Und wieder ist ein Jahr vergangen. 366 Tage sind vergangen. 8.784 Stunden liegen hinter uns und wir haben tatsächlich alle 527.040 Minuten überlebt. Das Jahr 2020 neigt sich tatsächlich endgültig dem Ende zu und das erste Mal seit Jahren feiere ich den Jahreswechsel mal wieder in Deutschland. Normalerweise befinden wir uns zu dieser Zeit noch immer in Kiruana, doch dieses Jahr ist einfach alles anders.
Die Heimreise aus unserem Urlaub hat problemlos funktioniert. Außerdem habe wir uns vorschriftsgemäß testen lassen und uns bis zum Ergebnis in häusliche Isolation begeben. Mittlerweile haben wir das Negativergebnis übermittelt bekommen und deshalb kann ich mich endlich wieder frei bewegen.
Hand in Hand schlendere ich neben Nick über die Königstraße. Meine mit Geschenken gefüllte Handtasche hängt über meiner Schulter und ich kann es gar nicht mehr abwarten, endlich meine Freundinnen zu sehen. Natürlich haben wir seit Heilig Abend mehrmals telefoniert, aber das ist einfach nicht dasselbe wie wenn man sich persönlich sieht.
Obwohl wir Silvester haben, ist überraschend viel los und so müssen wir immer wieder anderen Menschen ausweichen, bis wir schließlich endlich den Schlossplatz vor dem Königsbau erreichen. Normalerweise würde es hier bis in ein paar Stunden losgehen. Tausende Menschen würden sich mit ihrem Alkohol zusammenfinden und die wahllos gezündeten Feuerwerkskörper von anderen Passanten begutachten.
Doch 2020 ist absolut nichts normal. Kein Alkohol im öffentlichen Raum und kein Feuerwerk auf öffentlichen Plätzen oder der Straße. Außerdem eine Ausgangssperre. Wer also keinen Balkon oder eine Terrasse hat, kann dieses Jahr nicht einmal die Wohnung an Silvester verlassen. Und wer keinen Garten hat oder vom Balkon aus schließen möchte, kann auch keine Böller zünden. Und durch die weiterhin geltenden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen fällt auch eine große Party flach.
Und von allen Dingen die dieses Jahr verboten sind, ärgert mich dies am meisten. Meine beste Freundin Lucie hat heute Geburtstag und normalerweise feiern alle Freunde, Familie und Bekannte der Brown's den Jahreswechsel in der Stadtvilla auf dem Killesberg. Und dieses Jahr hätte ich endlich auch mal hingehen können. Aber nein, Corona macht mir einen Strich durch die Rechnung.
Genau das ist auch der Grund, warum ich mich mit meinen Freundinnen im Freien treffen muss. Inklusive Maske und Abstand. Aber besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Naja und Nick muss sich einer Befragung von Blondie und Brownie unterziehen, anders werden meine beiden besten Freundinnen ihn sicherlich nicht an meiner Seite akzeptieren. Ein Detail, von dem Nick noch nichts weiß.
Wir bewegen uns näher auf das Schloss zu, welches sich auf der anderen Seite des Platzes befindet. Direkt daneben gibt es einen Park, durch den man das Opernhaus erreichen kann. Dort wollen wir uns mit meinen Freundinnen treffen. Es ist kalt und windig, deshalb wird niemand auf den Stufen des Gebäudes sitzen und wir können uns halbwegs in Ruhe unterhalten.
"Jenny!" Freudig jubelnd werde ich von meinen Freundinnen begrüßt, die tatsächlich bereits vor dem Opernhaus stehen. Wir fallen uns um den Hals und treten dann wieder etwas auseinander. Etwas weiter entfernt kann ich einen asiatischen und einen brünetten jungen Mann erkennen.
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Polarlicht [ III - 2020 ]
Teen Fiction"Hat die Hexe ihr Geschäft verrichtet?" "Der Kaffee macht dich auch nicht hübscher, Shrek." "Besser Shrek als Pumuckl, du Feuermelder." "Halt einfach die Klappe und fahr!" ∞ Jenny und Nick. Nick und Jenny. Eine Hass-Liebe, die nicht einmal sie selbs...