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April 2020

Es war Donnerstagabend und trotz all meiner Zweifel saß ich mit Sima in der U4. In wenigen Minuten würden wir die Festhalle Frankfurt erreichen. Lenny war schon informiert. Er wollte uns am Hintereingang abholen und mit irgendwelchen Gästepässen, die er organisiert hatte, ins Innere der Halle bringen.

Als wir die U-Bahn-Station erreicht hatten, wäre ich am liebsten einfach sitzen geblieben. Sima zog mich allerdings mit nach draußen und schneller als mir lieb war, standen wir am vereinbarten Treffpunkt.

Lenny kam uns schon freudestrahlend entgegen. Er arbeitete als Bühnentechniker in der Festhalle und hatte uns schon das ein oder andere Mal zu ausverkauften Konzerten eingeschleust.

„Hey ihr zwei. Alles gut?" Zur Begrüßung umarmte Lenny uns.

Er war um einiges größer als ich, was bei meinen 1,63 Metern auch keine Kunst war. Lenny machte viel Sport und man sah ihm an, dass sein Beruf körperlich anspruchsvoll war. Er hatte ein breites Kreuz und war allgemein äußerst trainiert. Seine hellbraunen Locken hatte er unter einer Mütze versteckt, seine grünen Augen sahen mich sorgenvoll an.

„Ich kann das nicht.", murmelte ich und wollte mich am liebsten umdrehen und gehen.

Lenny legte jedoch einen Arm um meine Schultern und schob mich weiter Richtung Festhalle.

„Das schaffst du schon. Ich glaube fest an dich."

Sima lief stumm neben uns. Sie war etwa genauso groß wie ich und trug ihre schulterlangen dunkelbraune Haare mit Sidecut meist als Zopf. Ihre Augen hatten ebenfalls einen dunklen Braunton. Ihre Haut war jedoch genauso käsig, wie meine. Im Sommer wurde ich sogar schneller braun als sie. Ansonsten unterschied ich mich äußerlich sehr von Sima.

Ich hatte von Natur aus hellblonde glatte Haare, die momentan etwa bis zu meiner Brust reichten. Meine Augen waren blau und im Sommer verteilten sich einige Sommersprossen in meinem Gesicht. Jetzt, im April, kamen die ersten dank der Sonne wieder zum Vorschein. Ich stylte mich meist nur wenig, denn in meinem Beruf konnte ich Schminke oder gar schicke Kleidung nicht unbedingt gebrauchen. Feiern gehen war auch so gar nicht meins, daher hatte ich meist gemütliche oder sportliche Klamotten an.

Meine andere Mitbewohnerin und gute Freundin Dilan gehörte zu den Menschen, die einfach eine natürliche Schönheit ausstrahlten. Sie schminkte sich nicht übermäßig viel und trug niemals anzügliche Kleidung, die viel Haut zeigte oder allzu enganliegend war. Trotzdem zog sie überall die Blicke auf sich. Dilan war etwas größer als ich, hatte lange glatte schwarze Haare und ebenso dunkle Augen. Obwohl sie relativ schmal gebaut war, besaß sie wunderschöne weibliche Kurven und ich erwischte mich häufig dabei, dass ich sie für ebendiese Kurven beneidete.

Wir drei Mädels unterschieden uns von unserem Aussehen und vor allem in unserer Art in vielerlei Dingen, aber ich war mir sicher, dass genau das uns über die Jahre so zusammengeschweißt hatte.


„Erschreckt euch nicht. Da drinnen hängen recht viele zwielichtige Typen rum. Lasst euch ja nicht dumm anmachen."

Als wir durch die Gänge des Backstagebereiches liefen, wusste ich sofort, was Lenny gemeint hatte. Schon auf dem Parkplatz war mir aufgefallen, dass sich ungewöhnlich viele teuer aussehende Autos aneinander reihten. Mein Interesse für Autos war ungefähr so ausgeprägt, dass ich zwischen alt und gebraucht' und neu und teuer aussehend' unterscheiden konnte. Die Autos, die heute hier standen, sahen definitiv wie zweiteres aus.

In den Gängen tummelten sich einige arabisch aussehende Männer, die zumindest äußerlich das Klischee Straße' zu erfüllen schienen.

Long Long Way (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt