9.

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Ich wünsche euch heute schon mal allen ein frohes Weihnachtsfest und ein paar besinnliche Feiertage, trotz der derzeitigen Situation. Bleibt gesund!

Und vielen Dank an alle Leser*innen! Ich hoffe sehr, dass euch die Geschichte bis jetzt gefällt :)


Ich starrte den Mann neben mir noch immer aus großen Augen an. Meinte er das Ernst? Nach all dem, was ich ihm eben erzählt hatte? Nachdem ich ihn und seine Musik mehrfach indirekt beleidigt hatte?

„Komm schon. Einen Versuch ist es doch wert.", unterbrach John die Stille, die zwischen uns entstanden war.

„Und wenn es nicht klappt?", gab ich leise meine Zweifel zu.

„Dann haben wir es wenigstens probiert." Seine tiefe Stimme beruhigte mich aus irgendeinem Grund.

Vielleicht hatte er ja Recht. Da gab es nur ein Problem.

„Ich bin aber nur bis morgen Mittag hier. Wie soll das gehen?"

John lehnte sich zurück und legte seinen Kopf leicht schief. Er trug heute keine Kappe und mir fiel auf, dass er so mit seinen Locken viel weniger bedrohlich auf mich wirkte.

„Bist du allein in Hamburg?", fragte er, während seine Augen immer noch auf mir ruhten.

„Nee, mit meinen beiden Mitbewohnerinnen und meinem besten Freund."

„Könntest du heute Abend trotzdem was ohne die machen? Wollte zwar eigentlich feiern gehen, aber das lässt sich verschieben."

Zum Glück hatte er nicht vorgeschlagen, mit ihm feiern zu gehen. Das hätte ich direkt abgelehnt, wusste ich doch aus seinen Videos, wie es bei ihm und seinen Leuten immer abging. Außerdem hasste ich feiern gehen.

„Ähm, klar."

Mein Bruder wirkte zufrieden und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Gut, dann hole ich dich später ab und wir fahren zu mir und holen was zu essen. Dann können wir noch mal bisschen reden und so Zeug."

Als er von Essen sprach, knurrte mein Magen wie auf Kommando, denn obwohl es bereits Nachmittag war, hatte ich heute immer noch nichts gegessen.

„Klingt gut.", versuchte ich meinen knurrenden Magen zu überspielen.

John hatte es allerdings gehört und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Hab heute noch nichts gegessen. Gestern ist's ein bisschen eskaliert und heute Morgen hätte ich nichts runterbekommen.", erklärte ich ihm etwas verlegen.

„Kenn ich. Schaffst du's noch bis später?", fragte John mit einem frechen Grinsen.

„Passt schon."

„Dann hol ich dich um 19 Uhr ab. Wo?"

Ich nannte ihm die Adresse des Hostels und er nickte wissend.

„Ich muss gleich wirklich wieder los. Sollen wir dich irgendwohin mitnehmen?" Mein Bruder stand langsam auf, was ich ihm unaufgefordert gleich tat.

„Ich gehe erst mal ins Hostel. Das ist ja nicht weit. Aber danke."

Ich folgte John aus dem 187 Ink hinaus. Vor der Tür wussten wir nicht so ganz, wie wir uns voneinander verabschieden sollten. Es war eine seltsame Situation für uns beide.

„Bis später.", meinte John schließlich zu mir, was ich mir einem Nicken bestätigte.


Den Rückweg zum Hostel nahm ich kaum wahr. Zu vernebelt waren meine Erinnerungen, denn meine Gedanken kreisten allesamt um den heutigen Abend. Ich schrieb sogleich in die WhatsAppgruppe mit meinen Freunden, dass ich wieder in unserem Zimmer war und was in der letzten Stunde alles passiert war. Ich war erleichtert, aber auch unglaublich aufgeregt.

Long Long Way (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt