Kapitel 4

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Oh Gott. Hier stand ich nun, allein in der Mitte der Tanzfläche, während alle gesehen hatten, wie mein Tanzpartner mich stehen ließ.

Doch die Blöße, den Kopf einzuziehen und schnell und unbemerkt von der Tanzfläche zu huschen, gab ich mir nicht. Ich hielt meinen Kopf gerade und achtete darauf, dass meine Schritte gezielt wirkten und nicht zu eilig aufgesetzt wurden.

Sobald ich nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens war, atmete ich tief durch und schlenderte dann in Richtung Büfett.Es gab doch wirklich nichts, was ein Stück Schokolade, eine Erdbeere und ein Glas Sekt nicht wieder richten konnten.

Mit der Praline im Mund und einer Erdbeere in der Hand, stellte ich mich neben einen der kleinen Serviertische, auf dem die Gläser angeordnet waren, um dann gleich zugreifen zu können, als Layla auf mich zugelaufen kam. Ihre Wangen waren gerötet und sie lächelte mich strahlend an.

"Oh Ash!" Sie fiel mir in die Arme, drückte mich einmal und ließ dann wieder von mir ab. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön es war. Er ist so höflich und lustig und charmant und hast du gehört, wie der Redner mich als Teil der königlichen Familie bezeichnet hat? Sag mal, stehe ich überhaupt noch? Es fühlt sich nämlich so an, als würde ich fliegen."

Ich lachte mit ihr, beteuerte, wie gut die beiden ausgesehen hatten und alberte mit ihr über die Anzahl der Gäste ihrer Hochzeit.

"Warum tanzt er jetzt nicht mehr mit dir?", fragte ich vorsichtig, doch sie war so euphorisch, dass es ihrer Laune keinen Abbruch tat. "Er meinte, er sollte wohl auch mit ein paar anderen Mädchen tanzen, sonst wäre meine Sicherheit nicht mehr gewährleistet."
"Oh Layla, das ist ja-" Sie unterbrach mich, bevor ich den Satz beenden konnte.

"Oh mein Gott, das ist die Vor-Melodie für- Wir müssen Tanzen! Los komm!" Dann griff sie nach meiner Hand und zog mich wieder in die Menge.

Auf der Tanzfläche hatten sich, wie üblich für diesen Tanz, zwei Reihen aus Tanzpaaren gebildet. Gerade noch rechtzeitig reihten wir uns ein und schon setzte die Musik ein und der Tanz begann.

Es gab pro Partner immer einen langsamen Part, einen schnellen und dann den Wechsel. Mir blieb keine Zeit, mich in der Reihe der Männer umzusehen, denn es galt als sehr, sehr unhöflich, den Blickkontakt während des langsamen Parts nicht zu halten.

Mein Partner tanzte gut und ich gewöhnte mich schnell an den Rhythmus. Und dann kam der Teil, den ich am meisten mochte.

Die Musik schwoll an, wurde schneller, genau wie unsere Schritte. Freude, Glück und Euphorie stiegen in mir auf, ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken und fing an mich in der Schnelligkeit des Tanzes zu verlieren.

Ich wechselte den Partner und tanzte, wechselte den Partner und tanzte. Ich ließ den langsamen Part über mich ergehen, kam wieder zu Atem und sah meine Tanzpartner so nichts sagend wie möglich an. Bis zum nächsten Partnerwechsel.

Wie immer, nutzte ich den Schwung der letzten Figur und drehte mich weiter, bis die Arme meines nächsten Partners mich auffingen und der langsame Teil begann. Die Arme, die sich um meine Taille schlossen, waren stark, die Finger, die nach meiner Hand griffen, lang und sanft und die Augen, in die ich blickte, als ich den Kopf hob, waren genau die, die ich am wenigsten sehen wollte.

Prinz Thomas' Miene blieb unbewegt, als er den Griff um meine Hand verstärkte und mich sicheren Schrittes führte. Er nickte nur kurz, sah mich dann so unverwandt an, dass mir etwas heiß wurde. Vor Scham.

Ich versuchte mich an einem entschuldigenden Lächeln, doch alles was es mir brachte, war, dass er eine Augenbraue hochzog und mich skeptisch musterte. Ich schluckte.

Und die Nachtigall singt | Tom Holland ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt