Kapitel 17

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Der Geruch nach gerösteten Kaffeebohnen hatte sich bereits vollständig an meine Kleidung gehaftet, als ich schließlich den letzten Kunden verabschiedete. An der Schlaufe meiner Schürze nestelnd, umrundete ich die Theke und lief auf den hintersten Ladentisch am Fenster zu. Vor Jonah lagen Blätter und Stifte zerstreut auf dem Tisch. Er selber hatte sich weit über seine Arbeit gebeugt, seine Finger in den schwarzen Locken vergraben, während er sich auf die Hand stützte. Ich quetschte mich hinter ihm auf den Stuhl, umschlang seinen Bauch und legte meine Wange an seinen Rücken.
Er kam öfters ins Fevral und lernte dann mit einer dampfenden Tasse Kaffee oder Tee für die Uni.

"Ich mach das noch fertig", murmelte er.
Ich machte ein zustimmendes Geräusch und schloss dann meine Augen. Ich meinte durch den weichen Stoff des Pullovers seine Wärme zu spüren und kurz wünschte ich, der Augenblick würde für immer weilen. Die ruhige Atmosphäre des leeren Ladens, das Geräusch der Spülmaschine im Hintergrund, der ruhige Atem von Jonah und der Klang von seinem Stift der übers Papier krakelte.

"Ok, fertig". Ich hörte wie der Reißverschluss eines Mäppchens zugezogen wurde. Plötzlich griff er mit beiden Händen unter meine Schenkel und stand samt mir auf seinem Rücken auf. Ein überraschtes "Aahh", entfuhr mir, welches sich jedoch bald in ein Lachen umwandelte und ich umschlang schnell seinen Hals bevor ich meinen Halt verlor.

"Selber Schuld", meinte er lachend und packte mit seiner rechten Hand seine Sachen zurück in die Tasche. Die Tür zum Personalbereich öffnete sich und Anastasia, meine Arbeitgeberin trat heraus. Als sie uns erblickte, schenkte sie uns ihr herzerwärmendes, mütterliches Lächeln bei dem sich zahlreiche Lachfalten um ihre Augen sammelten.

"Was machst du noch hier Esme? Schau zu, dass du nachhause kommst!", rief sie mit dickem russischem Akzent und gespielter Empörung entgegen. Wissend, dass ihre Worte aus reiner Herzensgüte waren, ließ ich mich von Jonas Rücken herab und grinste sie an "Ich geh ja schon", lachte ich und eilte schnell hinter die Theke wo ich meine Schürze wegräumte.

"Schönen Abend noch!", riefen Jonah und ich ihr zu als wir die Ladentüre öffneten. "Tschüss! Gute Arbeit Esme!", sie winkte uns zu und ich lächelte dankend bevor wir hinaustraten. Kühle Abendluft ließ mich leicht erschauern.

"Ich hab die nächsten Tage wegen der Uni keine Zeit, aber ich kann am Wochenende vorbeikommen", sagte Jonah nach einer Weile schweigsamen Laufens, er legte einen Arm um meine Schultern und seine warmen Lippen küssten mich flüchtig an der Schläfe.

"Ich ähm...Ich bin ab übermorgen nicht mehr zu Hause, Carla hat anscheinend keine Zeit, deshalb muss ich bei Frau Lorenz für eine Weile wohnen...", Jonah sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Aber ich kann zu dir gehen!", fügte ich schnell hinzu.

"Frau Lorenz?", fragte er.

"Ja, die Lehrerin die wir einmal im Fevral getroffen haben". Er schien sich an den Tag zu erinnern als Frau Lorenz im Café aufgetaucht war.

"Du kannst doch bei mir wohnen", sagte er plötzlich, ich blickte überrascht zu ihm auf.

"Du weißt, wieso das nicht geht Jonah, mein Vater..."

"Hast du ihn denn gefragt?", er nahm seinen Arm von meinen Schultern. Ich schwieg, bis er plötzlich stehen blieb, um mich stirnrunzelnd anzuschauen.

"Jonah..."

"Warte, willst du nicht?", sein Blick musterte mich eingehend, dann schüttelte er leicht den Kopf, frustriert oder enttäuscht. "Was ist los Em? Du bist...distanziert, verheimlichst du etwas vor mir?", er wirkte nicht wütend, viel mehr schwang Verständnislosigkeit in seinem Tonfall mit. Am liebsten hätte ich kehrt gemacht und wäre weggerannt, vor der Konfrontation, den Fragen. Aber das war nicht fair Jonah gegenüber. Mein Jonah. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals als ich realisierte, wie wahr seine Worte waren. Ich hatte mich von ihm distanziert, wenn auch unbewusst. Ich hatte mich von den Wellen treiben lassen und nun schreckte ich auf und bemerkte erst, wie weit entfernt das sichere Ufer war.

Jonah trat einen Schritt nach vorne "Rede mit mir Esme", bat er.

"Ich habe mich in meine Lehrerin verliebt. Ich werde meine Mutter treffen, obwohl ich dir quasi versprochen habe es nicht zu tun. Jedes Mal, wenn ich dich küsse taucht sie vor meinen Augen auf. Ich denke ich liebe dich nicht mehr...."

Doch nichts davon kam über meine Lippen, ich starrte in seine klaren, blauen Augen und eine in mir schlummernde Angst erwachte, pochte fast schmerzhaft in meiner Brust.

"Ich kann nicht"

Als er seinen Blick abwandte, hatte ich das Gefühl etwas würde meinem Griff entgleiten, zwischen meinen Fingern zerrinnen. "Dann weiß ich nicht was wir hier machen", sagte er, seine Stimme hart und angespannt. "Jonah...", versuchte ich, doch er unterbrach mich harsch.

"Meld dich bei mir, wenn du bereit bist zu reden Em. Weil....das hier? Das...was auch immer das ist... es funktioniert nicht. Ich will es nicht!"

Vielen Dank fürs Lesen :)

𝔼𝕟𝕚𝕘𝕞𝕒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt