Kapitel 8

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"Dann werde ich wohl als ganz schrecklich glücklicher Mann mit einer ganz schrecklich schönen und wunderbaren Frau sterben müssen."

"Hey, zieh mich da nicht mit rein!", lachte ich leise, doch seine Hand in meinem Nacken brachte mich zum Schweigen. Er zog mich näher zu sich und selbst wenn ich gewollte hätte - ich hätte mich nicht wehren wollen.

"Mit dem Einwand kommst du leider etwas zu spät."

Der Kuss war kurz und wider meiner Erwartungen so unglaublich intensiv, dass sich mir die Nackenhärchen aufstellten. Viel zu schnell löste er seine Lippen von meinen. Wie durch einen Schleier sah ich ihn an.
"Ich dachte immer es ziemt sich nicht für einen Prinzen, eine Dame vor dem offiziellen Ja-Wort zu küssen?"

Er grinste. "Nun, zu deinem Glück war ich eben kein Prinz, sondern einfach nur Tom."

Einfach nur Tom, hallte es in meinem Kopf wider. Einfach nur Tom. Ich nickte lächelnd. "Wenn das so ist, dann bin ich einfach nur Ash."

Er lächelte verführerisch, seine Finger griffen nach meinem Kinn und er hob meinen Kopf ein Stück an. "Ash", hauchte er gegen meine Lippen und mein Kopf stellte sich wieder komplett aus. "Ash! Das gefällt mir."

Der zweite Kuss war länger und doch genauso intensiv. Meine Finger wollten nicht auf mich hören. Wie von selbst gruben sie sich in seine Haare und krallten sich in sein Hemd. Doch es schien ihn nicht zu stören, im Gegenteil: Bestimmt zog er mich noch näher zu sich, seine Hand wanderte von meinem Kinn in meine Haare und er strich leicht über die empfindliche Haut meines Nackens. Als wir uns voneinander lösten, waren wir beide etwas außer Atem.

"Kein Auftrag?", fragte er und selbst im fahlen Mondlicht konnte ich eine leichte Röte auf seinen Wangen erkennen.

Ich legte ihm eine Hand an die Wange. "Kein Auftrag."

Wieder küsste er mich, kurz und süß, sodass sich alles zu drehen begann. Dann löste er sich endgültig von mir und strich sich durch die jetzt leicht zerzausten Haare. "Wir sollten zurückgehen, meinen Sie nicht auch, Miss Ashley?"

Ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu sammeln. Dann nickte ich, richtete meine Haare ebenfalls und sagte dann mit so fester Stimme wie möglich: "Ja, ich denke Sie haben Recht, eure Majestät." Wir sahen uns an, ernst, so wie wir uns vorher auch angesehen hatten. Dann begannen wir beide gleichzeitig zu lachen.

Tom hielt mir seinen Arm hin und ich hackte mich bei ihm ein. Schweigend machten wir uns auf den Weg zum Schloss. Ich genoss es, neben ihm zu laufen, mein Arm in seinem. Hin und wieder warf ich ihm ein verstohlenen Blick von der Seite zu. Nie, nie hätte ich damit gerechnet, dass ich heute Abend die Gesellschaft des Prinzen genießen würde. Und, zu meinem Glück, ging es ihm genauso.

Als das Schloss nur noch knappe 200 Meter vor uns lag, blieb ich abrupt stehen. Und da mein Arm noch in seinem lag, wurde er genauso abrupt zum Anhalten gezwungen.

Verwundert sah er mich an. "Was ist los?"

Mein Blick war auf das Schloss gerichtet. Prachtvoll lag es da, hatte Hunderte erleuchtete Fenster und schon jetzt konnten wir das Orchester wieder deutlich hören. Die Türen, die auf den Balkon führten, waren weit geöffnet und ich konnte ein paar Mädchen an der Brüstung erkennen.

Was wenn das meine Mädchen waren? Was wenn Layla und Victoria gerade gemeinsam dort standen und sich ausmalten, wie ein privates Essen mit dem Mann wäre, der gerade an meiner Seite stand? Der gerade meine Hand hielt?

Ich würde es ihnen sagen, auf jeden Fall, aber ich wollte nicht, dass sie mich einfach mit ihm an meiner Seite, durch den Raum schlendern, sahen. Immerhin hatte ich bis jetzt zwar probiert neutral zu sein, aber sie waren ja nicht dumm, sie hatten meine Abneigung sehr wohl mitbekommen.

"Miss Ashley?" Fragte er noch mal nach, da von mir keine Reaktion kam.

"Ich... Wir können nicht zusammen da rein gehen." Brachte ich stotternd hervor.

Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. "Wieso nicht?"

"Weil... na ja... meine Freundinnen und... weil sie... und du... es geht einfach nicht." Probierte ich mich zu erklären, aber ich scheiterte maßlos.

Er trat einen Schritt auf mich zu, legte seine Hände an mein Gesicht und zwang mich, ihn anzusehen.
Sein Gesicht war sanft und er sah mich beruhigend an.

"Hey Ash, ganz ruhig. Atme einmal tief durch und dann erklär es mir", bat er mich.

Ich tat wie geheißen, schloss kurz meine Augen und sah ihn dann wieder an. "Meine Freundinnen erhoffen sich auch alle, dass du auf sie aufmerksam wirst und ich habe bis jetzt nicht wirklich den Eindruck vermittelt, dass ich mich über deine Aufmerksamkeit auch nur ein Fünkchen freuen würde und wenn wir jetzt zusammen da auftauchen, dann kommt das bestimmt total falsch rüber und ich möchte es lieber zuerst mit ihnen bereden, bevor der ganze Hof es mitbekommt, weil sonst werden alle tratschen und-"

"Okay" unterbrach er meinen Redefluss ruhig und lächelte mich an. "Ich kann das verstehen und ich werde ihnen, Miss Ashley, diese Entscheidung selbst überlassen."

Ich senkte den Blick. "Danke",  kam es flüstertend über meine Lippen.

"Dann würde ich sagen, ab hier trennen sich unsere Wege?", murmelte er und ich hob den Kopf wieder, um ihm noch einmal in die Augen zu sehen. "Ich habe den Abend wirklich sehr genossen und ich hoffe, wir begegnen uns bald wieder, so völlig unverhofft." Er strich mir eine Strähne hinters Ohr, drückte noch einmal kurz meine Hand.

"Ich auch. Haben Sie noch einen angenehmen Abend."

Er beugte sich vor, die Lippen nah an meinem Ohr. "Das hier, kann nichts toppen", und dann drehte er sich um und ging Richtung Schloss davon.

Und die Nachtigall singt | Tom Holland ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt