Der gerade erst zehnjährige Lasse hat sich tatsächlich die Nase gebrochen und da Sören gemeinsam mit dem Verletzten und seinen Eltern in's innerorts gelegene Krankenhaus gefahren ist, war die Stimmung am gestrigen Abend doch ziemlich bedrückt.
Keiner von uns hatte mehr wirklich Hunger, doch Edda zu liebe haben wir zumindest einen Teller Eintopf verdrückt. Naja, abgesehen von Leo. Er hat einen Teller nach dem anderen in sich hineingeschaufelt und sich schließlich mit einem lauten Rülpser zurückgelehnt.
Es ist wenig verwunderlich, dass er von seiner Mutter einen warnenden Blick kassiert hat.
Der Besuch in der Notaufnahme des städtischen Klinikums hat gestern bis in die Nacht gedauert und so habe ich gestern schon geschlafen, als die Winter's zurückgekommen sind. Oder eher gesagt, ich habe mich einfach nicht mehr aus meinem Zimmer bewegt, das ich mit einem Stuhl einbruchssicher gemacht habe.
Nicht etwa, weil ich Angst davor hatte mitten in der Nacht von einem Eimer Wasser im Gesicht geweckt zu werden (das kam nämlich vor drei Jahren bereits vor und das Video, welches Leo aufgenommen hat ist bei den Jungs jeder Zeit ein Lacher wert). Bei der Barrikade ging es eher darum zu verhindern, dass noch jemand außer Nica von meinen nächtlichen Aktivitäten mit Nick Bescheid weiß.
Obwohl ich der Ansicht war es sei respektlos uns zu vergnügen, während sein Bruder noch beim Röntgen im Krankenhaus sitzt und wir nicht einmal wissen wie schwer die Verletzung ist, hat Nick mich mit seinen Fingern ziemlich nachdrücklich vom Gegenteil überzeugt.
Ich drehe mich in meinem Bett auf den Rücken und taste mich auf die andere Betthälfte. Sie ist leer und kalt, schließlich hat Nick in seinem eigenen Bett geschlafen. Doch nachdem wir in der vergangenen Nacht fertig waren, hat er noch ziemlich lange dort gelegen und einfach stumm an die Decke gestarrt. Ganz so, als würde er über etwas nachdenken. Ich habe nicht gefragt wo seine Gedanken hängen, das wäre einfach zu persönlich. Gleichzeitig jedoch habe ich seine Hand, die beruhigende Kreise auf meinen Unterarm gemalt hat, auch nicht weggeschoben.
Unsicher lasse ich den Blick über die Decke wandern und versuche den selben blasenartigen Zustand zu erreichen, in dem Nick sich in der vergangenen Nacht befunden hatte. Je länger ich das dunkle Holz jedoch anstarre, desto lächerlicher komme ich mir vor und so drehe ich mich schließlich auf die Seite und angle mein iPhone vom Nachtisch.
Nachdem ich die Nachrichten überflogen und die Augen über die wieder teilweise gelockerten Änderungen der Landesregierung verdreht habe, öffne ich Instagram. Eigentlich sollte es nicht so schwer sein, sich einfach an die Verordnungen der Bundesrepublik zu halten. Andererseits finde ich gut, dass eine Lockerung für Single's beziehungsweise Alleinstehende an Silvester besteht. Vollkommen allein in's neue Jahr zu starten ist beschissen und es freut mich, dass alleinstehende Menschen die Chance bekommen sollen, den Jahreswechsel mit jemand anderem zu feiern. Aber bei den ganzen Änderungen kommt doch keiner mehr mit.
DU LIEST GERADE
Polarlicht [ III - 2020 ]
Teen Fiction"Hat die Hexe ihr Geschäft verrichtet?" "Der Kaffee macht dich auch nicht hübscher, Shrek." "Besser Shrek als Pumuckl, du Feuermelder." "Halt einfach die Klappe und fahr!" ∞ Jenny und Nick. Nick und Jenny. Eine Hass-Liebe, die nicht einmal sie selbs...