Kapitel 32

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PoV Eren
Armin und ich saßen noch ziemlich lange im Wohnzimmer, sprach nicht mehr über "sie", sondern hatten das Thema immer mal wieder gewechselt. Während wir vor einer halben Stunde noch über das Essen in England geredet hatten, drehte sich jetzt alles um dem Lehrer, der mir die Strafarbeit in Bio aufgedrückt hatte.

Dass ich dafür zwar eine 1 bekommen hatte, hatte ihn nicht gefreut, aber immerhin bewertete er vernünftig. Oder es kam mir nur so vor, weil ich nur 1er bekam. Ich wusste es nicht, doch selbst wenn es so war, ruhte ich mich nicht drauf aus.

„Hatte ich dir von meinem Mitbewohner erzählt?", erneut wechselte Armin das Thema und irritiert schüttelte ich den Kopf. „Der war gay.", lachte er und ich spürte deutlich, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
„Ach ja?", spielte ich meine Anspannung herunter und trank einen Schluck von der Cola, die neben mir stand. „Ja, der hatte ständig irgendwelche Typen da. Das hat einfach nur genervt.", murrte er. „W-weil es Typen waren?", ich hoffte inständig, dass dies nicht in unserem ersten Streit ausarten würden. Armin und ich hatten nie mehr zwischen uns als eine stärkere Diskussion. Und vor unserem ersten Streit hatte ich wirklich Angst.

„Das auch. Aber es hatte wirklich genervt, dass immer jemand anderes da war. Bin froh, dass ich da weg bin. Hier ist es ruhiger.", Armin grinste mich verschmitzt an. War eine Anspielung darauf, dass ich keinen Besuch der Art hier hatte. Doch meine Reaktion zu seinem Grinsen gefiel ihm wohl nicht. Denn statt eines fröhlichen Gelächter über seine Aussage, sah ich ihn nur ernst an.

Er wusste nicht, dass mich seine Aussage verletzt hatte. Wie auch?

„Was? Ist es hier etwa nicht mehr so ruhig gewesen, als ich weg war?" – „Wieso stört es dich, dass es Typen waren?", lenkte ich von seiner Frage ab. Und während ich ihn noch immer sehr ernst ansah, schrie die Stimme in meinem Hinterkopf, dass ich diese Fragerei stoppen sollte. Dass er es rausfinden würde. Dass er mich von sich stoßen würde. „Ist halt einfach nicht meins, wenn immer ein neuer Kerl reingeschneit kommt. Soll er ja machen, wie er will, aber bitte nicht, wenn ich zuhause bin." – „Weil es Kerle waren?"

Armin sah mich ein wenig verwirrt an. „Was redest du denn da? Denkst du ich bin plötzlich homophob, oder was?" Der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, wurde kleiner, die Stimme im Hinterkopf wurde leiser. Ich machte mir unnötig Sorgen. Oder?

„Es hat mich nur gestört, weil es wirklich jede Nacht jemand anderes war. Du weißt ich kann nicht gut schlafen, wenn's zu laut ist." Ich nickte nur, kam mir doof war.

War mein Einschätzungsvermögen von immer so schlecht? Hatte es abgenommen oder war es mir so aufgefallen? Woran lag das?

„Was ist los Eren?", fragte Armin plötzlich sehr ruhig und sah mich ernst an. „Es ist nichts.", murmelte ich nur, stand auf und wollte in mein Zimmer gehen, als der Blonde mich am Arm festhielt und zu mir rauf sah. „Setz dich hin und erzähl mir, was dich bedrückt. Es kann doch nicht so schlimm sein. Und wenn, solltest du es nicht weiter in dich hineinfressen.", er lächelte sanft und zog mich wieder auf das Sofa.

Ich hätte es einfach lassen sollen. Ich hätte auf die Stimme in meinem Kopf hören sollen und nicht drauf eingehen sollen. Dann würde ich mich jetzt nicht in dieser Situation befinden. „Willst du mir irgendwas sagen? Oder willst du mir irgendwas nicht sagen?"

„Eher das Zweite.", murmelte ich und wand den Blickkontakt ab. „Und warum?", Armin konnte schon immer gut mit Menschen. Er war auch immer der Erste, der begriffen hatte, was wann warum mit mir los war. Und auch jetzt wusste er, was er sagen sollte. Er drängte mich nicht dazu irgendwas zu sagen. „Weil ich Angst vor deiner Reaktion habe.", erklärte ich. Vermutlich war es super auffällig, dass ich nach dem Thema zuvor so eine Reaktion zeigte, doch solange ich es nicht sagte, konnte er mir nichts nachweisen. Er konnte nicht sagen, ich hätte es provoziert.

„Ich bin mir sicher, dass du das nicht musst. Aber wenn du nicht möchtest, werde ich nicht weiter fragen. Sag mir einfach, wenn du dich bereit fühlst.", Armin lächelte. Mir schien, als wusste er genau, was in mir vorging. Und dadurch wusste er auch, dass ich meine Zeit brauchte. Dass ich noch nicht bereit war, mit solch einer Nachricht um die Ecke zu kommen.

Zudem wusste ich nicht mal, was genau ich sagen sollte.

War ich schwul? War ich bi? Pan? Irgendwas anderes? Ich konnte es nicht mal für mich selber bestimmen, wie sollte ich es denn dann schaffen, wenn ich es jemandem erklären musste?! Ich wusste ja selber noch nicht wer ich eigentlich war. Wie ich eigentlich war. 


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Die Geschichte wird vermutlich bei 45-50 Kapiteln aufhören :)

Zur nächsten Story kann ich schonmal sagen, dass es nicht die angekündigte Story von gestern sein wird. Ich habe dort eher negatives Feedback wahrgenommen, weshalb die Story eher als Zweitprojekt laufen wird, da ich die Grundidee doch gerne umsetzten würde. 
Die Hauptgeschichte wird sich dann wieder nur um Ereri drehen (und Erwin nicht in ein schlechtes Licht rücken). Aber mehr dazu in ein paar Tagen <3

I don't know you yet [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt