„Long long way to the top
Long way down if you fall
It's a long way back
If you get lost"
(Damien Rice – Long Long Way)
Die Handlung ist frei erfunden und alle real existierenden Personen gehören sich selbst.
Die Geschichte spielt in einer Welt ohne Corona, daher wird es in der Handlung keinen Lockdown oder andere Coronamaßnahmen geben.
April 2020
„Meine Güte, was ist denn heute los?", stöhnte ich genervt auf, als das Telefon zum wiederholten Mal klingelte.
Eigentlich hätte ich bereits vor 45 Minuten Dienstschluss gehabt, allerdings musste ich noch ein paar Dienstbucheinträge machen und das Telefon klingelte nun auch schon das dritte Mal innerhalb der letzten halben Stunde.
„Clearinggruppe Frankfurt Westend, Winter, hallo?", meldete ich mich am Telefon, wie ich es auf der Arbeit immer tat.
„Junker hier, ich würde gerne Anton sprechen. Wir haben heute Telefontag."
„Frau Junker, ihr vereinbarter Telefontag ist mittwochs um 16:30 Uhr. Anton ist bereits im Bett, immerhin haben wir schon 20:45 Uhr."
Undeutlich versuchte ich mit links auf den Zettel vor mir zu kritzeln, dass ich das auch noch ins Dienstbuch schreiben musste. Das Jugendamt erwartete nämlich eine Rückmeldung von uns, ob sich die Eltern zuverlässig zu den vereinbarten Zeiten bei uns meldeten.
„Ich war unterwegs, ich konnte nicht früher anrufen.", schnauzte mich Antons Mutter in einem unfreundlichen Ton an.
„Es tut mir leid Frau Junker, der Telefontermin ist mit dem Jugendamt abgesprochen. Bitte halten sie sich an den Tag UND an die Uhrzeit, Anton war heute sehr traurig, dass sie nicht pünktlich angerufen haben."
„Kann ich ja nichts dafür."
Ich seufzte leise auf und scrollte zeitgleich durch unseren Kalender auf dem Computer.
„Sie können morgen um 16:30 Uhr noch einmal anrufen, Frau Junker. Passt das bei Ihnen?"
„Ja okay, bis dann."
Aufgelegt. Höflichkeit war nun mal nicht immer die Stärke unserer Klienten. Genauso wenig wie das Einhalten von Absprachen und Pünktlichkeit im Allgemeinen. Anton, ein 7-jähriger Junge, war immerhin schon seit 3 Monaten bei uns in der Wohngruppe und ich hatte es noch nicht einmal miterlebt, dass seine Mutter pünktlich angerufen hatte. Manchmal vergaß sie es auch ganz. Antons Mutter war schwer drogenabhängig, weshalb der Junge von der Polizei aus der Wohnung geholt und zu uns gebracht wurde.
„Du bist ja immer noch da." Meine Kollegin Amira, die heute Nachtdienst hatte, sah mich erstaunt an, als sie das Büro betrat.
„Sind alle im Bett?", fragte ich, ohne auf ihre vorherige Aussage einzugehen.
„Melek und Hasan wollten heute nicht so ganz, jetzt liegen aber alle in ihren Betten und es ist ruhig."
Über meine Schulter las Amira mit, was ich gerade ins Dienstbuch tippte.
„Ach, hat Frau Junker doch noch angerufen?", fragte sie erstaunt mit einem gewissen Unterton in der Stimme.
„Ja, war wieder ein äußerst freundliches Telefonat.", antwortete ich ironisch und schrieb den Eintrag schnell zu Ende.
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Long Long Way (Bonez MC)
FanficJohns Augen huschten hin und her, als er mein Gesicht musterte. „Und du willst jetzt einfach so wieder abhauen? Ich meine, du hast gerade erfahren, dass du noch Geschwister hast. Ich würde schon gerne wissen, wie du so bist. Ist dir das wirklich all...