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Ich wachte in einem steril weißen Raum auf. Mein Kopf schmerzte heftig und ich war wie benommen. Ich sah mich um. Auf der anderen Seite des Raumes waren einige 'Erste Hilfe' Poster angebracht daneben stand ein Tisch, ich lag auf einer Krankenhaus Liege. Ich stöhnte und setzte mich aufrecht hin. Kaum das ich wieder in der Realität angekommen war platzte ein Polizist mittleren Alters mit grau melierten Haaren in den Raum. "Ah, du bist endlich wach!" rief er aus. Er schleppte mich in einen Büroraum in dem ein weiterer Polizist saß. Dieser hatte strohblonde, schulterlange Haare und ein freundliches Lächeln. "Finn?" sagte er. Ich nickte. "Ich weiß es ist unhöflich anderer Sachen zu durchstöbern aber in deinem Fall war es notwendig. Ist doch in Ordnung?" fragte er und legte den Kopf schief. Wieder nickte ich. Der Polizist bedeutete mir mich auf einen der Stühle zu setzten. "Also Finn, warum kamst du hier total fertig an?" Ich holte tief Luft: "Mein Vater wurde ermordet, das aus den Nachrichten..... Und also", tränen traten in meine Augen. "Plötzlich standen diese Männer vor meinem Haus... und haben nach mir gesucht.... da bin ich abgehauen." Ich atme auf und blicke den Mann in die Augen. Er sieht mich mitleidig an. Ich wischte mir über die Augen und schniefte.

"Tja, tut mir leid das zu sagen, aber, da nun alle deine Familienangehörige tot sind.... Müssen wir dich in ein Heim stecken bis du entweder adoptiert oder 18 wirst." Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht was die Polizei unternehmen wollte aber das war...

"Ja." sagte ich leise. Etwas anderes blieb mir ja nicht übrig. Also eskortierten mich zwei Polizeibeamte zu einem Streifenwagen. Eine halbe Stunde später kamen wir an einem Blockhaus an das schon fast klischeehaft bedrohlich wirkte. Viel konnte ich ja nicht erkennen schließlich musste es mitten in der Nacht sein.

Eine Frau öffnete die große Eichentür und ließ uns ein. "Du bist also Finn, ja? Willkommen in Heaven House." Ich nicke. Das war heute einfach zu viel. Ich frage vorsichtig: "Kann ich schlafen, ich bin völlig fertig." Sie nickte und führte mich in ein leeres Zimmer. Sofort ließ ich mich auf das Bett fallen und schloss die Augen. Wieder fing ich an zu weinen und schlief letztendlich ein.

Am nächsten Morgen wurde ich um acht Uhr morgens geweckt. Immer noch benommen schlurfte ich hinter der Erzieherin her in einen großen Speisesaal mit ungefähr fünfzig Kindern und Jugendlichen. Verlegen setzte ich mich auf irgendeinen Platz. "Das ist Finn." sagte die Frau laut und deutete auf mich. "Er kam gestern Nacht... Unter besonderen Umständen zu uns. Bitte begrüßt ihn anständig und mit Respekt, er hat einiges durchlebt." Die Kinder erhoben sich und sagten: "Herzlich Willkommen Finn!" dann setzten sie sich. Einige tuschelten und andere verspeisten ihr Frühstück. Es war seltsam zwischen Fremden Leuten zu sitzen. Das war vielleicht der Grund warum ich keinen Bissen herunter bekam. Das Mädchen zu meiner rechten tippte mich vorsichtig an und flüsterte: "Iss doch wenigstens ein kleines bisschen. Die Erzieher sehen volle Teller nicht gerne." Sie mochte vielleicht um die dreizehn, vierzehn Jahre alt sein und hatte dunkle, lange Locken. Außerdem hatte sie ein freundliches Gesicht. Ich erwiderte: "Tut mir leid aber ich fühl mich als würde ich nach einem Bissen brechen müssen." ich lächelte sie entschuldigend an. Sie nickte bloß da sie sich eine weitere Gabel mit Ei in den Mund geschoben hatte.

Seufzend ließ ich mich auf eine Bank fallen, die am Rand des heimeigenen Waldstückes stand, und legte den Kopf in den Nacken. Ich fasste mich und entschloss mich zu einer Sache: Von nun an würde ich mich meinem Leben entgegenstellen und das beste daraus machen. Mit steinerner Miene erhob ich mich und lief zum Haus zurück. Ich besuchte die Küche und bot meine Hilfe an. "Mhh da gäbe es schon etwas." meinte die Köchin. "Könntest du nicht einkaufen gehen? Wir bekommen sonst alles in Massen geliefert aber gerade heute morgen ist uns das Salz und der Käse ausgegangen. Wenn du kurz in die Stadt fahren würdest. Du bist ja alt genug." "Klar." ich jubelte innerlich auf. Endlich aus dem Haus rauskommen. "Ach und könntest du Klara mitnehmen? Sie wollte schon lange mal raus aber mit ihr wollte keiner mitgehen." Ich überlegte nicht lange. "Klingt doch gut. Wo finde ich sie?" Die Köchin lächelte. "Im zweiten Stock, vermutlich in der Bibliothek."

Die Treppe ächzte unter meinem Gewicht und auch die Tür zur Bibliothek quietschte ohrenbetäubend laut. "Klara?!" rief ich. Ein paar "Shhhhs" kamen mir entgegen aber keine Antwort. Doch gerade als ich gehen wollte kam ein kleines Mädchen mit blonden, kurzen Haaren auf mich zu und sah mich fragend an. "Heute ist dein Glückstag." sagte ich feierlich, "Du wolltest doch immer schon in die Stadt? Würdest du mich begleiten?" Ihre Augen weiteten sich und sie fiel mir überraschender Weise in die Arme. "Danke." sagte sie. Wir machten uns fertig und gaben noch einer Erzieherin bescheid dann verließen wir das Grundstück. Klara sprang vergnügt hin und her und inspizierte jedes Haus. Lächelnd sah ich ihr zu. Wir liefen ungefähr zehn Minuten als wir in eine seltsame Gegend kamen. Klara erzählte das das hier das gruseligste Stück unseres Weges war und meinte wir sollten uns lieber beeilen.

Plötzlich fuhr ein Auto im Schritttempo neben uns. Unbewusst zog ich Klara auf die linke Seite also weg von der Straße. Ich wagte einen Seitenblick. Mir gefroren die Adern. Neben uns rollte ein schwarzer Audi. Klara sah ebenfalls unsicher auf die Straße. "Klara." zischte ich "Auf drei rennst du so schnell wie du kannst zurück zum Haus klar? Ich renne in die andere Richtung." sie nickte ängstlich. "Eins...... Zwei.......Drei!"rief ich und wir sprinteten los. Das Auto kümmerte sich nicht um Klara sondern folgte mir. Solange ich in Bewegung blieb konnten diese Leute nicht aussteigen also rannte ich ein zweites Mal um mein Leben. Der Audi heulte auf und jagte mir nach. Ich versuchte in Seitengassen oder Hinterhöfe zu hasten aber es gab kaum welche und der Audi klebte mir immernoch am Hintern. Keuchend musste ich einsehen das ich keine Chance hatte. Ich blieb stehen. Der Audi war weg. Hatte ich es geschafft? Nein! Da kam er schon um die Ecke gesaust. Ich wollte losrennen aber stolperte in meiner Hast. Schneller als ich mich aufrappeln konnte war der Audi auch schon da und Türen klappten auf. "Nein." stöhnte ich kraftlos als mich starke Hände auf die Beine stellten und mich zum Auto zogen. Wild um mich schlagend schafften sie es trotzdem mich ins Auto zu bekommen. Wütend trat und schlug ich alles das mir zwischen die Linse kam. Die drei Männer hatten alle stark zu kämpfen und knurrten. "Lasst. Mich. Los!" schrie ich. Doch dann klappten die Autotüren. Ich war gefangen. "Hier Jordan." sagte einer der drei mit tiefer Stimme und übergab den bulligsten von allen, der neben mir saß, eine Rolle Klebeband und einen schwarzen Schal. Zuerst wurde mir der Mund zugeklebt dann meine Augen verbunden. Ich war froh keinen Schnupfen zu haben denn dann wäre ich sicher erstickt.

Die Fahrt war anstrengend und lang. Irgendwann hatte ich genug und begann um mich zu schlagen und treten. Aus meinem Mund kamen jedoch nur unverständliche Laute. Ich erwischte den Typen neben mir volle Kanne mit der Faust. Er knurrte böse auf, riss mir den Schal von den Augen und hielt meine Hände still. Er fesselte sie mir auf den Rücken. Viel zu fest. Ich jaulte leise auf. Warum waren die so scharf auf mich?
Wir befanden uns auf einer leeren Landstraße. Langsam wurde ich ganz verrückt hier drinnen. Ich trat auf den Fahrersitz ein. Mit ganzer Kraft. Der Fahrer wurde nach vorn gedrückt und verlor die Kontrolle über den Wagen. Wir schlingerten hin und her und streiften auf beiden seiten die Leitplanken.

Lose your Mind with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt