Als die Nacht hereinbrach, waren es nur drei kleine Werwölfe, die das Dorf überfielen. Aurelia war die Erste, die durch den Wall aus Holz in das Dorf eindrang, dicht gefolgt von Vitus und dem kleinen Schwarzen, der sie so an ihre Schwester erinnerte.
Die allesamt dunklen Werwölfe suchten ihr Opfer und hielten sich dabei immer im Schatten, wollten nicht gesehen werden.
Sie redeten nicht. Alle waren sie konzentriert auf ihr Ziel.
Sie sahen die dunklen Gestalten, die sie jede Nacht sahen: Die schwarze Silhouette des Diebes auf den Dächern, den Priester in der hell erleuchteten Kirche. Kurz vermissten sie Neele, die stets auf den Dächern vor ihnen weggelaufen war.
Die drei Wölfe schlichen weiter, durch die engen Gassen und über breite Straßen auf der Suche nach ihm.
Faeris sprang über eine Dachkante und landete sicher auf einem darunterliegenden Flachdach. Er folgte den Werwölfen. Es gab immer reichlich Geld, wo sie auch zuschlugen. An einer Hauswand schlichen sie lang. Faeris hüpfte gekonnt einige Dächer weiter und war nun beinahe über ihnen. Es waren Kinder, das war das Erste, das ihm auffiel. Drei kleine Werwölfe, die sich wie eine Igelfamilie immer hinterherliefen.
Er hätte sie töten können.
Mit einem seiner Messer hätte er problemlos einen von ihnen töten können. Das wäre ein Werwolf weniger gewesen, mit dem er sich früher oder später messen müsste. Eine leichte Beute.
Es gab einen Grund, wieso er es nicht tat.
Nicht, weil er durch sie an leichtes Geld kam.
Nicht, weil es noch Kinder waren.
Er stand nicht auf der Seite der Werwölfe.
Er wusste nicht, wieso sie mordeten. Aber gerne fände er es heraus. Er wollte mit ihnen sprechen. Er wusste, dass es Menschen waren. Menschen, die etwas zu sagen hatten.
Wie Faeris umhüllten sich die Werwölfe mit Geheimnissen. Geheimnisse, die es zu lüften galt.
Ciwan hatte etwas gehört.
Wie jede Nacht hatte die Gruppe gewartet. Auf die Werwölfe. Wie jede Nacht hatten sie sich unterhalten, Swen und Salim, und Ciwan war furchtbar aufgeregt gewesen und hatte nicht stillhalten können. Wie jede Nacht schien die Welt farblos, durch das Weiß, das der Vollmond warf, seit einer Woche. Nur schwarz und weiß hatten auch die Straßen, auf die sie heruntergesehen hatten, während sie redeten, ausgesehen, als würden sie warten, auf das drohende Unheil, die Tragödie, sie sich auf ihnen abspielen sollte, wie jede Nacht.
Auf jenen schwarzen Straßen, direkt unter ihnen, hatte er es gehört.
Die Gruppe spähte über die Dachkante nach unten.
„Bist du dir sicher, dass du etwas gehört hast?", flüsterte Salim in die Richtung von Ciwan. Ein knappes Nicken, keine Antwort.
Sogar der Idiot verstand, dass er leise sein sollte, um sie nicht zu verraten.
Doch die Straßen blieben leer. Fragend sahen sie alle zu dem Narren. Er blickte aufheiternd zurück. Es blieb still und leer. Die schwarzen Straßen waren leer.
Lange blieben sie an der Dachkante sitzen und blickten auf die leeren Straßen hinab. Nach einer Weile wurde es Ciwan zu langwierig, mit einer Rolle stürzte er sich von dem Dach, landete glücklicherweise auf einem zum Schützen darunterliegender Ware vor dem Regen aufgespannten Tuch und kam unversehrt auf den leeren Straßen an, grinste und winkte sofort zu ihnen hinauf und bedeutete ihnen damit, ihm zu folgen.
Es war keine besonders gute Idee, nachts runter auf die Straßen zu gehen, aber da sie bereits die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erkennen konnten und sich die Werwölfe wohl bald ihr Opfer aussuchen würden, hatten sie wohl keine Wahl, wenn sie heute noch einen umbringen wollten.
Sie packten ihre Sachen zusammen und kletterten von dem Dach herunter, zu ihrem Freund.
Mit Lampen bewaffnet machten sie sich auf den Weg und lange Zeit passierte nichts.
Als die Vögel im nahen Wald anfingen zu singen und die Gruppe langsam ermüdete, hörte Swen ein langgezogenes Knurren aus einer Gasse, an der er gerade vorbeilief. Er wollte seine Freunde gerade warnen, da fiel es über ihn her. Seine Gefährten hatten sich bereits in Sicherheit gebracht.
Swen erinnerte sich im letzten Moment an die mit giftiger Flüssigkeit gefüllte Glasflasche und bewarf einen der kleinen Wölfe mit dieser. Er traf.
Nach diesem Erfolg sah sich Swen fähig, den anderen beiden Wölfen zu entkommen und malte sich bereits Überlebenschancen aus, da sah er ihn.
Ein überraschend großer hellbrauner Wolf, der ihn durchdringend mit seinen leuchtend blauen Augen ansah. Hoffnungslos lag er am Boden und war diesen Bestien ein leichtes Opfer.
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Die Werwölfe von Düsterwald
FanficEine Geschichte zu dem Spiel "Die Werwölfe von Düsterwald". Ratet mit, wer von den scheinbar unschuldigen Bürgern Nachts das Dorf überfällt. Wer wird ihr nächstes Opfer? Wer überlebt?