Kapitel 8

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Louis P.o.V.

Plötzlich spürte ich starke Arme um mich. Ich lehnte mich in Harry's Umarmung und schluchzte immer lauter. Ich konnte mich nicht mehr beruhigen.

Da war einmal ein Junge in meinem Alter, der sich wirklich für mich zu interessieren schien und ich heulte ihm das T-Shirt voll. Er hielt mich fest bei sich, malte Kreise auf meinem Rücken und flüsterte mir beruhigende Worte zu.

Langsam beruhigte ich mich tatsächlich wieder und hörte dann sogar ganz mit dem Schluchzen auf.

"Es tut mir leid, wenn dir das zu viel war, ich habe nicht nachgedacht. Ich wollte doch nicht, dass du weinst und ich der Grund dafür bin.", flüsterte er mir ins Ohr. "Sch-Schon o-ok. Ka-nnst d-du ni-chts da-für" flüsterte ich und meine Stimme drohte wieder zu brechen.

Er drückte mich noch fester an sich, malte wieder Kreise auf meinen Arm und sagte "Das tut mir wirklich leid. Wenn ich dir wieder zu weitgehe, sag es bitte! Ich will nichts tun wodurch du dich bedrängt fühlst ja?" Ich nickte leicht gegen seine Brust und schniefte noch einmal.

"Willst du noch was essen?" Ich schüttelte den Kopf. "Gut, dann wäre es wohl das beste, wenn du jetzt erstmal schläfst oder?" Stumm nickte ich und krallte mich noch fester an Harry. Ich kannte ihn nicht, aber ich vertraute ihm schon jetzt. Denk ich zumindest, weil mich in den letzten 7 Jahren nur meine Mum umarmen durfte. Meine Schwestern hatten nie das Bedürfnis gehabt, dies zu tun.

Harry wollte sich langsam von mir lösen, doch ich drückte mich nur noch fester an ihn. "Lass mich bitte nicht alleine", schluchzte ich auf. "Oh Lou. Ich lass dich nicht alleine. Ich muss bloß mal kurz aufs Klo, sonst gibt's hier gleich eine Überschwemmung." Hastig ließ ich ihn los. Er schmunzelte und sagte "Keine Sorge, noch kann ich mich beherrschen."

Peinlich berührt blickte ich zu Boden und wischte mir über meine, vom weinen nassen, Wangen. "Och Lou, du bist echt süß wenn du rot wirst. Ich bin auch gleich wieder da. Stell nichts an ja?" Er zwinkerte mir nochmal zu und verließ mein Zimmer. Ich nickte, obwohl Harry schon gar nicht mehr da war. Langsam stand ich auf und lief mit meiner Tasche zu meinem Schrank hinüber. Ich öffnete ihn und begann, meine Kleider einzusortieren.

Plötzlich spürte ich Harry's Arme wieder um mich. "Geht's dir wieder besser?", flüsterte er mir ins Ohr. Auf meinem Nacken breitete sich eine Gänsehaut aus. Wo kam die den jetzt her?! Ich murmelte nur ein "hmm" und räumte weiter ein.

"Soll ich dir noch was helfen?", fragte er mich. "Nein, geht schon, wirklich. Mach dir um mich keine Gedanken." "Gut, dann gehe ich jetzt kurz was essen und bin dann in meinem Zimmer neben an, ok?" "Ja klar, schlaf gut", nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. "Gute Nacht Lou" Er kam auf mich zu und zog mich nochmal in seine Arme. Dann lief er hinaus und schloss die Tür hinter sich.

Jetzt war ich wieder alleine. Ich schmiss mich auf das frisch aufgebaute Bett und sah zur Decke. Der Tag heute war sehr anstrengend gewesen und ich war fast schon froh, als ich jetzt zu meiner Tasche lief und die Schachtel mit den Klingen auspackte. Ich setzte mich wieder auf das Bett und nahm eine Klinge aus der Schachtel, welche ich dann in die Schublade von meinem Nachttisch legte.

Nun wandte ich mich wieder meiner Klinge zu. Sie blitzte silbern auf, als das Mondlicht auf sie fiel. Das Licht hatte ich zuvor schon ausgeschalten. An meinem Oberarm wollte ich mich nicht mehr schneiden, sonst könnte ich kein T-Shirt mehr anziehen und dass würde im Sommer komisch aussehen. Also machte ich entschlossen meine Hose auf und schob sie soweit hinunter, dass mein Oberschenkel freilag. Vorsichtig setzte ich die Klinge an und fuhr damit über meine Haut.

Der erste Schnitt dafür, dass ich Harry so sehr mag, obwohl ich ihn erst seit heute kenne. Das war nicht normal.

Der zweite Schnitt, dafür, dass ich Harry schon vertraute.

Ich konnte es nicht mehr leugnen, ich vertraute ihm wirklich schon.

Der dritte Schnitt dafür, dass ich nicht einfach mit ihm Spaß haben konnte.

Der vierte Schnitt dafür, dass ich mich, während er mich zum Lachen bringen wollte, an Mike erinnert hatte.

Der fünfte Schnitt dafür, dass ich vor Harry geheult hatte. Er hätte mich so nicht sehen sollen.

Der sechste Schnitt dafür, dass ich mich von ihm trösten lassen musste.

Der siebte Schnitt dafür, dass ich immer noch an Mike dachte, obwohl ich ihn wahrschenlich nie wieder sehen würde.

Der achte Schnitt dafür, dass ich seine Worte nie vergessen konnte.

Es waren schlimme, und doch so wahre Worte gewesen. "Missgeburt", "Schwuchtel" und "männliche Hure" waren nur wenige davon gewesen.

Der neunte Schnitt dafür, dass ich schwul war.

Warum konnte ich nicht einfach normal sein?

Der zehnte Schnitt dafür, dass ich fett war.

Ich machte nicht wirklich Sport, weshalb ich nicht gerade schlank war, geschweige denn irgendwelche Muskeln hatte. Ich hatte einfach nur einen fetten Bauch. Und ich hasste ihn.

Der elfte Schnitt dafür, dass ich hässlich war.

Oh ja, dass war ich. Genau wie meine schrecklich weibliche und hohe Stimme.

Der zwölfte Schnitt dafür, dass ich noch lebte.

Aber so müsste ich mehr leiden und das hatte ich verrdient.

Ich hatte mich an beiden Oberschenkeln geschnitten und auch mehr und tiefer wie sonst. Und ich hatte schon wieder angefangen zu weinen. Ich war so ein Weichei.

Ich wischte schnell die Klinge ab und legte sie dann in die Schublade zu den anderen. Auf meine Schnitte drückte ich ebenfalls ein Taschentuch. Als sie aufgehört hatten zu Bluten zog ich mir meinen Schlafanzug an und und schmiss die Taschentücher weg. Langsam sank ich in einen leichten, unruhigen Schlaf.

New Family (larry stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt