Während Jane und Jason seine Hütte erkundeten, irrte auch Lukas im Wald umher und suchte etwas zu Essen. Sehr weit in das dunkle Gestrüpp traute er sich nicht, er ging nur zu dem großen kahlen Baum, der ihm als Markierung diente. In der anderen Richtung wies ein großer Stein ihm den Weg.
Hinter dem Stein tat sich eine kleine Lichtung auf, auf der er einige Beeren vorfand.
Er warf sich ein paar in den Mund, ein paar sammelte er in seinem Hemd, um sie später zu essen. Dann brachte er sie zurück zu seiner Hütte, deren Tür er geöffnet vorfand.
Dabei hatte er sie doch abgeschlossen!
Zögerlich betrat er das kleine Häuschen, einen kahlen Ast wie eine Waffe mit der linken Hand umklammernd.
Da die Sonne noch nicht ganz aufgegangen war und durch die Ritzen zwischen dem morschen Holz fallen konnte, war das Zimmer nur spärlich beleuchtet und Lukas musste einen Moment innehalten, damit seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten, dann schlich er weiter.
Hinter dem Steinpodest, auf dem er am Tag zuvor aufgewacht war, kauerten zwei Gestalten im Schatten.
„Wer ist da?", fragte Lukas mit ungewollt zittriger und zu hoher Stimme. Wortlos erhob sich eine der Gestalten und hob beschwichtigend die Hände. Im Zwielicht konnte Lukas erkennen, dass Jason vor ihm stand. Auch seine Begleiterin stand nun auf und selbst in dem Halbdunkel, welches im Haus herrschte, erschrak Lukas bei ihrem schäbigen Anblick.
Die ehemals glatten braunen Haare waren zerzaust und voller Ästen und Blättern. Das Kleid, welches bestimmt sehr wertvoll gewesen war, war zerrissen und das ehemalige Weiß war nur noch zu erahnen.
Lukas fragte Jane nach dem Grund dafür und schon bald hatte eine rege Unterhaltung begonnen, die die aus dem Dorf geflohenen noch bis zum Morgengrauen fortführten.
Voller Spannung wartete Swen vor dem Galgen. Er selbst hatte ihn angeklagt. Faeris. Er hatte es verdient, der Dieb.
Im Laufe des Morgens versammelten sich immer mehr Dorfbewohner auf dem Marktplatz. Zwischen den Menschenmassen konnte er Allam ausmachen, der, mitgenommen von dem Tod seines Vaters und Bruders, komplett in Schwarz erschienen ist, allerdings würdevoll und aufrecht ebenfalls zu der Erhöhung in der Mitte des Platzes hinaufschaute, den Blick voller Schadenfreude.
Als die Sonne beinahe an ihrem Zenit angekommen war, begann endlich die Hinrichtung. Über dem Holzsteg, der zur Bühne führte, gingen der Richter und der Henker schnellen Schrittes und mit hoch erhobenem Kopf auf den Galgen zu. Kurz wunderte Swen sich über den leeren Platz an der Seite des Richters, als dieser aus einem dicken Buch die Verkündigung des Opfers in die Menge posaunte, an dem doch normalerweise der Bürgermeister ein falsches Lächeln aufsetzte und die Verurteilten begrüßte, doch dann fiel es ihm wieder ein, wie sich gestern Arduin für Jane geopfert hatte. Hochverrat. Er war genau an dieser Stelle gehängt worden, erst vor einem Tag. Das Dorf hatte seinen Bürgermeister getötet, vor Furcht vor den Werwölfen.
Nun war es der Richter, der ein falsches Lächeln aufsetzte und mit lauter Stimme den heutigen Verurteilten verriet. Swen wartete gespannt auf den Namen seines Opfers. Doch es war nicht der Dieb, der in weißem Kleid über den Holzsteg stolzierte. Das Dorf hatte sich entschieden und Swen konnte nicht glauben, wen er dort sah, wie das Dorf jubelnd ein kleines Mädchen umbringen konnte.
„Lina.", beendete der Richter den Satz mit gequältem Gesicht.
Mit einem schüchternen Blick schlurfte sie über den Holzsteg, stolperte dabei mehrmals über ihr viel zu langes Kleid.
Der Richter begrüßte das Mädchen beinahe schon feierlich mit einer Umarmung und entschuldigte sich leise bei ihr, jedoch laut genug, dass die nahen Zuschauer es mitbekamen, dann schickte er sie weiter zu dem Henker, der sie ebenfalls freundlich begrüßte und ihr dann die Schlinge um den Hals legte.
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Die Werwölfe von Düsterwald
FanficEine Geschichte zu dem Spiel "Die Werwölfe von Düsterwald". Ratet mit, wer von den scheinbar unschuldigen Bürgern Nachts das Dorf überfällt. Wer wird ihr nächstes Opfer? Wer überlebt?