Kapitel 7

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Thomas fuhr herum und ich vergrub, wie er mich angewiesen hatte, mein Gesicht in seinem Rücken. In seinem muskulösen Rücken. Das konnte ich selbst durch den Stoff des Anzugs spüren.

"Jeffrey!", hörte ich Thomas ausrufen, während er einen Arm nach hinten streckte, fast so, als wolle er mich beschützen. "Was machen Sie denn hier? Ich dachte, man hätte Sie zur Wache im Palast eingeteilt."

"So war es auch", erwiderte Jeffrey, offenbar der Wachmann von dem Thomas eben noch geredet hatte. "Aber dann hat man mich hier hinaus geschickt. Eine der Damen soll wohl auf dem Ball unauffindbar gewesen sein und ihre Frau Mutter hat nach ihr suchen lassen."

Es entstand eine kurze Pause in der ich nichts anderes hörte, als mein, wie wild klopfendes, Herz und das Rauschen in meinen Ohren. Man hatte also nach mir suchen lassen... Jemandem war aufgefallen, dass ich nicht anwesend war. Damit konnte ich zukünftige Ausflüge hierhin wahrscheinlich vergessen.

Da erhob der Prinz seine Stimme. "Ich schätze, Sie können Ihre Suche hier beenden, Jeffrey. Miss Ashley ist bei mir und hat damit jedes Recht, sich hier aufzuhalten."

Der Wachmann räusperte sich. "Nun gut, aber ich muss Sie beide dennoch wieder zurück geleiten. Man erwartet von Ihnen, dass Sie anwesend sind auf dem-"

"Ach kommen Sie, Jeff! Sie wissen ganz genau, dass ich diese ganzen Veranstaltungen hasse! Und Mutter und Vater wissen das genauso gut."

"Das ändert nichts daran, dass Sie-"

"Außerdem", unterbrach Thomas ihn, "habe ich eine reizende junge Dame bei mir. Ich komme also sehr wohl den Wünschen meiner Eltern nach, nur ohne das allgemeine Angestarre der anderen weiblichen Teilnehmer. Also wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden, Jeff, aber Sie stören gerade ein wenig."

Wieder trat Stille ein und ich erlaubte mir, einen kurzen Blick über die Schulter des Prinzen zu werfen. Jeffrey, ein etwas breiterer Mann in Uniform und mit einem kahlen Kopf, auf dem sich das Mondlicht spiegelte, sah etwas genervt zu Thomas. Nach einem Moment schüttelte er den Kopf und hob warnend den Zeigefinger.

"Nur dass Ihnen das klar ist: Das ist das letzte Mal, dass ich Ihnen den Rücken stärke! Werden Sie endlich erwachsen und stellen Sie sich den Sachen, die nun einmal einher gehen mit der Stellung als zukünftiger König! Sie können nicht immer davonlaufen!"

"Jetzt hören Sie sich schon an wie Vater!", sagte Thomas und ich konnte das Augenrollen in seiner Stimme hören.

"Dann hat der Mann verdammt Recht mit dem, was er sagt!" Er sah noch einen Moment zu uns und kurz traf sein Blick auf meinen. Er nickte mir kurz zu und ich versuchte es, so gut es ging, zu erwidern. Dann sah er wieder zu Thomas und mit einer wegwerfenden Handbewegung sagte er: "Jetzt verschwindet, bevor ich es mir anders überlege."

"Danke Jeff!" Schneller, als ich gucken konnte, hatte Thomas nach meiner Hand gegriffen und zog mich nun durch das riesige Tor hinter uns. Über meine Schulter hinweg sah ich noch den Lichtkegel der Taschenlampe des Wachmannes in die entgegengesetzte Richtung davon hüpfen, dann bogen wir um eine Ecke und Jeffreys Silhouette verschwand hinter grünen Blättern.
Ich blieb stehen.

"Was ist los, Miss Ashley?" Thomas, der noch immer meine Hand hielt, war ebenfalls zum Stehen gekommen und trat nun wieder einen Schritt auf mich zu.

Ich schwieg einen Moment, dann sagte ich: "Jetzt wird jeder wissen, dass Sie mit mir hier draußen sind."

"Nun, ist Ihnen das so unangenehm?"

Ich zögerte kurz, sah ihn an. Seine Frage schien aufrichtig und er wirkte so ehrlich. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nicht unangenehm." Wieder wandte ich meinen Blick in die Richtung, aus der die leise Musik des Orchesters zu uns drang. "Es ist nur so, dass..."

Und die Nachtigall singt | Tom Holland ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt