Donnerstag, 03. Dezember 2020

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Die Kälte des Tages bringt meine Wangen zum Brennen und ich würde mir meine Mütze am liebsten über das gesamte Gesicht ziehen

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Die Kälte des Tages bringt meine Wangen zum Brennen und ich würde mir meine Mütze am liebsten über das gesamte Gesicht ziehen. Während der kalten Jahreszeit haben die Masken durchaus etwas Positives: Sie wärmen draußen zumindest das Gesicht. Naja, jedenfalls wenn man sie trägt. Was ich gerade nicht tue, denn ich lege gerade den Weg von der Bahnhaltestelle nach Hause zurück. Mitten am Tag ist in unserer Wohngegend so gut wie nichts los, bis auf ein paar Mami's, die ihre Babys eisern in einem Wagen über die Gehwege schieben.

Meinen Arbeitstag habe ich für heute bereits beendet und das nach nur fünfeinhalb Stunden. Das ist der einzige Nachteil an der Vormittagsschicht, sie geht länger als die Nachmittagsschicht. Der Vorteil allerdings ist, dass man den Mittag zur freien Verfügung hat und ich muss durchaus zugeben, dass es mir ziemlich gut gefällt einfach Mal im Bett zu liegen, Serie zu schauen und trotzdem genug Zeit für ein Workout oder Ähnliches zu haben.

Heute allerdings werde ich eindeutig etwas Schlaf nachholen, denn das Gespräch mit Lucie gestern hat doch länger als erwartet gedauert. Allerdings will ich mich nicht darüber beklagen, denn ich liebe die Zeit mit meinen Freunden viel zu sehr. Gerade weil sie im vergangenen Jahr doch ziemlich rar geworden ist.

Vor dem Haus sehe ich das Auto von Michael, meinem Stiefvater, parken und während ich mich früher darüber gewundert habe, ist es heute ein gänzlich normaler Anblick. Vermutlich ist er heute wieder Homeoffice, was bei seinem Job zum Glück gut funktioniert. Meine Mutter wird vermutlich noch auf der Arbeit sein, denn im Lockdown Light, einer abgeschwächten Variante der gänzlichen Schließung aller öffentlichen Gebäuden und Läden, haben die Bekleidungsgeschäfte ganz normal weiter geöffnet.

Ich betrete das von außen bereits in die Jahre gekommenen Haus und beeile mich dann die Treppen nach oben in den ersten Stock zu kommen. Noch bevor ich Frau Klein aus dem Stock über uns begegne, verschwinde ich in unseren Räumlichkeiten und atme beinahe erleichtert aus. Die ältere Dame ist zwar wahnsinnig nett und ich gehe auch gerne für sie einkaufen, aber heute ist meine Motivation mich mit jemandem zu unterhalten nicht besonders groß. Vielleicht liegt es an meiner unruhigen Nacht, in der ich beinahe kein Auge zubekommen habe, weil mich trotz einer Schmerztablette lästige Unterleibskrämpfe geplagt haben. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich endlich mit einer Wärmflasche in meinem Bett verschwinden möchte. Wir werden es nicht herausfinden.

"Jennifer?" Michaels Stimme ertönt aus dem Büro, das auch gleichzeitig unser Gästezimmer darstellt. Dort schlafen auch Michaels Kinder, wenn sie uns an den Papa-Wochenenden und im Sommer besuchen kommen.

"Ja ich bin's.", antworte ich dem Mitte 50-jährigen und nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe und meine Jacke über im Wandschrank unserer Garderobe verstaut habe, strecke ich meinen Kopf in's Büro.

Der Raum geht direkt links ab und wenn man den Kopf aus dem Fenster streckt, blickt man auf die Straße herunter. Er ist ebenfalls ausgestattet mit einem Wandschrank, der direkt in der selben Wand eingelassen ist wie der Schrank in unserem Flur. In ihm bewahren wir unsere Skikleidung sowie unter dem laufenden Jahr auch unsere Winterjacken auf. Außerdem befindet sich neben einem großen Schlafsofa auch ein breiter Schreibtisch sowie ein Sessel im Zimmer. An der Wand gegenüber des Sofas hängt ein Fernseher und direkt davor sitzt Micha vor seinem Schreibtisch und haut in die Tasten seines Notebooks. Auf den beiden Monitoren werden verschiedene Dokumenten angezeigt, doch ich achte überhaupt nicht darauf. Der Job meines Stiefvaters interessiert mich nicht die Bohne.

Polarlicht [ III - 2020 ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt