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Mit einem lauten Krachen fiel die schwere Eingangstür hinter Lily ins Schloss

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Mit einem lauten Krachen fiel die schwere Eingangstür hinter Lily ins Schloss. Ohne sich umzudrehen, eilte sie die fünf Stufen zur Straße hinunter. Tränen versperrten ihr den Blick und sie schaffte es kaum, ihren Mantel anzuziehen, während sie gleichzeitig ihre Tasche in der Hand hielt. Es war kalt für Oktober. Viel zu kalt für die hochhakigen Sandaletten, auf denen sie jetzt mindestens einen Kilometer bis zur nächsten Haltestelle laufen musste.

Gegen besseres Wissen warf sie doch einen Blick zurück. Nichts regte sich in der Villa, die sie gerade verlassen hatte. Niemand öffnete die Tür, um ihr nachzueilen. Niemand stand am Fenster, um zu sehen, wo sie hinging.

Niemand kümmerte sich.

Ein neuer Schwall Tränen schoss in ihre Augen. Was hatte sie auch erwartet? Ihre Eltern waren nie in der Lage zu erkennen, wenn sie zu weit gingen. Und Lily wusste, sie meinten es nicht böse. Das war das schlimmste an der ganzen Sache. Sie begriffen nicht, dass ein Kind mehr brauchte als Geld und gute Bildung. Selbst eines, das schon erwachsen und ausgezogen war.

Ein blöder Spruch von ihrem Vater und sie spürte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Schnaufend wischte sie sich die Tränen von den Wangen. Sie würde ihm schon zeigen, dass sie auch ohne sein Vitamin B zurechtkam. Sie holte tief Luft. Ihre Beine verwandelten sich langsam zu Eiszapfen, während sie hier heulend auf dem Weg stand. Sie musste sich beeilen, wenn sie den letzten Bus, der aus diesem gut betuchten Viertel fuhr, noch kriegen wollte.

Scharfer Wind riss an ihrem langen Mantel, während sie im Gehen versuchte, ihr Handy aus der Tasche zu fischen. Es war kurz nach elf Uhr. Der letzte Bus fuhr um Viertel nach, wenn sie den nicht erreichte, würde sie den langen Weg zur S-Bahn-Haltestelle nehmen müssen. Und das war das letzte, was sie um diese Zeit bei diesen eisigen Temperaturen wollte. Warum war es im Oktober auch so kalt in Hamburg?

Mit langen Schritten bog sie in die nächste Seitenstraße ein. Ihr Blick fuhr routiniert den Gehweg auf und ab, immer auf der Hut vor verdächtig aussehenden Fremden. Eine Gewohnheit, die sie sich auf ihren vielen Fußwegen zwischen Blue Moon und ihrer Wohnung zugelegt hatte.

Ihre Augen wurden groß. Nur hundert Meter weiter parkte ein Taxi am Straßenrand. Aufgeregt nahm Lily die Beine in die Hand und rannte. Taxis in Hamburg waren teuer, aber heute Nacht war ihr das egal. Sie wollte nur noch heim, in ihr Bett, schlafen.

Kurz bevor sie das Taxi erreichte, verlangsamte sie ihre Schritte. Hektisch wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und nahm ein paar tiefe Atemzüge. Sie wollte nicht völlig verzweifelt und neben der Spur wirken, nicht vor irgendeinem Fremden. Mit gemäßigten Schritten trat sie an das Taxi heran. Sie hoffte, dass es frei war.

Durch die Scheibe konnte sie den Fahrer sehen, der gerade im Handschuhfach herumhantierte. Vorsichtig klopfte sie ans Fenster. Der Mann drinnen zuckte mächtig zusammen, was Lily zum Schmunzeln brachte. Zumindest war sie jetzt nicht mehr die einzige, die etwas durch den Wind war. Beherzt öffnete sie die Tür und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.

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