Kapitel 10

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PoV Levi
Hanji stellte die Pizzakartons auf den Couchtisch und setzte sich neben mich aufs Sofa. Ich wollte gerade den Film weiterlaufen lassen, da brach die Brünette das Schweigen. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass dein Eren Pizza ausliefert.", grinste sie und legte den Kopf schief. „Was?"

Woher wusste sie- nein! Eren war an der Tür? „Sag mir bitte, dass du dich nicht blamiert hast.", innerlich hoffte ich einfach nur darauf, dass Hanji Eren keine Angst gemacht hätte und er sich trotzdem melden würde. „Ich habe mich ganz normal verhalten.", murrte sie nur beleidigt und kreuzte die Arme vor der Brust.

„Nur, weil du das nicht abkannst, heißt es nicht, dass ich mich ungewöhnlich verhalte.", lachte sie im nächsten Moment. „Hanji.", mahnend sah ich sie an. „Keine Sorge Levi, ich habe nichts gesagt und auch nichts getan. Ich habe ihn behandelt wie einen normalen Lieferjungen." – „Und dass du meinen Namen durch die Gegend gebrüllt hast, ist dir wohl entgangen, was?!", fauchte ich. Hanji wich erschrocken zurück. Seit wann war ich denn so leicht reizbar? „Levi, was ist los?", fragte die Brillenschlange dann leise.

Ich hätte sie nicht so anfahren dürfen.

Warum war ich denn jetzt plötzlich so? Eigentlich wusste ich es schon. Aber wie sollte ich es formulieren? Ich wollte, dass Hanji es auch verstand.

„Ich werde alt.", murmelte ich nur leise und mein Gegenüber hob eine Augenbraue. „Im Knast haben die anderen mir von ihren Familien erzählt, von ihren Frauen, die auf sie warten würden. Ich habe sowas nicht. Und ich war verdammt froh, als Eren mir geschrieben hat. Als sich jemand mal wirklich für mich interessiert hat. Ich glaube ich brauche das, Hanji. Ich kann dieses Alleinsein nicht mehr. Davon habe ich genug. Und wenn man an diesen kitschigen Schicksalsscheiß glauben will, dann könnte Eren vielleicht nur deswegen in mein Leben gekommen sein.", ich fühlte mich so dumm. Ich konnte mit Hanji schon immer über meine Probleme und meine Gefühle reden, das war nichts Neues. Ich hatte es nie oft getan, aber ich war immer aufrichtig und ehrlich.

Doch jetzt? Diese Vorstellung, dass Eren vielleicht wirklich derjenige sein könnte, der mich aus dieser Einsamkeit rausholen würde, sie war absurd. Ich wusste so gut wie war nichts über ihn. Wie konnte ich denn so von jemandem denken, den ich jetzt noch gar nicht kannte?

„Keine Sorge Levi, er wird sicher nicht zurückschrecken. Er hat mich erlebt, nicht dich. Und ich bin mir sehr sicher, dass er das noch will.", Hanji klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und schaltete den Film wieder ein.

Wir waren nie Menschen, die sich viel unterhielten. Hanji redete zwar unheimlich gerne, hielt sich aber nicht unnötig an einem Thema auf.

-

Die nächsten Tage verliefen wie geplant. Ich schrieb Bewerbungen, Hanji suchte Wohnungen für mich und ich putzte ihr Drecksloch von Wohnung.

Wie konnte man so leben?

Gerade kam ich vom Einkaufen wieder und schloss mit dem Zweitschlüssel die Eingangstür der Wohnung auf, da lief Hanji wie von der Tarantel gestochen an mir vorbei. Im Hintergrund hörte ich das Telefon klingeln. Wahrscheinlich war sie vom Klo nicht rechtzeitig runtergekommen und musste sich nun mehr als beeilen. Das passierte zurzeit irgendwie ziemlich oft.

Ich dachte mir nichts dabei und ging in die Küche, wo ich die Einkaufstasche auf die Arbeitsfläche stellte und anfing die Lebensmittel in den Kühlschrank zu sortieren.

Doch lange konnte ich meinem Vorhaben nicht nachgehen, denn ich spürte die Anwesenheit der Brillenschlange hinter mir und drehte mich genervt um. Sie grinste nur und hielt mir das Telefon hin. „Ist für dich. Ein gewisser Eren.", sie zuckte zweimal mit den Augenbrauen, ehe sie die Küche wieder verließ und mich alleine mit dem Telefon zurückließ. 

I don't know you yet [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt