Ein einzelner Strahl erhellte die Bühne, als Elisabeth nach vorne trat. In der Helligkeit sah sie jenseits dieses Lichtkegels nichts, doch das störte sie nicht, im Gegenteil. Es war, als wäre sie mit der Stange alleine. Es gab nur sie, die Musik und die Stange.
Mit einem Lächeln zum Publikum, das sie kaum sehen konnte, schloss sie erst eine, dann die andere Hand fest um das Metall. Mit ihrem Fuß betätigte sie einen kleinen Schalter, nicht sichtbar für die anderen Menschen jenseits der Bühne. Tief holte sie Luft. Dann schwang sie ihr rechtes Bein mit einer ausladenden Bewegung um die Stange, schmiegte sich mit ihrem Oberkörper daran und begann in übertriebenen Bewegungen, sich hochzuziehen.
Elisabeth wusste, was sie zu tun hatte. So sehr sie das Pole Dancing als Sport genoss, hier ging es um etwas anderes. Sie lehnte sich vor, nur gehalten von ihren Beinen, streckte ihre Arme weit zum Publikum aus und gewährten den unsichtbaren Menschen so einen Blick auf ihr üppiges, kaum bekleidetes Dekolletee. Ein leises Raunen ging durch die Menge, ehe sie sich zurückzog und mit neuem Schwung die Stange zum Drehen brachte.
Diesmal hielt sie sich nur mit ihren Händen und Armen fest, während sie ihre Beine weit spreizte und mit unmerkbaren Bewegungen die Rotation der Stange aufrecht erhielt. Das Murmeln wurde lauter. Sie hatte die Aufmerksamkeit der meisten anwesenden Personen, also war es an der Zeit, mit dem eigentlichen Programm zu starten.
Das kühle Metall fühlte sich gut an auf ihrer erhitzten Haut. In ihrer Fantasie verwandelte die Stange sich in einen hochgewachsenen, heißen Mann, den sie mit ihrem Körper umwarb. Immer wieder wickelte sie sich auf neue Weise um ihren imaginären Mann. Mal presste sie ihre Schenkel eng zusammen, als würde sie sich an seine Hüfte klammern, dann wieder schmiegte sie ihre Brust gegen die Stange.
Hochkonzentriert, aber in ihrer eigenen Fantasiewelt gab Elisabeth sich dem erotischen Spiel mit der Stange hin, blendete die Zurufe aus dem Publikum aus, und fokussierte sich ganz auf ihren Körper und die Stange. Immer neuer Schwung ermöglichte es ihr, eine Drehbewegung zu vollführen, während sie mal verletzlich, mal selbstbewusst ihren Körper zur Schau stellte.
Der Body, der sich kompliziert um ihren Oberkörper schlängelte und dabei mehr preisgab als verdeckte, hielt der konstanten Reibung stand und verrutschte keine Sekunde. Sie liebte das tiefe Rot, das so gut zu dem schwarzen Choker um ihren Hals passte und einen harten Kontrast zu ihren flammenden Haaren bildete, die im Scheinwerferlicht beinahe orange zu strahlen schienen.
Immer wieder richtete sie den Blick voller Entschlossenheit ins Publikum, als könnte sie dort einen zweiten Mann sehen, den sie mit ihrem Spiel erregen wollte. Ihr Atem ging schneller, nicht nur aufgrund der körperlichen Anstrengung, sondern auch, weil sie selbst die Auswirkungen ihrer erotischen Bewegungen spürte. Vor ihrem inneren Auge lag der brennende Blick eines muskulösen Mannes auf ihr, während sie nicht aufhörte, einen anderen zum umgarnen.
Der Song, zu dem sie tanzte, näherte sich dem Ende und so ließ Elisabeth sich langsam an der Stange hinunter rutschen, bis sie kniend auf dem Boden ankam. Mit den Schlusstakten, lehnte sie ihre Stirn an das Metall, zog die Schultern hoch und ließ die Haare vor ihr Gesicht fallen, um den Anschein einer schüchternen, verletzlichen Frau aufrecht zu erhalten.
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Ensnared
RomanceDie Poledancerin und der Gangster. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt im Studium mit Poledance in einem Hamburger Club. Er arbeitet für die Mafia und hat große Pläne für die Organisation, der er sein Leben zu verdanken hat. Während Alexander zu...