15.

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„Auf die Deutsche Bahn ist einfach immer Verlass.", fluchte Sima neben mir ironisch.

Unser Zug hatte jetzt schon 45 Minuten Verspätung, worüber sich meine Freunde verständlicher Weise ganz schön aufregten. Mir war es egal. In meinem Kopf herrschte Chaos und meine Gedanken kreisten um die letzten 24 Stunden. Ich hatte Angst davor, Hamburg zu verlassen und dieses angefangene Kapitel vielleicht viel zu früh wieder zu beenden. Wahrscheinlich waren meine Befürchtungen umsonst, aber für mich fühlte sich momentan alles unsicher und falsch an. Ich zweifelte an mir und an meinen Entscheidungen.

„Du bist so ruhig. Ist alles in Ordnung?" Dilan, die neben mir saß,  sprach leise und behutsam.

Yassin und Sima waren gerade in eine Diskussion über die Deutsche Bahn vertieft und bekamen nicht allzu viel von unserem Gespräch mit.

„Keine Ahnung", murmelte ich nur tonlos.

„Hat dich alles ganz schön aufgewühlt. Ganz ehrlich Jara, ruf ihn an. Jetzt, bevor wir im Zug sitzen."

„Und was soll ich ihm sagen?"

Ich verstand nicht, wie Dilan sich das vorstellte. Was sollte John bitte tun? Mit Sicherheit wollte er erst mal Abstand, um über alles in Ruhe nachzudenken.

„Frag ihn doch einfach. Vielleicht geht es ihm ja ähnlich."

Ich lachte spöttisch auf.

„Als ob. John hat auch ohne mich genug zu tun. Außerdem ist er nicht der Typ für so sentimentalen Mist."

„Jara!" Dilan sah mich aus ihren großen braunen Augen an.

Ich musste meinen Blick abwenden, da mir bewusst wurde, dass ich mich schon wieder davor drückte, auf meinen Bruder zu zugehen.

Seufzend atmete ich aus und rutschte auf meinem Sitz hin und her.

„Ach, was ein Scheiß.", fluchte ich, unzufrieden mit mir selbst.

„Was ist los Habibi?" Yassin war auf meinen miserablen Zustand aufmerksam geworden und hatte sich neben mich fallen lassen.

„Alles!"

Yassin legte mir einen Arm um die Schultern und zog mich ein Stück näher zu sich.

„Ruf ihn an."

Ohne zu wissen, worum es eigentlich ging, hatte mein bester Freund den Nagel auf den Kopf getroffen. Er kannte mich einfach zu gut. Ich musste ihm meine Sorgen nicht erzählen, er wusste auch so in den meisten Fällen darüber Bescheid.

„Okay, ich mach's.", gab ich schließlich nach und kramte mein iPhone hervor.

Zitternd suchte ich seine Nummer heraus und drückte schließlich auf den Anrufbutton. Es tutete und tutete, bis John schließlich mit einem harschen „Hallo?" ranging. Sein Tonfall raubte mir kurz den Mut. Trotzdem riss ich mich zusammen. Nicht, dass er auflegte, bevor ich zu Wort kam.

„Ich bin's, Jara"

Auf meiner Lippe rumkauend wartete ich auf seine Reaktion.

„Oh, hey. Bist du schon im Zug?"

Seine Stimme klang etwas milder, trotzdem hörte ich ihm deutlich an, dass ihm der Anruf gerade nicht passte.

„Ne, der Zug hat Verspätung."

Schweigen. Plötzlich traute ich mich nicht mehr, weiter zu reden. Ich wollte mich ihm nicht aufdrängen, doch genauso fühlte es sich gerade für mich an.

„Okay, was gibt's?"

Was sollte ich ihm sagen? Ach man, warum fiel mir das denn jetzt so schwer?

Long Long Way (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt