Lloyd sprang ein Stück zur Seite, damit er notfalls wegsprinten konnte, solange das Ungeheuer Tavaren fraß. Aber er bemerkte schnell, dass es sich um den Wolf handelte, der oft in der Begleitung des Wächters war. Dies machte für Lloyd die Situation allerdings keinen Deut besser, denn er kannte Geschichten von Begebenheiten mit diesem Wolf, in denen die Elfen nur haarscharf dem Tod entronnen waren.
Der Wolf leckte quer über Tavarens Gesicht. „Dasan", hielt er ihn zurück. „Hey, Junge, lass mich los", sagte er lachend und befreite sich. Dasan japste schuldbewusst und ließ von ihm ab, sodass er sich aufrichten konnte.
Er wischte sich mit einem „Wah!" über das Gesicht, doch das Lächeln war auch danach nicht verschwunden.
„Junge", tadelte er den Wolf halbernst. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht so begrüßen sollst?" Dasan hörte auf mit seinem Schwanz zu wedeln und ließ den Kopf hängen. Aus mitleidserweckenden Augen sah er den Wächter an.
„Was ist, wenn ich hohen Besuch bekomme?", fuhr Tavaren mit seiner Standpauke fort. „Dann kannst du mich doch nicht so anspringen."
Dasan stieß noch einmal einen kläglichen Laut aus. Er hob eine Pfote und kratzte leicht an dem Stiefel des Wächters.
„Nein", wiederholte Tavaren, aber seine Stimme hatte an Nachdruck verloren. Das Wort zog er ein wenig zu lang und seine Betonung ging am Ende in die Höhe, sodass es fast wie eine Frage klang.
So wenig tadelnd es auch klang, bei Dasan zeigte es seine Wirkung. Er stellte seine Pfote wieder auf den Boden und ließ die Ohren hängen.
„Och, ich hab dich doch trotzdem lieb." Auf die Veränderung in Tavarens Ton reagierte Dasan sofort. Er hüpfte nun wieder wie ein Gummiball um ihn herum.
„Na komm her, Kleiner." Tavaren machte eine Handbewegung, auf die der Wolf hin ihn wieder ansprang. Er legte seine riesigen Pfoten auf Tavarens Schultern, sodass dieser ihm den Brustkorb kraulen konnte.
Lloyd hatte das Schauspiel aus einigen Schritten Entfernung beobachtet. Es wunderte ihn gar nicht, dass Dasan es nicht lernte, Tavaren nicht anzuspringen.
„Na, aber jetzt runter mit dir", wies Tavaren den Wolf an und schob ihn sanft von sich. Ohne erneut zu quengeln, gehorchte Dasan.
„Darf ich Euch vorstellen: Dasan.", sagte Tavaren.
Von Lloyd schien der Wolf nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Er warf ihm nur einen kurzen Blick zu, gähnte und heftete sich wieder an Tavarens Fersen.
Der Wächter klopfte sich, so gut es ging, den Staub und die Wolfshaare aus der Kleidung, ehe er weiterging. Und Lloyd mit ihm. Der Elf wollte es nicht riskieren, sich zu weit von Tavaren zu entfernen. Die Geschichten, die er über Dasan gehört hatte, klangen ihm immer noch in den Ohren.
Links und rechts des Weges, der so breit war, dass auf ihm zwei Kutschen ohne Schwierigkeiten aneinander vorbeifahren konnten, waren Blumenbeete und Hecken angelegt. Die Büsche waren noch grün, aber bald würden sie anfangen sich bunt zu färben und ihre Blätter zu verlieren. Denn die Blumenbeete waren schon leer. Oder immer noch. Hier im Norden gelang es kaum jemandem, Blumen zum Gedeihen zu bringen.
„Außer Dasan könntet Ihr noch meine Schwester und meine Mutter treffen", sagte Tavaren. „Aber... Nun, wir sollten einfach hoffen, dass sie schon schlafen."
Lloyd nickte. „Sie sind wohl nicht sonderlich erfreut, dass Ihr einen fremden Elfen hierher bringt?"
„Meine Mutter nicht", antwortete Tavaren. „Aber Luana, meine Schwester... Sie würde sich sofort auf Euch stürzen und sicherstellen, dass Ihr das Anwesen nicht eher verlasst, bis Ihr um ihre Hand angehalten habt. Sie hatte schon immer eine Vorliebe für alles Elfische." Mit einem Lächeln fügte er noch hinzu: „Aber ich kann Euch selbstverständlich beschützen."
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A King's Tale
FantasyAls der Halbelf Lloyd für einen Auftrag in den Norden geschickt wird, ahnt er noch nicht, was er damit lostritt und welche Reise er bestreiten muss. Die Menschen sind die Bösen und die Elfen die Guten, so hatte er es gelernt, seit er ein Kind war. D...