Kapitel 37

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PoV Eren
Ein paar Tage waren vergangen, die Klausurenphase nahm ihr Ende und auch alle anderen Präsentationen und Hausarbeiten waren erledigt. Endlich konnte ich mal wieder ein bisschen entspannen. Levi war in letzter Zeit nicht mehr so oft bei mir gewesen. Armin war immerhin da, ich musste nebenbei noch arbeiten und auch Levi hatte zu tun.

Er suchte noch immer eine Wohnung, arbeitete, traf sich gelegentlich mit diesem blonden Kerl, der bei ihm geschlafen hatte. Erwin. Sein Mitinsasse und Freund. Und laut Levi der wohl heterosexuellste Mann der Welt. So verflog meine Eifersucht und meine Sorge, dass er jemand Besseren in seinem Leben hatte.

Er hatte gesagt, dass er mich lieben würde. Ich hatte es erwidert. Er war der erste, der diese Worte zu mir gesagt hatte und ich hatte sie geglaubt. Ich hoffte, dass auch er mir glaubte.

Seit Levi diese drei Worte ausgesprochen hatte, hatte er es nicht wieder getan. Er sagte es einfach nicht mehr. Aber war es in einer Beziehung denn nicht normal, dass man sich das öfter sagte? Armin hatte seine Exfreundin schon fast damit zugetextet, wie sehr er sie doch lieben würde. Danach konnte ich auch besser verstehen, dass sie sich von ihm getrennt hatte.

Mir würde das tierisch auf die Nerven gehen.

Levi sagte es nicht mehr, aber es störte mich nicht. Es wunderte mich nur. Ich dachte, er wäre dieser Typ, der es öfter sagen würde. Wieder eine Sache über den Schwarzhaarigen, die ich gelernt hatte.

Gerade saß ich an meinem Schreibtisch, hatte im Hintergrund ein wenig Musik laufen und den Kopf über mein Theorie-Heft gehängt. Konnte mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken wanderten von Psychologie zu Levi, zu seinen Worten, zu uns. Und schlussendlich zu meinem Outing.

Ich wollte es Armin sagen.

Mit Levi und mir schien es ja wirklich ernst zu werden. Darüber musste ich reden. Und zwar mit der vollen Wahrheit. Wer Levi war und in welchem Bezug er zu mir stand. Und über die Tage hatte ich die Angst vor dem Gespräch verloren.

Sie war einfach nicht mehr da, nicht, weil ich nicht immer noch etwas Schlechtes erwarten würde, sondern weil ich wusste, dass ich da nicht alleine durchgehen müsste. Dass Levi mich auffangen würde und mir helfen würde, wenn ich es nicht schaffen würde.

Seufzend klappte ich mein Heft zu – Theorie ging einfach nicht in meinen Schädel – und wollte mich gerade mitsamt Stuhl vom Schreibtisch abstoßen, da wurde meine Tür geöffnet und ein blonder Kerl stand im Rahmen. „Hast du noch Wäsche? Ich wollte die Waschmaschine anmachen.", lächelte Armin und ich schüttelte den Kopf.

Jetzt. Jetzt oder nie.

„Aber, kannst du vielleicht kurz hierbleiben? Ich würde gerne was mit dir besprechen.", murmelte ich und Armin schloss die Tür hinter sich, kam zu mir und setzte sich besorgt schauend aufs Bett. „Was ist los?"

„Ehm- Wir hatten ja neulich über jemanden geredet, den ich kennengelernt hatte.", begann ich und Armin nickte. Sah mich dreckig an. „Lerne ich sie endlich kennen?" Ich schüttelte den Kopf. „Das Ding ist, es ist kein Mädchen."

Schweigen. Stille. Mein Blick auf den Boden gerichtet. „Oh okay. Lerne ich ihn denn trotzdem kennen?" Verwirrt sah ich ihn an. „Du hast kein Problem damit?" – „Warum sollte ich? Solange du glücklich damit bist, ist es mir egal, ob es ein Mann oder eine Frau ist.", lächelte Armin aufmunternd.

Wieso hatte ich so Angst davor gehabt?

„Also, wer ist es?" – „Erinnerst du dich noch an das Projekt von Mikasa, mit der Brieffreundschaft an Häftlinge?" Armin nickte. „Der Typ, der neulich zum Lernen hier war, war Levi. Den ich aus dem Gefängnis kenne. Wir hatten uns nach seiner Entlassung getroffen. Uns kennengelernt und irgendwie habe ich mich in ihn verliebt.", murmelte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

„Wofür saß er denn?" – „Hat Geld bei einer Bank hinterzogen und alter Leute Konten leergeräumt." Armin nickte nachdenklich. „Naja, wir sind eh pleite, also kann er das mit dir ja nur ernst meinen.", lachte er und lehnte sich ein wenig zurück.

„Und jetzt, erzähl mir alles!", grinste der Blonde.

So hörte sich die kleine Geschichte an, wie Levi und ich uns kennengelernt hatten, was wir gemeinsam gemacht hatten, was er neulich gesagt hatte. Und es schien ihn mehr zu freuen als mich. Armin kam gar nicht mehr wieder in das sogenannte Häuschen rein. Aber das war schön. Ihm war egal, wen ich mochte. Doch ihm war nicht egal, dass ich jemanden mochte. 

I don't know you yet [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt