Der Galgen wurde aufgestellt, eine große Menschenmenge hatte sich bereits um ihn versammelt. Der Bürgermeister hatte eine ganz bestimmte Rolle. Langsam schritt er neben dem Richter her. Er sah das Volk zu ihm aufblicken, wie er auf der leichten Holzerhöhung vor den Galgen trat. Er wusste, dass es eine große Ungerechtigkeit war, doch er hatte den Büttel, seinen besten Freund mit diesem unmenschlichen Gesetz ehren wollen. Er hörte von der Kirche her laute Glocken. Jemand sollte heute gehängt werden. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er nicht vor den Menschen stehen, die ihn so vorwurfsvoll ansahen. Er konnte doch nichts dafür!
In der Nervosität, in die die Blicke ihn brachten, nahm er die Worte, die der Richter neben ihm aus einem großen, roten Buch vorlas, erst nur dumpf wahr. Es dauerte eine Weile, bis seine Stimme seine Ohren erreichte.
„Der Angeklagte wurde verurteilt durch acht Stimmen der restlichen Bürger gegen ihn, insgesamt acht, aufgeteilt auf vier weitere Angeklagte und vier Enthaltungen. Er macht sich schuldig...“, das Herz pochte dem Bürgermeister bis zum Hals. Viele zustimmende Rufe drangen zu ihm durch.
„ Bis er schließlich vom Volk und vom Gesetz dahingerafft wurde.“, beendete der Richter die Rede. Sekundenlang standen sie nur da, Seite an Seite, das Volk war ganz ruhig. Dann traten sie beide einen Schritt zurück, um den Verurteilten endlich hängen zu lassen. Ein maskierter Henker trat an die Seite des Bürgermeisters. Die Schlinge legte sich um seinen Hals. Er sah, wie dem Volk der Atem stockte. Er sah seine Söhne und Gaja, die für ihn beteten. In seinem letzten Atemzug sah er noch die grinsenden Werwölfe, die ganz genau wussten, dass sie einen harmlosen Menschen getötet hatten.
„Wir hoffen, durch diese verlorene Seele endlich der Mordserie ein Ende bereiten zu können.“, sagte der Richter nun etwas leiser und faltet die Hände, genau wie der Henker. Dann las er weiter vor:
„ Der Bürgermeister hat noch letzten Abend einen Nachfolger bestimmt. Sein ältester Sohn, Arduin, solle von nun an sein Amt übernehmen.“
Arduin war sichtlich überrascht. Mit Tränen in den Augen verließ er den Dorfplatz.
Arduin irrte durch die Straßen des Dorfes. Sein Vater war zu Unrecht gehängt worden, dessen war er sich sicher. Und er sollte nun sein Amt übernehmen, obwohl er für eine solche Verantwortung noch viel zu jung war! So viel schwirrte ihm im Kopf herum. Wieso musste es sein Vater sein? Wie sollte er, als wohl neuer Bürgermeister, gegen die Werwölfe vorgehen, damit die Todesfälle endlich ein Ende hatten? Seit nun bereits einer Woche töteten sie jeden Tag einen Menschen. Sieben sind bereits gestorben; Zuerst der Holzfäller, den er eigentlich kaum kannte, dann der kleine Finn, mit dem und dessen Brüdern er früher gerne gespielt hatte, dann Derek, der Jäger, der die alte Bäckerin, die geradezu alle im ganzen Dorf gekannt und gemocht hatten, sich allerdings als Werwolf herausgestellt hatte, erschossen hatte. Danach der Büttel, der engste Vertraute von Arduins Vater, dann Darin, der Flötenspieler und schließlich sein Vater.
Innerhalb von wenigen Tagen hatten sie die zwei wichtigsten Männer ermordet. Sie waren gefährlicher, als Arduin am Anfang gedacht hatte. Auch musste er immer wieder an Salim und Ciwan denken, die er vor zwei Tagen beobachtet hatte. Er war sich sicher, dass sie zu den Werwölfen gehörten! Ohne Beweise konnte er sie allerdings nicht anklagen.......
Und während Arduin in Gedanken versunken durch die Straßen und Gassen der Stadt irrte, brach die Nacht herein und auch dieses Mal forderte sie ihr Opfer.
Der dunkle Schatte flog weiterhin ungesehen über die Dächer, die Werwölfe machten sich bereits auf den Weg in den Wald und auch Jane folgte ihnen über die Bäume. Wie jede Nacht verschloss Gaja die Türen besonders sorgfältig und der Priester in der Kirche löschte noch die letzten Kerzen, bevor auch er schlafen ging.
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Die Werwölfe von Düsterwald
Fiksi PenggemarEine Geschichte zu dem Spiel "Die Werwölfe von Düsterwald". Ratet mit, wer von den scheinbar unschuldigen Bürgern Nachts das Dorf überfällt. Wer wird ihr nächstes Opfer? Wer überlebt?