Es fühlte sich an, als würde jemand diesen Moment langziehen, als würden die Sekunden langsamer vergehen. Dann fing der Präsident an zu grinsen.
"Ich mag sie"
Auch der König zu meiner Linken nickte anerkennend.
"Nicht schlecht. Ich wusste gar nicht, dass Sie auf diesem Gebiet so bewandert sind."So lässig und leicht wie möglich deutete ich ein Schulterzucken an. "Wenn man das ein oder andere Buch gelesen hat, ist das eigentlich nicht so schwer."
Da räusperte Prinz Thomas sich hinter mir. "Also ich habe das ein oder andere Buch gelesen und muss sagen, ich fand sie mehr als unverständlich." Er drehte sich leicht zu mir. "Vielleicht können Sie mir in einer ruhigen Minute einmal erklären, was Sie dort eben gesagt haben." Er lächelte. Und ich hätte platzen können vor Stolz!
"Das halte ich für eine außerordentlich gute Idee", schaltete sich die Königin dazwischen. Behutsam legte sie ihrem Sohn eine Hand auf den Rücken. "Immerhin solltest du wenigsten ein bisschen was von dem verstehen, was dein Land aufrecht erhält."
"Noch ist es nicht mein Land, Mutter."
"Aber sehr bald wird es das sein." Die beiden tauschten einen bedeutungsschwangeren Blick. Mir lief es kalt den Rücken hinunter, als ich an den gestrigen Abend dachte und seine Bemerkung am Ende. Und du die perfekte Königin.
Mr. Downey schlug dem Prinzen kumpelhaft gegen die Schulter und deutete dann auf mich. "Stellen Sie sie einfach ein, dann haben Sie das Problem gelöst." Und an das schüchterne Dienstmädchen von eben, das plötzlich neben ihm aufgetaucht war, gewandt fuhr er fort: "Hätten Sie eventuell noch etwas von diesen kleinen Schnittchen von vorhin? Die waren wirklich köstlich."
Die Runde löste sich etwas auf, die gespannte Stimmung verflog. Layla tauchte neben mir auf und verwickelte mich in ein Gespräch, aber ich spürte seinen Blick intensiv zwischen meinen Schulterblättern.
Ich versuchte es, so gut es ging, zu ignorieren, mich stattdessen auf Layla zu konzentrieren, die mir irgendetwas über das Präsidentenpaar erzählte, die sich gemeinsam mit den Mitgliedern der königlichen Familie zu den Sitzgelegenheiten begeben hatte. Irgendwann hielt ich es dann jedoch einfach nicht mehr aus und drehte mich um.
Harrisons Augen waren so grün wie das Gras in unserem Garten nach einem langen regnerischen Tag. In seinem Gesicht regte sich nicht ein Muskel und er bemühte sich noch nicht einmal, wegzusehen, als er bemerkte, dass ich ihn erwischt hatte.
Durch seine ausbleibende Reaktion auf meinen fragenden Blick beschloss ich, in die Offensive zu gehen. "Sie müssen Harrison Stewart sein." Immer noch nichts. Ich deutete mit meiner Hand auf mich.
"Ashley. Ashley Barthon. Aber das haben Sie wahrscheinlich schon gehört. Und das-" Ich trat einem Schritt zur Seite und ermöglichte Layla so ihren glamourösen Auftritt "-ist Layla Cunningham. Hoffentlich zukünftige Stewart, ergänzte ich in Gedanken und lächelte die beiden an.
Ich hatte ja wirklich mit jeder Reaktion gerechnet, aber als ich beim erneuten herumschwenken meines Kopfes direkt wieder auf Harrisons grünen Blick traf, zog sich mein Herz zusammen. Och ne, das konnte doch nicht wahr sein!
Langsam griff Harrison nach meiner Hand, hob sie genauso langsam an seine Lippen und ließ diese etwas zu lang auf meinen Fingerknöcheln ruhen. "Mylady."
Oh nein. Da war sie wieder. Ich hatte sie schon bei Thomas Hiddleston bemerkt, bei Adreon deutlich gehört und auch bei Tom war sie mir aufgefallen. Die tiefe Stimme.
Das war's dann, dachte ich noch, zwang mich äußerlich jedoch zu einem Lächeln. Einen Moment hielt er noch meine Hand in seiner, dann ließ er sie, Finger für Finger, ganz langsam, den Moment auskostend aus seiner Hand gleiten. Schließlich wandte er sich um, nickte Layla kurz zu und ging dann, ohne ein weiteres Wort zu den anderen hinüber. Ich biss die Zähne aufeinander. Positiv bleiben. Immer positiv bleiben.
"Was hältst du von Harrison?", fragte ich Layla scheinheilig.
Sie zuckte nur mit den Schultern. "Weiß nicht. Ist mir unsympathisch. So starr. Keine Ahnung."
Bleib positiv! "Aber komm, er hat schon was, oder? Los, sei ehrlich!"
"Nah." Nicht mal einen Blick über die Schulter hatte sie für ihn übrig! Stattdessen starrte sie auf die sprudelnde goldene Flüssigkeit in ihrem Glas und murmelte: "Er kommt definitiv nicht an Tom ran." Und damit drehte sie sich um und ging ebenfalls zu den anderen.
Ich blinzelte. Dann stürzte ich meinen Sekt in einem Zug hinunter. Wortlos hielt ich dem Dienstmädchen mein Glas hin, welches sie ebenfalls wortlos durch ein neues ersetzte.
Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte nicht wirklich Lust mich zu den anderen zugesellen, mein Auftritt sollte erst ein Mal nachwirken, aber ich konnte doch auch nicht als einzige, ganz allein hier hinten rumstehen und... an die Wand starren.
Es war auch kein Essen aufgebaut, mit dem ich mich, angeblich, hätte beschäftigen können. Mein Blick flog durch den Saal.
Layla und Harrison hatten sich zu den mehr oder weniger königlichen Familien - den Präsidenten als König zu bezeichnen, konnte man durch gehen lassen, er war halt König einer demokratischen Monarchie. Ich musste lachen, als sich dieses Oxymoron in meinem Kopf bildete - gesetzt und es schien als würden sie gespannt lauschen.
Etwas befriedigt stellte ich fest, das Layla da saß, lächelte und die Klappe hielt. 'Ich hatte wenigstens etwas zusagen' dachte ich etwas höhnisch und nahm einen kleinen Zug aus meinen Glas. Mein Blick streifte weiter durch den Raum. Wie jedes andere Zimmer im Palast war es wunderschön. Prachtvoll, majestätisch und - 'Ha!' mit großen Fenstern versehen, an die ich mich stellen und raus gucken konnte.
Ich wusste natürlich nicht, ob das in jedem Raum der Fall war, obwohl man bei den vielen Fenstern in der Fassade schon fast davon ausgehen konnte.
Ich und mein Gläschen machten uns also zusammen auf dem Weg zum Fenster und als ich davor stand, den Blick in die Ferne gerichtet, ohne wirklich etwas zu sehen, wie eben auch, kam ich mir schon wesentlich weniger überflüssig vor.
Mir ging nochmal durch den Kopf, was die Königin eben gesagt hatte. 'Eine außerordentlich gute Idee', sie hieß es also gut, wenn Tom Zeit mit mir verbrachte. Hieß das auch, dass sie mich als... wollte sie vielleicht sogar, dass...
Ich traute mich nicht diese Gedanken zu Ende zu denken. Zu verlockend die Vorstellung. Doch ich hatte das Gefühl, es lief gut mit seinen Eltern, seine Mutter, die mich zu sich gewinkt hatte, die ein Treffen befürwortete, sein Vater, der mich sogar mit vollem Namen vorgestellt hatte und er hatte wirklich beeindruckt ausgesehen, als ihm aufgegangen war, dass ich nicht nur ein schönes Gesicht hatte.
Apropos schönes Gesicht, hatte Tom mir schon gesagt, wie schön ich aussah? Vorhin im Gang war ganz deutlich gewesen, dass er das wohl finden musste. Unwillkürlich fuhr meine Hand zu meinem Hals und strich über die Stelle, über die vorhin seine Lippen gewandert waren. Ganz ohne mein Zutun schlich sich ein Lächeln in mein Gesicht.
Und wie der Präsident mich gelobt hatte, fiel mir wieder ein und dann klärte mein Blick auf und ich besah mich zum ersten mal der Landschaft, die sich vor mir ausbreitete.
Vor mir lagen grüne Felder, so weit das Auge reichte, hier und dort eine Straße und ganz weit hinten, kleiner als eine Ameise konnte ich ein Haus erkennen. Wahrscheinlich war es in Wirklichkeit ein großes Anwesen, einer der Adelsfamilien.
Ein leises Klicken riss mich aus meinen Gedanken.
Vier, fünf Meter von mir entfernt stand Tom, das Handy in der Hand, auf mich gerichtet. Er hatte ganz offensichtlich ein Foto gemacht. Ich lächelte, überrascht und auch ein bisschen überrumpelt."Entschuldigt bitte, aber es sah so malerisch aus, wie Sie so am Fenster standen, den Blick auf die Landschaft, dieses verträumte Lächeln im Gesicht und dann in diesem Kleid." Entschuldigte er sich und kam näher, bis er knapp neben mir stehen blieb. Dann beugte er sich noch etwas näher zu mir.
"Malerisch und wunderschön. Wenn ich dem Bild einen Titel geben würde, dann würde es“, er überlegte kurz, "- La beauté en bleu nennen."
Mein Herz setzte einen Moment aus, doch ich beherrschte mich und beschränkte meine Reaktion auf ein Lächeln.
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Und die Nachtigall singt | Tom Holland ff
FanfictionAshley Maria Barthon ist eine der wenigen - wenn nicht sogar die Einzige - die sich ihr Leben als englische Adelstochter sicher anders vorgestellt hat als der Durchschnitt. Tee mit anderen Hofdamen im fein geschmückten Salon, königliche Bälle mit M...