Kapi 34: Falsche Freundin

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Als wir Zuhause ankamen, erwartete mich Alex mit Lucy bereits. Beide nahmen mich un den Arm, als ich ausstieg. Alex erkundigte sich: "Wie geht es euch?" "Papa und mir geht es gut, danke." Er strich über meinen Bauch und meinte: "Ich meinte euch zwei." "Oh", lachte ich, "bestens! Nur... ich muss mit dir nochmal darüber reden." Er nickte, denn er hatte sofort das Thema kapiert. Lucy folgte uns ins Haus, ging dann aber zu ihrem Zimmer. Alex setzte sich und meinte: "Du weißt es jetzt also? Was sollen wir machen?" "Es heißt geringe. Nicht keine.", sagte ich, "Ich will das Baby behalten. Ich.. Es ist mir so ans Herz gewachsen." Er nickte. "Ich will mich hinlegen. Ich hab immer nur fünf Stunden geschlafen." Alex nickte erneut, küsste mich und wünschte mir schöne Träume. Dann ging er. Ich kuschelte mich unter die Decke und bald schlief ich ein. An meinen Traum erinnerte ich mich, als ich aufwachte, nicht mehr.
Ich tappste leise in Alex' Zimmer und sah, dass er am Tisch saß und eine E-mail an Leon, über meinen Laptop, verfasste. Ich stellte mich unauffällig hinter ihn und las, was er bereits geschrieben hat:

Hallo Leon,
Ich bins, Alex. (Das ist die Mailadresse von meiner Freundin.)
Erinnerst du dich an mich? Wenn nich: Ich bin dein Bruder. Unsere Eltern haben mich als ich klein war, im Wald liegen gelassen, weil sie mich nicht wollten. Ich bin 19 und wohne nahe an den Alpen. Ich habe eine Freundin, Cara. Ich lebe in einer Art von WG. Wenn du noch mehr wissen willst, schreib einfach.
LG Alexander

Seit wann er wohl Alexander drunter schrieb? Ich küsste ihn auf den Scheitel und schnell klappte er den Laptop zu. "Oh. Hey Cara. Ausgeschlafen?", begrüßte er mich. "Ja danke", ich tat so, als hätte ich nichts gesehen. Ich setzte mich auf sein Bett und er kuschelte sich an mich.
Als wir wieder aufstanden klopfte es gerade an der Türe. Ich lief ins Bad und zog mich wieder an. Durch das Schlüsselloch beobachtete ich, wie Lucy eintrat und an Alex' Hals strich. Dann schmiegte sie sich an ihn. Es wurde mir zu bunt! Ich riss die Tür auf und polterte zu den beiden. Alex stieß Lucy weg. "Sag mal hacks?! Alex ist meiner! Mach dich an deinen Tobi ran, aber nicht an Alex! Verschwinde!", schrie ich sie an. Sie schnaufte und schlug die Türe ins Schloss, als sie ging. Ich begann zu heulen. "Wie lang geht das schon?", wollte ich wissen. "Vier Wochen", antwortete Alex, "ich wollte dich nicht noch mehr belasten. Deshalb hab ich nichts gesagt..." Ich lief schnell in mein Zimmer und verwandelte mich so schnell wie ich konnte in meinen Tiger. Ich lief auf den Gang, die Treppe runter, aus der Tür, in den Wald. Als ich auf einer kleineren Lichtung hielt, legte ich mich erschöpft vom Rennen hin. Ich wurde Mensch. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel in Ohnmacht. Als ich nach einiger Zeit wieder zu mir kam, lag ich nicht mehr auf dem Moos, auf dem ich eingeschlafen bin, sondern etwas abseits, unter einer kleinen Birke. Wer hatte mich hier hin gebracht? Ich drehte mich auf den Rücken und sah in den Himmel. Mit etwas Mühe stand ich auf und ging zurück auf die Lichtung. Ich erkannte, nach einem Blick auf die Uhr die ich trug, dass es bereits kurz vor sechs war. Ich verwandelte mich in den Tiger und wollte mich gerade in Bewegung setzten, als ich mich wieder zurück verwandelte und auf den Boden fiel. Was war den nur los? Ich versuchte es nochmal, nochmal und nochmal. Dann mit dem Geparden vier mal. Ging nicht! Also blieb mir nichts anderes wie laufen. Ich ging langsam in Richtung Westen, zum Rudelhaus. Nach einer halben Stunde fußmarsch sah ich es zwischen den Bäumen. Ich ging leise in den Flur und hinunter in die BIB. Dort angekommen zog ich an dem Buch, das mich zu den Verbinderbüchern führte. Ich war zum Glück allein. Ich setzte mich in die hinterste Ecke und nahm eines der Bücher, die daneben lagen in die Hand. Ich las:

[...]
Es gibt wenige, die eine starke Verbindung mit den Welten haben. Meistens sind es Personen, die sich von klein auf gegen die Verwandlung wehren konnten und somit die Bindung nur im minimalen zu spüren bekommen. Es gibt die seltenen Fälle, bei denen es erst zum Erwachsenwerden kommt. Diese Personen sind meist solche, mit der größten Begabung in ihrem Tier. Im speziellen sollten die Männer jede zweite bis dritte Woche in eine der Welten reisen, um sich und andere zu schützen. Bei Frauen ist das ein größeres Problem. Wichtig ist, das ihre Kinder kaum Chanchen haben, zu überleben. Dann ist es erwähnenswert, dass sie nicht reisen sollten, weil es in allen Welten erlaubt ist, Frauen zu töten, vergewaltigen oder sie zu verschleppen. [...]

"Ach du scheiße!", fluchte ich. Mit einem lauten Quietschen öffnete sich die Tür. Ich hielt ungewollt die Luft an. Es war Papa. Er ging an ein Regal und nahm sich nach kurzem Suchen zwei Bücher. Dann ging er wieder. Ich atmete erleichtert aus.
Als ich so müde vom Lesen war schlief ich ein.

TigergirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt