Kapitel 35

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"Also hab ich mir das eingebildet, oder hab ich dich den ganzen Abend mit Layla gesehen?", fragte ich, neugierig ob der, von Tom und mir geschmiedete, Plan trotz allen Komplikationen auf gegangen war.

"Wow, du gehst gleich ganz tief rein, oder?" Harrison antwortete mir, doch er sah nicht mehr mich an. Sein Blick lag auf Laylas Rücken, über den in sanften Wellen ihre Haare fielen.
"Ja, du hast richtig gesehen", sagte er leise und seine Stimme war voller Gefühle.

"Na dann, geh zurück zu ihr", forderte ich ihn auf und gab ihm einen sanften Stoß.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen, doch schon nach einem Schritt, drehte er sich wieder zu mir um.

"Was ist mir dir? Kommst du?" Und auf einen Schlag konnte ich komplett verstehen, was eine Freundschaft zu Harrison aus machte und ich verstand vollkommen, weshalb Tom in ihm seine Lillian hatte.

"Gleich", ich lächelte, überwältigt von der Erkenntnis einen neuen Freund gefunden zu haben und der Gewissheit, dass es lange so bleiben würde. "Ich komme gleich. Ich muss nur wirklich noch einen Happen essen. Sonst falle ich um"

Er nickte, drehte sich um und ich ging zu den Tischen, auf denen sich Häppchen darum stritten, wer am appetitlichsten aus sah.

Eines mit Blätterteig und Guacamole lächelte mich besonders an und ich steckte mir sofort eines in den Mund, nahm noch ein zweites, als Vorrat. Den Proviant in der Hand sah ich mich im Saal um.

Tom stand seitlich zu mir, schlug gerade mit Harrison ein und umarmte ihn dann. Anscheinend machte Harrison einen Witz, denn Toms schallendes Lachen brandete durch den Saal, so dass selbst ich es hörte, als stände er neben mir.
Sie wechselten einige Worte, während ich sie beobachtete und mir noch ein Bissen in den Mund schob.

Dann fing Tom an, sich um zusehen, bis er mich gefunden hatte. Seine braunen Augen sahen in meine, mein Herz sprudelt über vor Glück und dann fing er an zu lächeln. Ein Lächeln, dass nur für mich bestimmt war und ich wusste, ich war angekommen. In diesem Moment, zumindest, dachte ich das.

Von seinem Blick angezogen, wie von einem Magneten, lief ich zu ihnen. Harrison hatte Tom in ein Gespräch verwickelt und Layla drehte sich zu mir um und lächelte mich an.

'Ach Layla', seufzte ich in Gedanken und wusste nicht wo hin mit ihr.
Doch bevor ich etwas sagen konnte, oder viel mehr musste, legte sie sanft ihre Arme um mich.

"Wir dürfen keinen Typen zwischen uns kommen lassen. Egal wie schön sein Lächeln, oder charmant seine Art ist. Egal, wie gut er küsst.", sagte sie ernst und sah mir in die Augen. "Kein Typ dieser Welt ist unsere Freundschaft wert. Ich hätte ihn nicht küssen sollen. Ich hab es in euren Augen gesehen, in eurer Körperhaltung, aber ich wollte Gewissheit. Dafür werde ich mich nicht entschuldigen.", sie sah nicht einmal zur Seite, sah mich direkt an.

Seit Monaten hatte ich sie nicht mehr so erlebt. Seitdem der König und die Königin mit den wöchentlichen Bällen angefangen hatten und uns Stück für Stück die Bedeutung dahinter auf ging.
Von da an war sie die verliebte, brave, höfliche, kichernde Hofdame, die nur noch den Prinzen im Kopf hatte. Ich hatte fast vergessen, dass es an ihr noch eine andere Seite gab.
Die ernste Layla, die Freundin, die ohne dass man es ihr sagen musste, wusste was los ist.

In diesem Moment, in dem sie mir in die Augen sah und ernst erklärte was los war, spürte ich, wie sehr ich diese Layla vermisst hatte.

"Ich hätte es dir sagen sollen", antwortete ich schließlich. "Aber ich hatte Angst dich zu verletzten."

"Dein Schweigen hat es wohl eher schlimmer gemacht.", sagte sie und ein leises Glucksen schlich sich über ihre Lippen. "Ich war wohl eher verliebt in den Schein. Nicht in ihn."

Und die Nachtigall singt | Tom Holland ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt