Kapitel 38

1.1K 90 8
                                    

PoV Eren
Armin und ich sprachen noch eine Weile. Die Last, die mir von den Schultern gefallen war, als er mein Outing akzeptiert hatte, hatte mir Energie verschafft und von der bisherigen Müdigkeit war nichts mehr zu sehen.

Umso mehr freute ich mich, wach zu sein, als mein Handy zu klingeln begann. Ich sah Armin, der gerade geredet hatte, kurz entschuldigend an und ging dann ran. „Ja?", fragte ich. „Hey.", Gänsehaut machte sich auf meinen Armen breit, als ich Levis dunkle Stimme hören konnte. „Bist du Zuhause?", fragte er. Ich brummte nur zustimmend. „Komm runter. Ich habe was für dich." – „O-okay.", stotterte ich und er legte auf.

Armin sah mich verdutzt an. „Eh- ich muss los.", verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. „Ich seh schon, du bist schwer beschäftigt, jetzt wo du einen Freund hast.", lächelte Armin und nickte mir zu. Die Hitze stieg in mein Gesicht. "Freund" war vielleicht ein bisschen überstürzt. Das waren wir nicht. Wir waren nicht wirklich zusammen. Wir dateten uns. Das war aber keine Beziehung.

So schnell ich konnte zog ich mir Schuhe und einen sauberen Pullover an, sprintete das Treppenhaus runter und kam erst vor der großen Eingangstür des Wohnhauses zum Stehen. Atmete tief durch. Öffnete die weiße Tür und ging raus, sah mich bei den geparkten Autos um. Und da stand Levi.

An seinem Motorrad, trug eine schwarze Lederjacke und eine schwarze Jeans. Hatte die Haare ein wenig zerzaust. Tippte auf seinem Handy. Schenkte der Welt um ihn herum keine Beachtung. Ich ging langsam auf ihn zu, wollte ihm am liebsten schon zu rufen, dass ich mich geoutet hatte. Dass er nun wirklich zeigen konnte, dass ich zu ihm gehörte. Dass ich wirklich zu ihm gehören wollte. Doch ich hielt mich zurück. Wollte keine peinliche Situation entstehen lassen.

Als ich vor dem Schwarzhaarigen zum Stehen kam, sah er von seinem Handy auf, lächelte mich lieb an und steckte das Telefon in seine Jackentasche. „Was strahlst du denn so?", fragte er und wuschelte mir durch die Haare. Schmollend richtete ich meine Frisur.

„Ich habe es Armin erzählt.", erklärte ich und grinste Levi stolz an. Für viele mag es bestimmt kein großes Ding sein sowas zu erzählen. Doch für mich war es das. Es war riesig. Hätte Armin mich nicht akzeptieren können, wären nicht nur eine jahrelange Freundschaft und viele gemeinsame Pläne hin gewesen. Im schlimmsten Fall hätte ich obdachlos werden können.

„Ich sehe schon, das lief gut." – „Ja! Er freut sich für mich. Dass ich jemanden habe und sowas.", begeistert sah ich Levi an. „Und deine anderen Freunde, wissen die es schon?", fragte er dann. Ich schüttelte den Kopf.

Eine Sache, worüber Armin und ich eben noch geredet hatten. „Ich dachte, dass ich einfach anfange von dir zu erzählen. Wenn sie es dann nicht verstehen, ist es auch nicht mein Problem. Entweder sie kennen mich und haben Interesse an meinem Leben oder eben nicht. Aber ich will mich nicht mehr verstecken. Und ich will gar nicht erst damit anfangen dich zu verstecken.", erklärte ich und wandte den Blickkontakt ab. Sah verlegen weg. War das zu kitschig?

Ich spürte Levis Hand an meiner, weshalb ich meinen Blick wieder zu ihm wandte. Ihm in die grauen Augen sah. Statt einer wörtlichen Antwort stellte sich Levi nur auf die Zehenspitzen und beugte sich zu mir nach vorne, legte seine Lippen auf meine und lächelte leicht, als ich meine Hände an seine Hüfte legte. Ihn näher an mich zog und den Kuss erwiderte.

Die Passanten, die um uns herum spazieren gingen oder sich zu ihren Wagen hetzten, blendete ich aus. Es gab nur mich und ihn. Es war mir egal, was andere Leute denken würden. Ich liebte Levi nicht, weil Andere es wollten. Also würde ich damit auch nicht aufhören, weil Andere es wollten.

Sollten sie doch schauen, sollten sie lästern. Es interessierte mich nicht.

Ich hatte meinen Anker, das was mich am Boden hielt und ruhig machte. Was mich glücklich machte. Ich hatte ihn hier in meinen Armen. Hielt ihn, spürte ihn bei mir.

Levi löste sich von meinen Lippen, stellte sich wieder normal hin und legte den Kopf schief. „War das jetzt genug Begrüßungskomitee? Können wir los?", fragte er lieb lächelnd und verwirrt sah ich ihn an. „Wohin denn?"

„Das wirst du ja dann sehen.", grinste der Kleinere und drückte mir einen Motorradhelm in die Arme. 

I don't know you yet [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt