Mittwoch, 23. Dezember 2020

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Weihnachtsmusik erfüllt das ganze Herrenhaus und meine Familie tanzt gemischt mit den Winters durch den Eingangsbereich, von einem Raum in den anderen

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Weihnachtsmusik erfüllt das ganze Herrenhaus und meine Familie tanzt gemischt mit den Winters durch den Eingangsbereich, von einem Raum in den anderen. Hüfteschwingend bewegen sie sich alle zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her. Sie rauschen mit Pirouetten ins Esszimmer und wieder heraus. In unregelmäßigen Abständen dringt Lachen durch die Flure und passend zur Musik wird im Takt geklatscht.

Es ist der letzte Tag vor Weihnachten und wenn bisher nicht die entsprechende Stimmung vorhanden war, dann ist sie es jetzt. Zwar werden die Geschenke erst morgen unter den Baum gelegt, allerdings findet die Krippe bereits heute ihren Platz darunter. Carlotta baut sie vermutlich gerade mit Lasse und Tom auf, zumindest habe ich die drei vorhin mit einem großen Karton und dem entsprechenden Krippenhaus aus der Kammer kommen sehen.

Der Geruch von gebrannten Mandeln, die Edda mit ihrer anderen Schwiegertochter in der Küche zubereitet, erfüllt das Haus und lässt meinen Magen trotz Frühstück knurren. Es ist eine friedliche Fröhlichkeit, die durch das Haus weht, unterstützt von frischem Tannenduft. Dieser kommt wohl von dem Kranz über der Tür, den meine Mutter dort vorhin mit Sörens Hilfe befestigt hat.

Während alle im unteren Stock zu Gange sind, habe ich mir freiwillig den Karton mit der Girlande für den oberen Stock geschnappt. Hier oben habe ich meine Ruhe und kann etwas für mich allein sein.

Auch wenn der gestrige Tag ziemlich gut mit dem Kuss von Nick auf der Veranda geendet hat und wir danach noch Sex in der Wäschekammer hatten, hat der heutige Tag alles andere als positiv begonnen. Das Problem war nicht etwa, dass Nick noch vor meinem Erwachen wieder verschwunden ist. Das zieht mich tatsächlich weniger herunter, als die E-Mail in meinem Posteingang.

Sie ist auch der Grund, warum meine Laune heute eher etwas im Keller hängt und so überhaupt nicht weihnachtlich ist. Da hilft auch die dämliche Nikolausmütze nichts, die mir Leo vorhin unten über die Haare gestülpt hat.

Geübt wickle ich die Girlande aus Kunsttannenzweigen sowie winzigen Lichterketten um das Geländer der Galerie und flechte es durch die Holzstreben, welche das Geländer stützen. So arbeite ich mich auf der einen Seite bis zur Treppe nach vorn und dort dann nach unten ins Erdgeschoss.

Unten tanzt Nica leichtfüßig an mir vorbei, trällert leise den Text von Frosty the Snowman und transportiert einen der vielen Adventskränze des Hauses in Richtung Küche. Woher sie ihn genommen hat weiß ich nicht, aber bei allem, was hier im Herrenhaus herum fährt, verliere ich sowieso den Überblick.

Sobald die Girlande auch am Anfangsposten der Treppe nach unten geschlungen ist, jogge ich wieder nach oben. Ich schnappe mir den Karton, in dem sich die zweite Girlande befindet und gehe auf die andere Seite der Galerie. Dort werde ich das ganze Prozedere wiederholen und mich erneut bis nach unten vorarbeiten.

Meine Gedanken schweifen wieder zu der E-Mail ab, während meine Hände ihre Arbeit verrichten. Ich bin alles andere als konzentriert, aber genau deshalb habe ich mir diese Dekoration unter den Nagel gerissen. Hierbei muss ich den Kopf nicht wirklich anstrengen.

Polarlicht [ III - 2020 ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt