Kapitel 21

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Irgendetwas störte mich, ich konnte es nicht ganz benennen, aber ich hatte ein Zwicken im Bauch, ein unangenehmes Zwicken. Ich beschloss es zu ignorieren, schließlich wollte ich diesen Abend genießen. Naja, so gut es ging und ganz neben bei, würde ich noch eine Freundin verkuppeln, den amerikanischen Präsidenten treffen, die Eltern meines Freundes kennenlernen und-

"Und, wie haben Sie die Woche verbracht, Prinz Thomas?", unterbrach Layla meine Gedanken.

"Nun ja", setzte er an. Eigentlich wollte ich meinen Blick gerade ausgerichtet lassen, aber es war als wäre sein Gesicht ein Magnet und ich war viel zu schwach um mich gegen diese Anziehungskraft zu wehren.

"Nach dem dieser wunderbare Abend vorbei war." Er lächelte Layla vielsagend an.

Was hätte ich dafür gegeben, mit jetzt wirklich an die Stirn klatschen zu können, statt es nur zu denken. Mein Lieblingskleid oder vielleicht sogar meine liebste Hose.

Wieso war er denn so ... so?! Hatten wir nicht gestern, nicht mal 24 Stunden her, noch besprochen, dass er blöd zu ihr sein sollte? Und jetzt war er wieder charmant wie eh und je? Und dann lächelte er sie auch noch so an. Das war ja echt zum Schreien.
Natürlich kam kein Mucks über meine Lippen, aber ich wandte meinen Kopf wieder nach vorn.

"Und ich mich am Sonntag von-", er stockte kurz, "-von den vielen Eindrücken erholte hatte, habe ich den Rest der Woche eigentlich nur darauf gewartet, dass sie zu Ende geht."

Ich konnte hören, dass er immer noch Layla ansah, aber er drückte meinen Arm, der in seinem lag etwas fester an seinen Körper und ohne wirklich darüber nach zu denken fuhr ich mit meiner Hand zu seinen Arm und strich einmal darüber.

"Haben Sie sich denn etwas zurück gewünscht?" Laylas Stimme war ruhig, etwas belegt.

"Ja und heute habe ich es wiederbekommen." Er schaute nun auch gerade aus, seine Stimme leiser, weniger amüsiert.

Er meint mich, ging mir auf und mein Herz schlug ein bisschen schneller. Und so schön seine versteckten Botschaften auch waren, Layla würde sie nicht verstehen und wahrscheinlich auch eher fehl interpretieren. War ihm das nicht bewusst? Sie würde denken, er meine sie - oh man ey, wenn er so weiter machte, dann konnten wir unseren Plan vergessen.

Wir nährten uns einer Tür, aus der leise Musik drang und als wir noch ein paar Meter davon entfernt waren, machte ich mich los. "Ich denke, ich sollte noch mal meine Nase pudern, die ganzen Treppen und so..." Ich sah hinter mich. "Wo genau finde ich hier die nächste Toilette?" Ich sah wieder den Prinzen an.

"Warten Sie, ich zeig sie Ihnen." Er zog seinen Arm aus Laylas Griff und trat einen Schritt auf mich zu.

"Nein, nein, das ist doch nicht nötig, eure Majestät. Eine kurze Wegbeschreibung würde schon reichen", winkte ich ab, aber genau wie vermutet, verstand er was ich vor hatte.

"Ich bestehe darauf!" Dann zu Layla: "Miss Layla, gehen sie doch schon hinein, ich komme dann gleich nach." Etwas enttäuscht sah sie uns an, doch auch sie war das Leben am Hof gewöhnt und einem Prinzen widersprach man nicht.

"Natürlich, bis gleich." Und dann ging sie weiter zur Tür während Tom in die entgegengesetzte Richtung zeigte. Als wir um die Ecke bogen warf ich noch einen Blick zurück, Layla war schon im Raum verschwunden.

"Hör auf so nett zu sein." Und da war es wieder,  dieses Zwicken.

"Wie bitte?" Er sah mich entsetzt an. "Wie soll ich mich denn deiner Meinung nach verhalten?"

Hilflos zuckte ich mit den Schultern. "Keine Ahnung. Jedenfalls nicht so... so freundlich. Höflich'' ich stieß einen Laut der Frustration aus, ''und dass du sie auch noch auf ihr Kleid angesprochen hast... das kann doch nicht dein Ernst sein! Desinteresse sieht anders aus, Tom!"

Ich versuchte ihn wütend an zu funkeln, aber wahrscheinlich sah ich eher genervt aus. Einen Moment sah er mich getroffen an, dann kräuselten sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln. Langsam kam er zwei Schritte auf mich zu und streckte die Arme nach mir aus.

"Ist da etwa jemand eifersüchtig?"

Sachte, aber doch bestimmt schlug ich seine Hände weg. "Wir hatten einen Plan."

Sein Lächeln erstarb. "Das weiß ich. Aber soll ich sie jetzt einfach ignorieren oder was?"

"Das wäre ja zumindest mal ein Anfang."

"Aber denkst du nicht, das wäre etwas auffällig? Immerhin wurde mir meine Höflichkeit schon in die Wiege gelegt. Ich kann also gar nicht anders."

Ich schnaubte und lief in die entgegengesetzte Richtung davon. "Höflich sein heißt aber noch lange nicht, ihr schöne Augen zu machen."

"Das habe ich doch gar nicht!"

"Miss Layla! Wie schön, dass Sie die Zeit finden konnten! Ihr Kleid ist ja fast noch schöner als das von jenem Abend! ", äffte ich ihn nach, wobei ich beabsichtigt mit hoher Stimme sprach. "Stimmt, du hast recht. Das ist überhaupt nicht schmeichelnd! Schon gar nicht, wo du mich nur mit einem  'Miss Ashley' begrüßt hast. Gibt ihr gar nicht das Gefühl, etwas besonderes zu sein. Wo das ja auch das war, was wir unbedingt vermeiden woll-"

Seine Finger schlossen sich um mein Handgelenk und hielten mich so vom Weitergehen ab. Ich kam nicht einmal mehr dazu, mich verwirrt umzudrehen, da hatte er mich schon an sich gezogen, seine Brust an meinem Rücken und seine Lippen auf meinem Hals. Eigentlich hätte ich mich losreißen müssen, aber ehrlich - Wer hätte das getan?

"Miss Ashley", murmelte er an meinem Hals und sein warmer Atem auf meiner Haut durchfuhr mich wie ein Schlag. "Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehnlichst ich Sie erwartet habe." Ich wurde in seinen Armen gedreht und noch bevor ich ihm in die Augen sehen konnte, spürte ich seine Lippen auf meinen.
Ich seufzte in den Kuss, nicht sicher ob sehnsüchtig oder resigniert. Nach ein paar Sekunden löste er sich wieder von mir und strich mit seiner Hand an meiner Wange entlang.

"Sie sehen bezaubernd aus", hauchte er. Sein Blick sprühte geradezu vor Zärtlichkeit und Zuneigung, sodass meine Beine weich wurden.

"Sie auch, eure Majestät."

Er lächelte. Seine Finger verschränkten sich mit meinen. "War das besser?"

Beschämt blickte ich zu Boden. "So war das nicht gemeint."

"Aber ich meinte das so." Ich sah wieder zu ihm auf. Er seufzte. "Ich dachte, ich würde einfach weiterhin freundlich zu ihr sein, sodass sie irgendwann mitbekommt, dass das nichts Besonderes ist. Dass ich mit allen so umgehe. Und dann wird sie irgendwann bemerken, dass es mehr wert ist, wenn..." Er rückte wieder etwas näher. "... ich weniger höflich bin."

"Und da heißt es immer, wir Mädchen würden kompliziert denken", ich verdrehte meine Augen, meine Hände wanderten zu seinen Schultern.

"Pff, ich und kompliziert? Niemals!" Er lächelte mich an und ich musste kichern. Aber nicht nur, weil er so schön selbstironisch sein konnte, sondern auch weil sein Mund mit meinem Lippenstift verschmiert war.

"So kannst du aber nicht wieder zurück gehen." Ich sah zu ihm hoch und ich hätte wetten können, dass meine Augen funkelten. So wie seine, als er die Arme um mich schloss und zu mir hinunter sah.

"Und wieso nicht? Abgesehen von dem offensichtlichen Grund, dass ich Sie los lassen müsste Miss Ashley?"

"Nun, mein Prinz." Ich hob meine Hand. "Ihre Lippen sind ganz beschmiert, mit meinem Lippenstift!" Ich wollte gerade anfangen die Spuren weg zu wischen, als er meine Hand fest hielt.

"Ein Mal noch", und dann küsste er mich nochmal.
Als er seine Lippen von meinen löste, seufzte ich gequält.

Und die Nachtigall singt | Tom Holland ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt