Kapitel 29

1.1K 98 8
                                    

PoV Levi
"Ich glaube ich lege mich wirklich schonmal schlafen. Der Schlüssel liegt unter der Topfpflanze im Flur, komm einfach rein :)", las ich und schmunzelte leicht. Er wollte ja wirklich, dass ich vorbeikam.

Es war offensichtlich, dass Eren von der Uni und seinem Nebenjob mehr als erschöpft und ausgelastet war. Schon vor ein paar Tagen hatte ich nach einer Möglichkeit gesucht ihm diese Zeit leichter zu machen. Das Erste, was mir einfiel war natürlich Geld. Ich könnte ihm einfach finanziell unter die Arme greifen, sodass er den Arbeitsstress nicht mehr hat. Aber ich konnte Eren inzwischen auch schon so weit einschätzen, dass ich wusste, dass er es nicht annehmen würde. Eine Diskussion würde da auch nichts bringen, deshalb verwarf ich die Idee schnell.

Und dennoch machte ich mir weiter Gedanken.

Während der Arbeitszeit, während der Fahrt zu Erens Wohnung und während ich die Treppenstufen hochging. Ich nahm mir den Schlüssel unter der großen Topfpflanze und schloss die Wohnung auf. Er hatte aufgeräumt. Der Staubsauer stand noch im Flur und der Boden sah frisch gewischt aus. Das kam ja auch noch dazu. Ich hatte das Glück, dass meine Arbeitszeiten sehr entspannt waren und auch Hanji teilweise viel Zeit in ihrer Wohnung verbrachte, sodass immer jemand da war, der putzte. Meistens fiel es auf mich, aber Hanji machte das eh nie zu hundert Prozent richtig.

Ich schloss die Tür hinter mir und zog meine Schuhe im Eingang aus, stellte sie neben Erens zertretene Nikes und bahnte mir meinen Weg durch die Wohnung. Im Wohnzimmer war er nicht – schließlich wollte er sich ja auch schlafen legen. So ging ich zu seinem Schlafzimmer, öffnete leise die schwere Tür und warf einen Blick in den abgedunkelten Raum.
Dort lag er auf dem Bett, die Decke halb auf den Boden gestrampelt und ein Kissen umarmend. Atmete ruhig und hatte die Augen geschlossen.

Leicht schmunzelnd trat ich ins Zimmer ein, schloss die Tür so leise, wie ich sie geöffnet hatte und ging zu Erens großem Bett, wo ich die Decke vom Fußboden hob und sie über ihn legte, mich auf die Bettkante an seinem Kopf setzte und ihm sanft durch die Haare streichelte. Der Jüngere seufzte im Schlaf genüsslich auf und kuschelte sich mehr in sein Kissen.

Und während ich da so saß, die Hand in den braunen Strähnen, versuchte ich mir eine Lösung zu überlegen, die mich Eren bei seinem aktuellen Stress helfen lassen würde.

-

Bei einem lauten Knall sah ich von meinem Handy auf und horchte in den Flur der Wohnung. „Scheiße.", schimpfte eine relativ hohe Männerstimme und besorgt sah ich zu Eren, der noch immer schlief. „Eren?!", rief die Stimme laut und ich hörte Schritte vor der Tür. „Eren, wach auf.", murrte ich und rüttelte ein wenig an dem Jüngeren, was ihn beleidigt schmollen ließ und er mich auch dementsprechend ansah. „Da ist wer.", murmelte ich und nickte zur Tür. Sofort schien Eren hellwach und saß aufrecht im Bett.

Im selben Moment klopfte es an der Tür. „Eren, bist du da?", wieder diese Stimme.
Wie von der Tarantel gestochen sprang Eren aus seinem Bett auf, drückte mir ein Buch von seinem Schreibtisch in die Hand und sprintete zur Tür, welche sich in jener Sekunde öffnete. „Armin, was machst du hier?", pure Verwirrung war in Erens Stimme zu hören.

„Es ist auch schön dich zu sehen.", ein junger blonder Kerl war im Türrahmen zu sehen. Er war kleiner als Eren, hatte große blaue Augen und hielt einen Koffer neben sich. War das Erens Mitbewohner? „Hast du vergessen, dass ich dir geschrieben habe?" – „Du hast mir geschrieben?"

Der Blonde seufzte leise auf. „Wegen dem Terroranschlag vor zwei Tagen mussten wir das Praktikum abbrechen. Ich hab dir doch Bescheid gesagt, dass ich früher zurück bin."

Eren nickte nur, doch vermutlich hatte er noch immer keinen genauen Plan von dem, was gerade vor sich ging. Nun erblickte der Blonde auch mich. „Wer ist das?", fragte er Eren leise, doch ich hörte es. „Oh- äh, nur jemand aus dem Psychologiekurs. Wir sitzen an 'ner Hausarbeit.", stammelte der Brünette und kratzte sich am Hinterkopf. Warf einen kurzen Blick zu mir.

Ich nickte Armin nur zu und steckte meine Nase in das Buch, das Eren mir in die Hand gedrückt hatte. „Oh dann störe ich nicht weiter. Wir reden nachher, ich muss erstmal schlafen.", lachte der Blonde und verschwand im Raum gegenüber von Erens Tür.

Der 21-Jährige schloss die Tür hinter seinem Freund und atmete erleichtert durch.

„Sorry, er weiß nichts und-" Ich unterbrach ihn: „Mach dir keine Sorgen, ich kenne das."

Eren hatte mal gesagt, dass niemand seiner Freunde über seine Sexualität Bescheid wusste. Nicht mal seine Schwester wusste es und auch dieser Armin hatte keine Ahnung. Ich wollte nicht der Grund dafür sein, dass Eren sich unfreiwillig outen musste, also was schadete es diese kleine Lüge kurz mitzuspielen?

Der Brünette setzte sich zu mir aufs Bett, nahm mir das Buch aus den Händen und lehnte sich an meine Brust. „Seit wann bist du eigentlich hier?", fragte er und sah zu mir rauf. „Seit etwa zwei Stunden." – „Wieso hast du mich nicht geweckt?!", empört sah er mich an und begann zu schmollen. „Weil du den Schlaf mal gebraucht hast.", schmunzelte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn was Eren nur mit einem entspannten Seufzen und einem roten Gesicht kommentierte.

Nun da sein Mitbewohner wieder hier war, mussten wir wohl in Zukunft ein wenig mit unseren Treffen aufpassen. Und vor allem, wie wir uns verhielten.
Ich wollte wirklich nicht zu einem Problem für Eren werden. 

I don't know you yet [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt