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Mit grimmiger Miene starrte Alex auf das Treiben unter ihm

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Mit grimmiger Miene starrte Alex auf das Treiben unter ihm. Die riesige Lagerhalle war hell erleuchtet und eine Handvoll Männer wuchteten Pakete von einem Rollbehälter auf die langen Tische, die sich quer durch die Halle zogen. Alle trugen Schutzmasken und Handschuhe und an jedem Ausgang war ein Wachmann positioniert. Kameras erfassten jeden Winkel der Halle und von dem kleinen Büro auf der Galerie aus hatte man alles im Blick. Alles lief geordnet, jeder Handgriff saß, niemand wagte es, auch nur einen Hauch von der vorgegebenen Routine abzuweichen. Sie waren alle Profis.

Trotzdem hasste Alexander diesen Teil seiner Arbeit. Hier stand er und überwachte, wie eine Ladung Drogen aus Südamerika ausgeladen und in viele kleinere Ladungen umgewandelt wurde. Nur ein Pfund behielten sie hier in Hamburg, der Rest machte sich auf die weitere Reise Richtung Osteuropa. Was hier ankam, hatte meist eine Reinheit von 70 Prozent, aber das würde sich vor der Weiterreise ändern. Mehr als 30 Prozent kam selten jenseits von Hamburg bei ihren Partnern an. Und selbst das war noch viel und wurde von ihren Partnern jenseits der Grenze ein weiteres Mal gestreckt.

Jeder wollte an dem dreckigen Geschäft verdienen und so versuchte jeder, die Menge mindestens zu verdoppeln, ehe er sie weiterverkaufte. Alex hatte schon seit über zehn Jahren mit dem Drogenhandel zu tun und wusste sehr genau, dass das, was da unten lag, unfassbar viel wert war.

Aber er wusste auch ganz genau, was Heroin mit einem Menschen anstellen konnte. Grimmig schaute er zu dem Verwalter, der für den reibungslosen Ablauf zuständig war. Der hatte keinen Blick für das Treiben unten in der Halle übrig, sondern widmete sich lieber den Papieren, die die verschiedenen Drogenpakete als ganz andere Sendungen auswiesen.

Alex unterdrückte ein Stöhnen und lehnte sich mit dem Rücken an die riesige Glasscheibe der riesigen Fenster, die das Büro auf zwei Seiten vollständig umschlossen. Sie hatten Glück gehabt dieses Mal. Der Container mit den Drogen hatte den Zoll in Hamburg in Rekordgeschwindigkeit durchlaufen und sie waren ohne Probleme an die Lagerhalle des unwissenden Bananenimporteurs gelangt, in dessen Kisten sich ihre Fracht verborgen hatte. Nicht immer ging das gut.

In den letzten Jahren war der Zoll strenger und aufmerksamer geworden. Schiffe aus Südamerika wurden besonders gründlich untersucht, weil inzwischen jedes Kind wusste, dass sie oft Drogen transportierten. Doch die Menge an Schiffen, die täglich im Hamburger Hafen einliefen und ausgeladen, zollamtlich abgefertigt und überprüft werden mussten, war nicht weniger geworden. Es war unmöglich für den Zoll, jeden Container zu prüfen, und so war es jedes Mal ein Glücksspiel, ob sie Drogen fanden oder nicht.

Schritte klangen laut von der Metalltreppe herauf und kurz darauf trat Dimitrij ein. Er hatte ein Paket in der Hand und nickte auffordernd. »Wir sind hier fertig. Lass los machen.«

Alexander stieß sich von dem Fenster ab, griff nach seinem Mantel, den er über einen der uralten Bürostühle gehängt hatte, und folgte seinem Genossen nach draußen. Mit schnellen Schritten liefen sie die lange Treppe hinab, über die sandige Straße bis hin zu der schwarzen Limousine, mit der sie hergekommen waren. Dimitrij stieg auf den Beifahrersitz und schmiss das Paket achtlos ins Handschuhfach.

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