Last Christmas dröhnt mir aus meinen Kopfhörern in's Ohr und ich versuche irgendwie in Weihnachtsstimmung zu kommen. Das tue ich schon seit gestern Abend, wo ich mir allein in meinem Zimmer meinen Weihnachtsfilm auf Netflix angeschaut haben. Die Situation klingt tatsächlich trauriger als sie ist, denn ich hatte eine Tafel Schokolade zur Gesellschaft. Naja, zumindest den halben Film lang.
Ich werfe einen Blick aus dem Fenster, doch wirklich viel kann man von der Landschaft nicht erkennen. Der ICE schlängelt sich mit weit über 200 km/h auf den Schienen durch die Landschaft und dank meiner Kopfhörer vernehme ich die um mich herumsitzen Menschen auch überhaupt nicht.
Gott sei Dank sitze ich allein in meiner Zweierreihe und muss mir den wenigen Platz nicht auch noch mit einer anderen Person, die riecht als hätte sie gerade noch am Bahnhof einen Döner verdrückt, teilen. Genau das ist mir nämlich auf der Zugfahrt vor einigen Monaten passiert, als noch nicht so penibel darauf geachtet wurde, Abstand zwischen die Menschen zu bringen.
Auch wenn Corona wirklich so einiges kaputt macht, finde ich gerade die Abstandsregel überaus angenehm. Im Berufsverkehr in den Stadtbahnen kann sie zwar nicht so wirklich eingehalten werden, aber ich habe über die letzten Wochen festgestellt, dass einem die anderen Passagiere tatsächlich nicht mehr so sehr auf die Pelle rücken, wie noch im letzten Jahr.
Im letzten Jahr. Schon allein diese Worte zu denken fühlt sich überaus merkwürdig an. Aber es ist tatsächlich fast ein ganzes Jahr her, dass der Virus aufgetreten ist und uns in unserem alltäglichen Leben begleitet.
Wir durchfahren einen der vielen kleineren Bahnhöfe, doch durch die Geschwindigkeit des Zuges kann ich nicht lesen um welches Kaff es sich handelt. Das ist allerdings auch gar nicht so wirklich schlimm, denn selbst wenn ich einschlafen würde, würde mein Gefühl mich vor dem Hauptbahnhof München aufwecken. Manchmal kann es tatsächlich ganz praktisch sein, so eine innere Uhr zu haben.
Ich entsperre mein Handy und öffne Instagram, nachdem ich mich im WLAN des Zuges eingeloggt habe. Ja, ich kenne die Risiken der öffentlichen WLAN, aber ich habe nicht umsonst einen Virenschutz auf meinem mobilen Endgerät.
Nachdem ich mir tatsächlich sämtliche Storys angesehen und nicht nur wie sonst durchgeklickt habe, wende ich mich meinem Feed zu. Die ganzen Influencer haben bereits vor Tagen mit ihrem Weihnachtsfeed begonnen, aber wenn man Mal so aus dem Fenster blickt fühle ich mich herzlich wenig weihnachtlich. Der Schnee vom 01. Dezember hat sich bereits vor Tagen wieder verzogen und zurück bleibt nur eine trostlose Umgebung mit kahlen Bäumen, die wie dürre Gerippe in den Himmel ragen.
Während Last Christmas von Happy XMas abgelöst wird, bleibe ich bei einem Post meiner besten Freundin hängen. Das Bild ist tatsächlich erst gestern entstanden und ich habe es bei einer kleinen Foto-Session mit Lucie und Luna im Hause der Brown's geschossen.
Ich betrachte das Bild und obwohl ich das Ergebnis von Lucie's farblicher Veränderung bereits mit eigenen Augen live und in Farbe gesehen habe, komme ich noch nicht so wirklich darauf klar. Meine beste Freundin hat eigentlich dunkelbraune Haare, die sie von Zeit zu Zeit gelegentlich etwas aufhellen lässt. Aber noch nie hat die Halbamerikanerin sich die Haare färben lassen. Und jetzt direkt auf einen dunkelrosafarbenen Balayage zu wechseln ist schon eine Nummer für sich.
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Polarlicht [ III - 2020 ]
Teen Fiction"Hat die Hexe ihr Geschäft verrichtet?" "Der Kaffee macht dich auch nicht hübscher, Shrek." "Besser Shrek als Pumuckl, du Feuermelder." "Halt einfach die Klappe und fahr!" ∞ Jenny und Nick. Nick und Jenny. Eine Hass-Liebe, die nicht einmal sie selbs...