Château de la Pompe

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Enrico legt sanft seine Hand an meine Wange und blickt mir tief in die Augen.
„Bereit, was Neues auszuprobieren?", fragt er mich leise, seine Lippen nur Zentimeter von meinen entfernt. Gespannt mustere ich ihn und nicke vorsichtig. Enrico lächelt und beugt sich langsam nach vorn.

Wieder legen sich seine weichen Lippen auf meine und wieder pocht mein Herz ganz schnell in meiner Brust. Langsam und sanft bewegen sich unsere Münder aneinander bis Enricos Zunge plötzlich zart gegen meine Oberlippe stupst. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer und zaghaft öffne ich meinen Mund.

Vorsichtig dringt seine Zunge zwischen meine Lippen, berührt zärtlich meine eigene Zungenspitze und zieht sich wieder ein wenig zurück. Probend schiebe ich meine Zunge nach vorn und das Kribbeln in meinem Bauch verstärkt sich, als ich wieder auf Enricos Zunge treffe. Zärtlich reiben sich unsere Zungen aneinander, kosten und liebkosen sich.

Enricos Hand wandert langsam von meiner Wange in meinen Nacken, seine Finger finden die feinen Haare dort und verwickeln sich allmählich darin, während seine Lippen sanft an meinen saugen. Das Kribbeln, dass seine Zunge an meiner verursacht, breitet sich langsam über meine Lippen zu meinem Hals hinab in meine Arme und meinen Brustkorb aus.

Immer intensiver reiben unsere Zungen aneinander und immer mutiger bewege ich meine Lippen auf Enricos. Als er sich nach kurzer Zeit wieder von mir löst, muss ich mich zurückhalten, nicht ein enttäuschtes Jammern von mir zu geben. Stattdessen schnappe ich nach Luft, denn erst jetzt fällt mir auf, dass ich vergessen habe zu atmen.

Enrico lehnt seine Stirn an meine und noch immer spielen seine Finger an den feinen Haaren in meinen Nacken.
„Können wir das nochmal machen?", frage ich atemlos und er kichert leise.
„Irgendwie hatte ich gehofft, dass du das sagst", flüstert er.

„Das war unglaublich", murmele ich und streichele zärtlich mit meinen Fingerspitzen über seine Wangen. „So warm und feucht, aber auf gute Art. Und es kribbelt und du schmeckst so... ich weiß nicht... ich kann es nicht beschreiben, aber so gut und... oh Gott, können wir das bitte nochmal machen?"

Die Worte sprudeln förmlich aus mir heraus und für eine Sekunde bin ich über mich selbst erstaunt. Seit wann rede ich so viel? Müsste mir das nicht unangenehm sein? Doch stattdessen fahre ich mit meiner Zunge über meine Lippen, dort, wo eben noch Enricos Lippen waren.

Enrico lächelt noch immer und streichelt sanft über meinen Nacken. Und ohne abzuwarten vereine ich unsere Münder erneut. Sanft sauge ich an seiner Unterlippe und als ich meine Zunge nach vorn schiebe, lässt er mich widerstandslos gewähren.

Kaum berühren sich unsere Zungenspitzen, ist das Kribbeln wieder da. Wie lauter kleine Stromstöße durchfährt es mich, breitet sich von meiner Brust zu meinem Rücken und über meinen Bauch aus. Warme Wellen fließen durch meine Adern und sammeln sich in meiner Mitte.

Überrascht löse ich mich von Enrico und sehe ihn durch vor Schreck geweitete Augen an. Er mustert mich lächelnd und als die Erkenntnis ihn zu erreichen scheint, formen seine Lippen sich zu einem tonlosen Oh!

„Tut... tut mir leid", fasele ich und setze mich ein Stück zurück. Mir ist heiß und kalt, vor allem heiß und ich bin beschämt. Es ist eine Sache, mir alle möglichen Dinge mit Enrico vorzustellen, wenn ich allein mit mir selbst bin, aber eine vollkommen andere, wenn nur ein tiefer Kuss von ihm der unmittelbare Auslöser für meine Erregung ist und er neben mir sitzt und meine Lage vermutlich noch mitbekommt.

„Hey", macht Enrico beruhigend und will meine Hand greifen. Ehe er mich berühren kann, ziehe ich meine Finger weg und schüttele den Kopf. Ich starre auf meine Knie, die ich fest aneinander drücke und versuche, mich zu beruhigen.

„Ich hole uns mal was zu trinken", schlägt Enrico fröhlich vor und steht auf. „Wo ist die Küche?"
„Einmal nach links", murmele ich und blicke ihm schüchtern nach, als er aus dem Wohnzimmer spaziert.
„Hm", höre ich kurz nachdem er meinen Kühlschrank geöffnet zu haben scheint. „So groß ist die Auswahl nicht, oder?"

„Ich trinke meistens nur Leitungswasser", rufe ich und komme mir gerade unsagbar dumm vor. Was ist denn auf einmal los mit mir? Okay, ich bin hart geworden, weil Enrico mich geküsst hat, aber wieso schäme ich mich gerade so? Vor gerade einmal zehn Minuten habe ich noch vorgeschlagen, dass wir ins Bett gehen könnten. Oh Gott, was stimmt denn nicht mit mir?

„Einmal Château de la Pompe, der Herr", grinst Enrico und stellt zwei Gläser vor uns auf dem Couchtisch ab. Verwirrt starre ich auf die klare Flüssigkeit und sage: „Wo hast du denn jetzt Weißwein bei mir gefunden?"
„Wohl eher Gänsewein", kichert er und reicht mir ein Glas, bevor er seins daran stößt. „Auf uns."
„Auf uns", murmele ich und trinke eilig einen Schluck von dem stillen, kühlen Wasser.

„Besser?", fragt Enrico und ich lächele beschämt.
„Ja, danke", gebe ich zu.
„Mir ging es nicht anders", sagt er und ich hebe verblüfft die Augenbrauen. „Und ich nehme es als Kompliment, dass ein Kuss von mir eine solche Reaktion bei dir hervorrufen kann."
„Wird das irgendwann besser?", frage ich neugierig und Enrico kichert.
„Ich hoffe doch nicht", flüstert er und beugt sich wieder vor zu mir. Erschrocken weiche ich ein Stück zurück und starre ihn an.

„Aber was, wenn... naja...", stammele ich.
„Dann ist es eben so", entgegnet Enrico schulterzuckend und kommt noch näher an mich heran. Instinktiv lehne ich mich noch weiter zurück, doch er verfolgt mich bis ich nicht weiter zurück kann, mein Rücken gegen die Sofalehne gepresst, Enricos Oberkörper dicht an meinem, eine seiner Hände an meiner Schulter, die andere neben meiner Hüfte auf die Sitzfläche gestützt.

„Und glaub mir, Robin", säuselt er. „Es macht so viel mehr Spaß, wenn man es einfach genießt."
Und damit treffen seine Lippen erneut auf meine.

Wandelmut | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt