„...Echo."
Jason war erleichtert. Er kannte das Mädchen kaum. Wenn er an die anderen Verurteilten dachte – Jane und Swen – War es immer noch eine gute Wahl. Er konnte es in ihren Augen sehen, nicht die Spur von Bedauern. Ihre Schulter war verletzt, auch, wenn sie sich Mühe gab, es zu verbergen. Sie war ein Werwolf!
Auch Swen war ein Werwolf, das wusste er – er hatte es im Gefühl! Seit er ihn beobachtet hatte letzte Nacht, mit zwei anderen dunklen Gestalten, die er nicht erkennen konnte, die aber wohl ebenfalls welche waren.
Nur Jane nicht. Nein, Jane war das Mädchen, das er schon immer geliebt hatte, seit sie Kinder gewesen waren. Jason wusste es, sie liebte ihn auch.
Jason kannte die Menschen. Er konnte in ihren Augen ihre Gefühle lesen. Und sie sah ihn an... So unglaublich!
Einmal hatten sie sich geküsst, aber das war schon mehrere Jahre her. Ganz still und heimlich in einer Ecke, ganz kurz, darauf bedacht, dass niemand sie sehen konnte.
Als sie den Boden unter den Füßen verlor, zappelte Echo noch mehrere Sekunden in der Luft, bis sie schließlich bewegungslos am Seil hing. Einige Menschen verließen bereits wieder den Marktplatz, andere starrten immer noch auf sie.
Jason konnte Jane noch in einer Gruppe Menschen, die vom Platz verschwand, ausmachen. Hastig schlängelte er sich durch die Menge auf sie zu. Jane bemerkte ihn und winkte ihn in eine Ecke des Platzes. Sie hatte leichte Tränen in den Augen.
Sie zog ihn sanft in eine Nische zwischen zwei Häusern. Ihr Gesicht hatte sie von ihm abgewandt.
„Was ist los?", fragte er zaghaft, fast ängstlich.
Jane begann ihre Erklärung, indem sie ihm die zahlreichen Kratzspuren an ihren Händen zeigte, und eine tiefe Bisswunde an ihrem Arm, die, nach einer Nacht, langsam anfing zu heilen.
Jason war sprachlos. Besorgt und ahnungslos schüttelte er langsam den Kopf und blickte ihr fragend n die Augen.
„Sie werden mich umbringen.", flüsterte sie heiser. Jason konnte immer noch nichts erwidern, er nahm sie nur fest in seine Arme.
Willig, sie nie wieder loszulassen.
Echo...
Die Anführerin der Werwölfe...
Die Frau des Weißen Wolfes...
Die Werwölfe waren sauer.
Als Vitus in den Wald gestolpert ist, in Menschengestalt, war es erst Mittag. Noch keiner der Werwölfe war zu sehen. Sie kamen erst am Abend.
Vitus kniete sich in den Steinkreis, wie er es immer tat, seit er ein Werwolf war, und gedachte kurz Darin. Danach noch seinem Vater... Mit ihm hatte alles angefangen.
Für einen Moment musste er seine Tränen unterdrücken, doch es war das Beste, dessen besann er sich sofort. Sie hatten es verdient. Vielleicht nicht nur sie. Alle Menschen. Alle, die Häuser bauten.
Alle, die der Natur ihre Form aufzwangen.
Alle, die aus Spaß die Tiere töteten.
Alle, die die Bäume fällten.
Den Tieren den Lebensraum nahmen.
Die Umwelt mit Müll und Staub verschmutzten.
Vitus legte den Kopf schräg. Die kleinen blauen Blumen, die er gepflückt hatte, lagen einsam zwischen zwei Steinen. Das Einzige, was noch an sie erinnerte.
Die wichtigsten Menschen in Vitus Leben.
Er nahm eine Blume heraus, die er für besonders groß hielt.
Er lächelte.
Salim ging voraus, dicht gefolgt von Ciwan. Swen ging am Schluss. Sie hatten gewartet, bis es Abend wurde, um diesmal wenigstens einen Werwolf zu erlegen. Sie patrouillierten durch das gesamte Dorf. Über die Dächer natürlich. Trotz des Vollmondes konnten sie keinen der Werwölfe ausmachen – Dafür aber jeden anderen Bewohner des Dorfes;
Arduin verrichtete gerade Arbeiten im Haus, da sein Vater und Gaja verstorben waren, schloss alle Türen sorgfältig und trauerte vor den Urnen der verstorbenen Angestellten und des ehemaligen Bürgermeisters.
Allam schlief bereits auf dem Dachboden, die Gardinen hatte er wegen dem Vollmond zugezogen.
Im gegenüberliegenden Haus saßen Lukas und Nils an einem Tisch, hatten eine Gaslampe aufgestellt und unterhielten sich. Ihre Eltern schliefen nebenan und wussten wohl nichts über die Tätigkeiten der Kinder.
Die kleine Gruppe ging weiter. Auf einem entfernten Dach konnten sie einen dünnen Menschen ausmachen, der sich sehr vorsichtig und leise bewegte.
Auf einem anderen erkannte Swen die kleine Neele und wollte schon zu seinem Schützling gehen, hielt sich aber dann doch zurück. Sie hatte wohl einen Grund gehabt, alleine auf dem Dach zu sitzen, statt bei ihm zu wohnen, wie er es ihr angeboten hatte.
Ein schriller Schrei zerriss die Luft. Neele sprang sofort auf und rannte über die Dächer aus Swens Blickfeld heraus.
Ciwan hüpfte elegant auf einen Schornstein, landete auf einer Hand und zeigte mit der anderen in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Salim und Swen folgten ihm.
Mal wieder kamen die Drei zu spät.
Als sie gerade auf den Platz gekommen waren, verstummte das kindliche Jammern.
Auf den Pflastersteinen lag blutverschmiert Lukas.
Er lag ganz friedlich da, mit geschlossenen Augen und gerader Körperhaltung, als würde er schlafen.
In seiner Hand eine kleine hellblaue Blume.
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Die Werwölfe von Düsterwald
FanfictionEine Geschichte zu dem Spiel "Die Werwölfe von Düsterwald". Ratet mit, wer von den scheinbar unschuldigen Bürgern Nachts das Dorf überfällt. Wer wird ihr nächstes Opfer? Wer überlebt?