Ehrlichkeit und Dick Pics

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„Hast du geübt?", nuschelt Enrico kichernd, während die blaue Blase gerade mal knapp bis unter seine Nase reicht, bevor sie zerplatzt. Ich hingegen sehe ihn nur noch schemenhaft durch einen hellblauen Schleier, der sich in Form einer gigantischen Blase vor meinem Gesicht befindet.

Die Blase platzt, als ich noch mehr Luft hineinpuste und die klebrige Masse bleibt an meiner Nasenspitze hängen.
„Nö, ich hab einfach zwei genommen", entgegne ich frech und lache über Enricos entsetzten Gesichtsausdruck.
„Du bist ganz schön unverschämt, Robin", tadelt er mich und ich grinse noch immer.
„Das könnte sein", pflichte ich ihm bei. „Wobei ich gern jegliche Scham dir gegenüber ablegen würde. Ein bisschen ist da schon noch."

Enrico mustert mich interessiert und legt sein Kinn auf meine Schulter, so dass sein warmer Atem meine Wange kitzelt.
„Es gibt nichts, wofür du dich bei mir schämen musst, Robin", flüstert er und verschränkt unsere Finger wieder miteinander.

Grübelnd betrachte ich unsere Hände und versuche, meine Gedanken zu sortieren, ehe ich spreche: „Mir ist bewusst, dass du viel mehr Erfahrung hast als ich und mir ist auch klar, dass ich an dieser Tatsache nichts ändern kann. Für mich ist das alles neu und aufregend und jeder Schritt ein gefühlter Meilenstein."

„Da geht es mir nicht anders", unterbricht Enrico meinen Monolog und ich schaue verwundert in seine hübschen, dunklen Augen. „Sicherlich habe ich mehr Erfahrungen, aber keine mit dir, Robin. Jeder Schritt mit dir ist auch für mich der Erste und darum nicht minder aufregend oder spannend."

„Hm", überlege ich und nehme den Kaugummi aus meinem Mund, um ihn in sein kleines Papier zu verpacken. „So habe ich das noch gar nicht gesehen."
„Und allein die Tatsache, dass du so unbeschwert und neugierig an alles herangehst", fährt Enrico fort und nimmt mir das Alter-Kaugummi-Päckchen ab, um es mit seinem eigenen zu ergänzen, bevor er das Päckchen auf meinem Couchtisch ablegt. „Macht es für mich noch viel spannender. Bei dir weiß ich nie, ob du gleich wieder in Grübelei verfällst, weil ich beiläufig eine Frage stelle oder ob du mir die Klamotten vom Leib reißt, weil du gern wissen willst, wie mein Schwanz aussieht."

Mit großen Augen starre ich ihn an und lache dann laut auf.
„Das glaubst du, würde ich tun?", frage ich entsetzt und Enrico zuckt mit den Schultern.
„Würdest du?", fragt er zurück und ich überlege.
„Kommt auf die Frage an", grinse ich. Nun ist es Enrico, der verblüfft auflacht und mir einen dicken Schmatzer auf meine Lippen gibt.

Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und blicke ihm tief in die Augen.
„Ich habe keine Ahnung, was du mit mir machst", flüstere ich. „Ich war noch nie so... so ehrlich. Oder so direkt. Oder so... mutig."
Enrico legt seine Hände über meine und lächelt liebevoll.
„Ich weiß es auch nicht", wispert er. „Aber ich bin froh, dass ich das mit dir mache, denn ich mag dich ehrlich und direkt und mutig."

Langsam ziehe ich Enricos Gesicht an meins heran und küsse ihn wieder. Nicht so dringlich und hektisch wie vorhin, sondern sanft und zärtlich wie beim ersten Mal. Seine Zunge massiert meine, seine Hände halten meine an seinem Gesicht und ich genieße einfach nur. Ich schmecke ihn, fühle ihn und genieße ihn.

Gefühlte Ewigkeiten später lösen wir uns voneinander und Enrico sieht mich entschuldigend an.
„Was ist los?", frage ich leise und fahre mit meinen Fingerspitzen über seine Lippen.
„Es ist schon recht spät", murmelt er. „Ich denke, ich gehe langsam mal."
Bestürzt nicke ich und setze mich ein Stück auf dem Sofa zurück. Als ich auf die Uhr sehe, stelle ich fest, dass es inzwischen nach Mitternacht ist. Mein Lieblingsdienstag ist also schon vorbei.

„Gibst du mir deine Nummer?", fragt Enrico und ich sehe, dass er sein Handy in der Hand hält und mich fragend ansieht.
„Damit du mich stalken kannst?", grinse ich und diktiere ihm meine Nummer. Er kichert und zwinkert mir zu, als mein Handy in meiner Hosentasche vibriert.
„Ich wollte sie nur, damit ich dir Dick Pics schicken kann", antwortet er und steht auf. Verdattert sehe ich auf das Display meines Smartphones.

Unbekannt sandte ein Bild

Er hat mir allen Ernstes ein Bild von seinem Penis geschickt? Er hat Fotos von seinem Penis auf seinem Handy? Mit zitternden Fingern entsperre ich den Bildschirm und öffne die Nachricht. Ein dicker, grauer Elefant zeigt sich in dem Chat und ich atme erleichtert auf.

„Dachtest du wirklich, ich habe Fotos von meinem Schwanz auf meinem Handy?", kichert Enrico und ich zucke mit den Schultern. Schnell speichere ich seine Nummer ein und stehe ebenfalls auf, um ihn zur Wohnungstür zu begleiten.
„Schwer zu sagen, du überraschst mich ja auch mit spannenden Fragen über Geschmäcker von Farben oder Lieblingsinsekten", antworte ich und lege meine Arme um seine Hüften.

„Okay, das stimmt", überlegt Enrico. „Aber die wichtige Frage, ob dir mein Schwanz gefällt, sollten wir dann vielleicht doch live und nicht per Bildübertragung klären."
„Wenn du das Thema jetzt noch weiter fortführst, kann ich dich leider nicht gehen lassen, sondern muss deine Theorie von vorhin in die Tat umsetzen", murmele ich und ziehe ihn dicht an mich.

„Welche Theorie?", scheint Enrico sich nicht zu erinnern.
„Dass ich dir die Klamotten vom Leib reiße, weil ich wissen will, wie dein Schwanz aussieht", kläre ich ihn auf und küsse sanft seinen Mundwinkel. Enricos Augen weiten sich mit der Erkenntnis und er sagt: „Oh, diese Theorie."
„Sehen wir uns bald wieder?", flüstere ich und küsse seine Lippen.
„Damit du deine Theorie austesten kannst?"
„Hmm", mache ich und küsse ihn wieder. „Vielleicht. Oder auch einfach nur, um dich zu fragen, was deine Lieblingspastasorte ist."

„Natürlich Tagliatelle", entgegnet Enrico wie selbstverständlich und küsst meinen Kiefer. „Das war ein kurzes Gespräch."
Verblüfft gucke ich ihn an und lache kurz auf. Wie kann er auf alles sofort eine Antwort haben?
„Aber auch mit dieser Antwort würde ich dich sehr gern wiedersehen, Robin", lächelt er und küsst meinen Mund. Habe ich schon erwähnt, dass ich das Küssen toll finde?
„Morgen im Park und dann zu Jill?", schlägt er vor und ich nicke zustimmend.

„Ich bringe auch frische Unterwäsche mit", grinst er und küsst mich erneut, bevor er die Tür öffnet.
„Was hast du denn vor?", frage ich mit gespielter Entrüstung.
„Natürlich nichts Schmutziges", erwidert Enrico im selben Ton. „Wir werden mit gebührendem Abstand nebeneinander sitzen und uns gepflegt unterhalten."

Ich betrachte ihn lächelnd, wie er langsam zur Treppe geht, die nach unten führt, und ich hoffe, dass wir genau das nicht tun werden.

Wandelmut | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt