17.

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Den restlichen Abend verbrachten wir im Studio. Tim und David waren gegangen, als die offizielle Arbeit beendet war, da beide privat noch einiges zu tun hatten. Dafür war Maxwell dazugestoßen und hatte uns allen Döner mitgebracht.

Es war seltsam, aber mit Maxwell wurde ich einfach nicht warm. Er warf mir immer wieder misstrauische Blicke zu und ignorierte mich die meiste Zeit schlichtweg. Jonas dagegen war wirklich interessiert, mehr über mich zu erfahren und fragte mich den gesamten Abend über alles Mögliche aus. Auch mit Alex kam ich gut klar und es fiel mir ungewöhnlich leicht, mich mit ihm zu unterhalten. Wäre Maxwell nicht gewesen, hätte ich wirklich behaupten können, dass ich mich wohl und von allen akzeptiert fühlte.

Gegen 00:30 Uhr nahm Jonas mich und John wieder mit und setzte uns nach kurzer Fahrt bei John ab. Wir hatten immer noch nicht darüber gesprochen, wie es die nächsten Tage weitergehen würde. Stattdessen stand ich nun wieder in Johns Wohnung und wusste nicht so recht, was ich jetzt tun sollte. Ich war nun mal nicht in einem geregelten und liebevollen zu Hause aufgewachsen, weshalb es mir immer schwer fiel, mich einfach so für eine längere Zeit bei anderen einzuquartieren. Ich hatte keine Familienangehörigen, die man hin und wieder besuchte und Feiertage, an denen sich die ganze Familie in einem Haushalt einrichtete, gab es bei mir auch nicht. Für mich war es daher keinesfalls selbstverständlich.

„Wenn du hier bleibst, musst du dich halt mit Skittlez anfreunden. Ist schließlich sein Revier, da kann ich ihn nicht immer wegsperren."

John schmiss meine Tasche neben die Couch und holte Bettzeug für mich aus seinem Schlafzimmer.

„Ich kann auch in ein Hostel oder in ein Hotel gehen, wenn..."

„Red keinen Mist. Du bleibst natürlich hier.", fuhr John dazwischen und sah mich ernst an.

„Okay, danke!" Meine Stimme klang kleinlaut, denn John stand immer noch mit seiner vollen Größe und einem ernsten Gesichtsausdruck vor mir.

Verunsichert senkte ich daher meinen Blick.

„Komm mal her." Ohne Vorwarnung zog er mich an seine Brust, weshalb meine Anspannung in sekundenschnelle dahinschwand.

„Lass uns schlafen gehen. War ein langer Tag."

Das stimmte allerdings. Heute Nacht hatte ich diesen schrecklichen Alptraum gehabt, dann der Abschied von John, meine fast-Heimreise, die Stunden im Studio und jetzt war ich wieder bei John. Ich war müde und kaputt.

„Mhm, gute Idee.", stimmte ich meinem Bruder daher zu.

Ich machte mich schnell bettfertig und schlüpfte anschließend unter die dicke Bettdecke.

„Brauchst du sonst noch was?" John reichte mir eine Wasserflasche und setzte sich auf die Kante der Couch, auf der ich es mir schon gemütlich gemacht hatte.

„Ich glaube nicht. Danke John, wirklich!" John lächelte mir noch einmal kurz zu, ehe er in sein Schlafzimmer verschwand und ich mich tiefer in das Kissen kuschelte.


„Hey, hey, wach auf Kleine.", weckte mich die Stimme meines Bruders, während er sachte an meiner Schulter rüttelte.

Mir war sofort klar, dass ich wieder schlecht geträumt hatte. Mein Herz raste und meine Wangen waren nass vor lauter Tränen.

„Ach fuck.", fluchte ich, als ich mich etwas aufsetzte und mir über das Gesicht fuhr. John setzte sich zu mir auf die Couch, halb hinter, halb neben mich. Ich lehnte mich mit meinem Rücken leicht gegen ihn und kam langsam wieder zu Atem.

Long Long Way (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt