27.

2.1K 77 16
                                    


„Mach mal hinne! Marten ist gleich da."

John donnerte schon zum dritten Mal mit der Faust gegen die Badtür. Ich war nur schnell duschen gewesen, keine Ahnung, warum er so ungeduldig war. War ja nicht mal so, als würde ich mich seit Stunden stylen oder schminken.

„Jaja, ich beeil mich ja schon. Schieb mal keinen Stress."

In aller Ruhe tuschte ich mir meine Wimpern zu Ende und wurde gerade rechtzeitig fertig, als es klingelte. Skittlez drehte im Flur schon durch, ähnlich wie sein Herrchen. John ließ mir kaum Zeit, meine Jacke zuzumachen. Hektisch schob er mich aus der Wohnung und joggte mit Skittlez die Treppe runter.

„Hey Kleine.", begrüßte mein Cousin mich mit einer kurzen Umarmung, nachdem er mit John eingeschlagen hatte.

Anschließend kraulte er Skittlez kurz hinter den Ohren, bevor er ihm die Autotür öffnete und Skittlez zu Chopper auf die Rückbank sprang.


Wir fuhren dieses Mal nur kurz, trotzdem hatte ich keinen Plan, wo wir eigentlich waren. Irgendein größerer Park in Hamburg. Chopper und Skittlez flitzten aufgeregt durch die Gegend und genossen ihren Auslauf sichtlich. Marten und John besprachen irgendwelche ‚geschäftlichen' Dinge, die mich vermutlich nichts angingen. Ich hörte den beiden sowieso nur mit einem Ohr zu. Viel zu sehr war ich von der Umgebung abgelenkt. Es war ein sonniger Herbsttag und ich liebte es, wenn sich die Blätter bunt verfärbten.

Als wir an einer großen Wiese ankamen, setzte ich mich auf eine Parkbank und beobachtete Marten und Chopper beim Ball spielen. Mein Bruder filmte alles mit seinem Handy und lachte sich immer wieder krumm. Über die Begeisterung der beiden musste ich herzlich schmunzeln. So gelöst hatte ich die zwei bisher nur selten erlebt.

Skittlez hatte sich in der Zeit unbemerkt zu mir geschlichen und saß nun neben meinen Beinen. Während ich noch immer lächelnd die beiden Männer beobachtet, die wie kleine Jungs mit Chopper spielten, wanderte meine Hand gedankenverloren zu Skittlez. Ich streichelte seinen Kopf, ohne wirklich über mein Handeln nachzudenken. John sah zufällig gerade zu uns rüber und ließ augenblicklich sein iPhone sinken. Ich realisierte, was gerade geschehen war und riss meine Hand in die Höhe.

„Du hast ihn gestreichelt.", rief mir John baff entgegen.

Ich war selbst noch ganz erstaunt über mich selbst. Erschrocken und ein wenig irritiert schaute ich Skittlez nach, der John entgegenlief.

„Hey, ist doch mega."

John hatte sich neben mich gesetzt und suchte meinen Blick.

„Ich wusste doch, dass ihr zwei euch noch anfreundet."

Stolz grinsend tätschelte er mein Knie.

„Mach mal langsam, John. Überfordere sie nicht gleich."

Marten setzte sich ebenfalls zu uns auf die Bank. Gerade als mein Bruder etwas erwidern wollte, klingelte sein Handy. Er schaute kurz auf das Display, ehe er sich erhob.

„Ist Raf. Da muss ich rangehen."

Mein Bruder entfernte sich zum Telefonieren einige Meter von uns. Ich hatte gestern sehr viele Fotos gesehen, auf denen dieser Raf auch drauf war. John und er schienen sich sehr nahe zu stehen, musikalisch wie auch freundschaftlich.

Marten und ich saßen derweil stillschweigend auf der Bank. Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass er mich von der Seite musterte.

„Du und John. Ihr versteht euch ganz gut, oder?", brach er irgendwann die Stille.

Long Long Way (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt