14.

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Am nächsten Morgen weckte mich etwas nasses, das mehrere Male quer über mein Gesicht fuhr. Als ich meine Augen aufschlug, setzte mein Herz für einen Moment aus. Ich war zu schockiert, um zu schreien, daher starrte ich den Hund, der nur wenige Millimeter vor meinem Gesicht stand, lediglich aus großen Augen an. Ach. Du. Scheiße. Ich stand wohl kurz vor einer Ohnmacht und war nicht fähig, mich zu bewegen. Glücklicherweise beschloss Skittlez von sich aus, dass er mir genug durchs Gesicht geleckt hatte.

„Hier bist du. Komm Dicker, es gibt Frühstück."

Als John bemerkte, dass ich wach war, verzog er entschuldigend das Gesicht.

„Sorry, ich hab ihn nur ein paar Sekunden aus den Augen zu lassen. Er scheint dich zu mögen."

Ich war nach wie vor unfähig, mich irgendwie zu rühren. Skittlez stand immer noch direkt vor dem Bett und wedelte nur fröhlich mit dem Schwanz hin und her. Erst als John ihn ein weiteres Mal in die Küche rief, lief Skittlez eilig aus dem Raum.

Irritiert sah ich mich im Zimmer um. Ich verstand gar nichts mehr. Das musste Johns Schlafzimmer sein. Gesehen hatte ich den Raum vorher ja noch nicht. Aber warum lag ich in seinem Bett und nicht auf der Couch? Das Bett war ziemlich groß, daher war der Gedanke, im gleichen Bett wie mein Bruder geschlafen zu haben, kein Problem für mich. Neben mir konnte ich tatsächlich seine zerwühlte Bettwäsche erkennen.

Außer dem Bett stand noch ein großer Kleiderschrank mit verspiegelten Schiebetüren im Zimmer. Vor der Heizung lag ein Hundekörbchen, das mit großer Sicherheit Skittlez Schlafplatz war. Oh mein Gott. Ich hatte nur wenige Meter neben dem Hund geschlafen. Der Gedanke schockierte mich und mein Herz rutschte mir erneut in die Hose. Irgendwann würde ich wegen so etwas noch einen Herzinfarkt erleiden.

Genau wie in den anderen Räumen hatten sich hier viele Kartons, Kleidungsstücke und Schuhe angesammelt. John besaß anscheinend mehr Kleidung und Schuhe, als in seinen Schränken Platz war.

Mit langsamen Bewegungen erhob ich mich aus dem Bett. Ich hatte gut geschlafen, zumindest die zweite Hälfte der Nacht. Obwohl es noch recht früh war, fühlte ich mich einigermaßen fit und ausgeschlafen. Ein Zustand, den ich in den letzten Monaten nur zu selten genießen konnte.

Vor der Küchentür blieb ich stehen. Ich traute mich nicht so ganz hinein, da Skittlez sich gerade über seinen Napf hermachte.

„Na, ausgeschlafen?", fragte mich John, als er mich in der Tür stehen sah.

„Ja. Danke noch mal.", antwortete ich etwas verhalten.

„Ist doch selbstverständlich. Dafür musst du dich nicht bedanken."

Nein, genau das war es nicht. Es war keinesfalls selbstverständlich, vor allem weil John und ich uns ja eigentlich kaum kannten.

„Trotzdem danke.", sagte ich daher noch einmal. „Warum hab ich eigentlich in deinem Bett geschlafen?"

Ich hatte meinen Kopf leicht schief gelegt und konnte mich nur halb auf John konzentrieren. Während ich mit meinem Bruder redete, ließ ich Skittlez nicht komplett aus den Augen. Nicht, dass mich der Hund gleich unerwartet ansprang oder so.

„Ich wollte nicht, dass du noch mal so schlecht schläfst. In meinen Armen bist du so ruhig geworden. Keine Ahnung, hatte da ein besseres Gefühl bei. 'Tschuldige, falls dir das unangenehm war oder so."

Schon wieder diese Unsicherheit. Brachte ich den Mann vor mir wirklich so aus dem Konzept? Vermutlich wollte er nur alles richtig machen. Hatte Angst, dass ich wieder gehen würde.

„Nein nein, kein Problem. Ich hab echt gut geschlafen. Bis ich geweckt wurde."

Skittlez kaute mittlerweile seelenruhig auf einem Spielzeugtier herum, daher bemerkte er den grimmigen Blick, den ich ihm zuwarf, nicht.

Long Long Way (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt