.", sagte ich fast schon ein bisschen harsch und ich sah Louis im Augenwinkel nicken.

„Ich weiß, dass ich mir dein Vertrauen erst wieder erarbeiten muss."

„Wenn das überhaupt funktionieren sollte.", meine Stimme war leise, aber er schien die Worte gehört zu haben und ich hörte ihn schwer schlucken.

Vermutlich hatte er gedacht, dass weil er jetzt wieder auf mich zugegangen war, alles wieder wie früher sein würde, aber das war es einfach nicht.

Wieder schwiegen wir und ich fixierte meinen Blick zurück auf Cliff, der sich nun einem kleinen Mischling zugewendet hat, der ihn ein bisschen zu ärgern schien.

„Magst du mir was über die letzten Jahre erzählen, also was bei dir so passiert ist im Leben?"

Louis Versuch die Konversation erneut zu starten und ich konnte ich nicht einfach so abwürgen. Wie hatte Liam gesagt, nicht vorrennen, ihn aber an die Hand nehmen, wenn er einen Schritt nach vorn tat.

XXX

Ich hatte ein bisschen erzählt, was mir die letzten Jahre widerfahren war. Dabei fixierte ich mich aber eher auf Fakten, auf Erzählungen über meine Schauspielerfahrungen als auf meine persönlichen Gefühle.

Louis war extrem aufmerksam, fragte nach, zeigte damit sein Interesse und erstmals lockerte sich die Stimmung zwischen uns ein wenig.

„Und bei dir?", fragte ich nun und er lächelte, begann seinerseits zu berichten. Oftmals erzählte er auch von Pannen, die ihm passiert waren und ich hatte das Gefühl, er versuchte mich zum Lachen zu bringen.

Was mit einem Schmunzeln begann, hatte er tatsächlich nach über einer halben Stunde in ein wirklich offenes Lachen verwandelt. Er war einfach „The King of sass" und die Geschichten die er Preis gab, waren urkomisch.

Plötzlich hielt er inne, sah mich direkt an. „Das habe ich furchtbar vermisst.", sagte er leise und nahm den Blick nicht von meinen Augen.

Mein Herz schlug immer schneller, ich merkte wie meine Hände feucht wurden und meine Knie weich, bis sein Telefon erklang und uns aus der Situation riss.

„Das ist Eleanor. Sie wartet bestimmt, dass ich nach Hause komme zum Essen.", erst in dem Moment schien er zu begreifen was er gerade gesagt hatte, schlug die Augen zu Boden und es war, als hätte mir jemand einen festen Schlag in die Magenkuhle verpasst.

Escape Room (L.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt