Donnerstag, 10. Dezember 2020

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Unruhig tigere ich im Badezimmer auf und ab

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Unruhig tigere ich im Badezimmer auf und ab. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, das Blut rast mit doppelter Geschwindigkeit durch meine Adern und ich muss die Hände zu Fäusten ballen, um meine Atmung so gleichmäßig wie möglich zu halten. Die Gedanken in meinem Kopf fahren Achterbahn, während das Wasser aus dem Wasserhahn rauschend in's Waschbecken fließt und dort direkt vom Abfluss in freudiger Erwartung empfangen wird.

Wir haben nach einer gehörigen Portion Schlaf den Nachmittag des gestrigen Tages in einem schönen Örtchen mitten in Schweden verbracht. In Mitten von hohen Berge, die mit Nadelbäumen besiedelt sind und von einer glitzernden Schneedecke überzogen sind.

Gestern haben wir in dem kleinen Wellness Hotel in aller Frühe eingecheckt und nach einem reichhaltigen Frühstück haben wir uns erst einmal alle aufs Ohr gehauen. Zur Mittagszeit haben wir eine Schneewanderung unternommen und den restlichen Tag haben wir uns einfach nur von der Fahrt erholt. Nach einer weiteren Nacht und möglichst viel Abstand zu Nick, steht uns jedoch jetzt der letzte Teil unserer Fahrt bevor. Mit knappen 10 Stunden weiterem Fahrtweg, bin ich ein weiteres Mal mit Nick Winter auf engstem Raum eingesperrt.

Seit unserer merkwürdigen Konversation mitten in der Nacht in einem Supermarkt, habe ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Ich habe ihn nicht mehr um eine Toilettenpause geben und auch sonst habe ich keine Reaktion auf ihn gezeigt. Genauso gut hätte man Minho, einen von Jin's Freunde neben mich setzen können. Da wäre genauso viel Konversation entstanden. Obwohl nein, selbst mit Minho hätte ich mehr kommunizieren.

Seit Nick's verstörender Aussage weiß ich nicht, wie ich ihm gegenüber treten soll. Genau genommen fällt es mir deshalb auch noch leichter als sonst ihn zu ignorieren. Im Grunde blicke ich einfach über ihn drüber und tue so, als würde er nicht nur zwei Meter von mir entfernt stehen und mich regelmäßig prüfend anblicken.

Genau das ist jedoch auch das Problem, das mich davon abhält das Badezimmer zu verlassen. Deshalb tigere ich unruhig auf einer Fläche von drei Quadratmetern hin und her, während ich mir am liebsten dauerhaft die Haare raufen möchte.

"Jennifer!" Die Stimme meiner Mutter dringt durch die dunkelbraune Holztür und passend dazu ertönt ein Klopfen. "Beeil dich doch bitte!"

Es wundert mich nicht, dass sie mich endlich aus dem Badezimmer holen will. Wäre die Tür nicht abgeschlossen wäre sie vermutlich schon längst hereingestürmt und hätte mich an den Haaren herausgezogen. Zum Glück verfügt die Tür über ein gutes Schloss.

Allerdings hat Mama nicht ganz unrecht. Ich sollte meinen Hintern wirklich endlich aus dem Badezimmer bewegen. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns und ich habe mir für meine Morgenroutine schon mehr Zeit als nötig genommen. So ungern ich mich auch meinem äußerst Verwirrenden Feindbild Namens Nick Winter stellen will, die Begegnung herauszuzögern wird es nicht besser oder gar leichter machen. Ich werde mich niemals bereit fühlen ihm nach dieser Auseinandersetzung gegenüber zu treten.

Polarlicht [ III - 2020 ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt