Dienstag, 08. Dezember 2020

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Das Ruckeln des Fahrzeugs reißt mich unsanft aus meinem Dämmerschlaf und unwillig kneife ich die Augen etwas fester zusammen, während ich mich auf dem Sitz zur Seite drehe

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Das Ruckeln des Fahrzeugs reißt mich unsanft aus meinem Dämmerschlaf und unwillig kneife ich die Augen etwas fester zusammen, während ich mich auf dem Sitz zur Seite drehe. Es dauert einen Moment, bis ich wach werde und als erstes vernehme ich die Musik aus meinen Kopfhörer.

Die sanfte Stimme von Shawn Mendes säuselt mir Dream, ein Lied seines neuen Albums, in's Ohr. Augenblicke wünsche ich mir, ich könnte diesem Aufruf einfach folgen und tief einschlafen, wo ich mich vielleicht wieder in meinem Traumparadies mit Tyler Blackburn treffen kann.

Als es jedoch erneut heftig ruckelt weiß ich, dass mir das nun nicht mehr gelingen wird. Also öffne ich blinzelnd die Augen und versuche mich zu orientieren. Die einzige Beleuchtung sind die kleinen Lämpchen der verschiedenen Knöpfe am Armaturenbrett des Mercedes. Die Straße vor uns ist nur von den Frontscheinwerfern beleuchtet und außer uns kann ich auf der gesamten Strecke niemanden erkennen.

Ein blaues Verkehrsschild zeigt mir an, dass wir uns der Ausfahrt Fulda nähern und daraus entnehme ich ebenfalls, dass wir uns noch immer auf der Autobahn befinden. Soweit ich mich erinnere, ist Fulda auch nicht wirklich weit von uns entfernt und das wiederum bedeutet, dass wir noch nicht wirklich viel Stecke hinter uns gebracht haben.

Ich schiebe eine Hand unter meinem Schal, der immer noch wie eine Decke über mir liegt, hervor und halte mir mein Handy vor's Gesicht. Meine zweite Hand folgt nur eine Sekunde zögerlich, um den Schal bloß nicht zum Verrutschen zu bringen.

Meine Bemühungen sind umsonst, wenn in genau dieser Sekunde rutscht das Stück Stoff nach unten und obwohl es im Auto nicht wirklich kalt ist, spüre ich sofort einen Schauer über meinen Oberkörper wandern.

Träge fahren meine Finger über das Display meines iPhones und ich schaue im Internet nach der Entfernung von zuhause bis nach Fulda, denn an dieser Ausfahrt sollten wir laut dem nächsten Verkehrsschild in einem Kilometer vorbeifahren. Mit Schrecken stelle ich fest, dass wir erst 253 Kilometer von 2.854 Kilometern hinter uns gebracht haben. Und obwohl wir erst seit zweieinhalb Stunden unterwegs sind, fühlt es sich wie eine halbe Ewigkeit an.

Ich sperre mein Handy wieder und lasse es in meinen Schoß fallen. Dann bücke ich mich in den Fußraum und angle eine Wasserflasche aus meiner Tasche. Entweder hat Nick seine Musik leiser gedreht oder aber die Kopfhörer, die ich mir am Black Friday vor einer Woche bei Amazon bestellt habe, dichten tatsächlich überaus gut ab. Denn außer der lieblichen Stimme meines Lieblingssängers vernehme ich einfach nichts. Und das fühlt sich mehr als gut an.

Nachdem ich mich auf meinem Sitz wieder aufgerichtet habe, schraube ich die Flasche auf. Das Zischen der entweichenden Kohlensäure höre ich nicht, doch ich kann die kleinen Wasserspritzer auf meiner Haut fühlen. Meine Hände sind kühl, obwohl ich sie die ganze Zeit unter meinem, zur Decke umfunktionierten, Schal gehabt habe.

Meine Aufmerksamkeit nehme ich von der Straße und richte sie gänzlich auf meine Wasserflasche. Auch wenn ich Nick nicht leiden kann, will ich nur ungern sein Auto beschmutzen. Vermutlich würde er mich jeden noch so kleinen Dreck mit einer Zahnbürste entfernen lassen und davon zweifelsohne nicht nur Fotos machen, sondern auch noch ein Video.

Polarlicht [ III - 2020 ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt