Er hatte es sofort gesehen. Als die Scheinwerfer angingen und ihre zarte Figur auf der Bühne erhellten, hatte er sofort das schwarze Armband an ihr gesehen. Als hätte sie gewusst, dass er da sein würde, hatte ihr Blick auf ihm gelegen, bis die Musik anfing und sie ihren Tanz begann.
Alex schluckte.
Hatte sie nicht letzte Woche gesagt, dass sie nie Schwarz trug? Warum hatte sie ihre Meinung geändert? Sie hatte über die Macht gesprochen, die sie über Männer spürte, wenn sie sah, wie sehr sie begehrt wurde. Was war geschehen, dass sie jetzt ein schwarzes Band trug? Und warum hatte ihr Blick auf ihm gelegen, als würde sonst niemand existieren?
Tief atmete er durch und befahl seinem klopfenden Herzen, ruhiger zu werden. Unauffällig schaute er nach rechts und links. Wie auch am Wochenende zuvor waren alle Blicke auf die kleine rothaarige Frau auf der Bühne gerichtet. Es war, als hätte sie einen Zauber über den Club gelegt und jeden Mann hier gefangen genommen.
Fasziniert folgte sein Blick jeder ihrer Bewegungen. Die Choreografie, die sie zeigte, raubte ihm den Atem. Es war nicht nur, dass sie eine akrobatische Meisterleistung hinlegte. Es waren ihre Augen, die er von seinem Platz aus der ersten Reihe so gut sehen konnte. Die Leidenschaft darin. Die Sehnsucht.
Die Verletzlichkeit.
Anders als zuvor wanderte ihr Blick nie über das Publikum, sondern lag konstant auf ihm. Als ob sie nur für ihn tanzte. Unter all ihrer erotischen Ausstrahlung und dem Selbstbewusstsein, mit dem sie die Stange immer wieder erklomm, sah er trotzdem die Lily aus dem Auto. Unsicher. Beinahe ängstlich. Wie ein Hase im Angesicht eines Wolfs.
Alex leckte sich angespannt über die Lippen. Wenn sie Schutz suchte, würde er ihr den geben. Sie hatte keine Vorstellung, wie gut er darin war, andere zu beschützen. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas passierte. Nicht in seinem Club, nicht unter seiner Aufsicht.
Die letzten Takte erklangen und das Licht auf der Bühne ging aus, während es im Clubraum wieder heller wurde. Mit einem Stöhnen fiel ihm ein, dass er natürlich wieder alle seine Sachen im Büro hatte liegen lassen. Erneut hatte er kein Geld bei sich. Dabei hatte sie deutlich gesagt, dass sie bei der nächsten Begegnung umso mehr von ihm erwartete.
Kurz war er versucht, eine der Kellnerinnen ranzuwinken und sich seine Jacke aus dem Büro holen zu lassen. Doch die Gefahr, dass Lily ihn dabei sah, war zu hoch. Er wollte nicht, dass sie wusste, wer er war. Als Besitzer des Clubs wäre jede Interaktion zwischen ihnen von dieser schwierigen Machtimbalance geprägt. So war es mit allen Frauen hier – und das wollte er nicht für sie. Sie würde es sicher irgendwann rausfinden, aber je länger er das rauszögern konnte, desto besser.
»Guten Abend. Wie hat dir meine Vorstellung heute gefallen?«
Ihre sanfte Stimme zog sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Da war sie. Ganz in Rot gekleidet, das mit ihren Haaren um die Wette loderte, die sich in einem aufwändigen Knoten auf ihrem Kopf türmten. Alex gab sich innerlich einen Ruck und setzte sein charmantestes Lächeln auf. »In der Tat. Fast besser als letzte Woche.«
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Ensnared
Storie d'amoreDie Poledancerin und der Gangster. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt im Studium mit Poledance in einem Hamburger Club. Er arbeitet für die Mafia und hat große Pläne für die Organisation, der er sein Leben zu verdanken hat. Während Alexander zu...