Als ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte, drehte ich mich wieder um und verschwand im Auto.
"Fahren Sie", war alles, was ich noch hervorbringen konnte, bevor ich mich zurückfallen ließ und die Augen schloss. Der Wagen vibrierte, als Gilbert den Motor anließ und uns, ohne ein Wort, vom Schloss wegbrachte.
"Soll ich das Radio anmachen, Miss Ashley?" Seine Stimme klang besorgt, die Frage war ihm nur leise über die Lippen gekommen. Ich konnte nur den Kopf schütteln.
Unaufhaltsam rannen mir die Tränen über das Gesicht und ich ließ sie. Ließ meine Gefühle zu, den Schmerz. Ich rief mir die Szene noch einmal ins Gedächtnis, verzog wütend das Gesicht. Am liebsten hätte ich diese dämlichen getönten Scheiben eingeschlagen. Es juckte mich regelrecht in den Fingern, irgendetwas zu zerschmettern. So wie er es mit meinem Herz getan hatte.
Ich riss mir die Haarklammern aus meiner Frisur, bis mir meine brauen Locken ungeordnet ins Gesicht fielen. Ungelenk befreite ich meine Füße aus meinen Schuhen und mit einem Taschentuch wischte ich mir über das Gesicht, um das Makeup zu entfernen. Zum Teufel mit all diesem Kram! Alles nur für ihn, Tom, den Einen. Für die Katz. Umsonst. Er war es einfach nicht wert.
Irgendwann verflog meine Wut, meine Arme wurden schwer und alles was ich machen konnte war dazusitzen, ins Leere zu starren und die stummen Tränen laufen zu lassen. Ich wurde ruhiger, das Gedankenkarussell in meinem Kopf hörte, auf sich zu drehen und mich überkam die Müdigkeit, diese Erschöpfung, die einen einnahm, nachdem man so lang geweint hatte. Für nichts und wieder nichts. Meine Augen wurden schwer, mein Kopf kippte zu Seite und dann wurde alles schwarz.
Ein Kitzeln an meiner Wange riss mich aus meinem traumlosen Schlaf. Mit vor Müdigkeit noch verklebten Augen schüttelte ich den Kopf. Eine kleine Fliege - der Übeltäter - schoss von meiner Wange, drehte eine Extrarunde durch das Wageninnere, um dann schließlich durch die geöffnete Wagentür in den sternenverhangenen Nachthimmel zu verschwinden.
Langsam richtete ich mich auf. Im Mondlicht erkannte ich Gilbert, der, seine Anzugjacke und Chauffeurmütze neben ihm, auf der anderen Straßenseite auf einem Bordstein saß. Ein Taschenmesser in der Hand, schnitzte er an einem Stock herum, den Blick konzentriert und fokussiert.
Etwas unbeholfen krabbelte ich über die hintere Sitzreihe und ließ mich durch die Tür gleiten. Meine nackten Füße berührten den noch warmen Asphalt der Straße. Ein kleines Steinchen bohrte sich in meinen Fußballen und ich zuckte leicht zurück. "Autsch."
Gilbert blickte auf. "Miss Ashley! Sie sind wach!"
Ich schenkte ihm ein Lächeln, dann sah ich mich um. Das Auto parkte am Rande einer Landstraße, rechts und links von uns nichts als Feld, Wiese und in vielleicht einem Kilometer Entfernung ein kleiner Wald. Die Straße lag ruhig da, außer uns schien zu so später Stunde niemand mehr unterwegs zu sein.
Ich rieb mir meine Augen. "Wie lang habe ich geschlafen?"
"Ein paar Stunden, Miss Ashley."
"Oh."
Erneut setzte ich meine Füße auf und tappste dann langsam, barfuß zu Gilbert hinüber. Mit einem Seufzen ließ ich mich neben ihm auf dem Stein nieder.
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Und die Nachtigall singt | Tom Holland ff
FanfictionAshley Maria Barthon ist eine der wenigen - wenn nicht sogar die Einzige - die sich ihr Leben als englische Adelstochter sicher anders vorgestellt hat als der Durchschnitt. Tee mit anderen Hofdamen im fein geschmückten Salon, königliche Bälle mit M...